Sonntag, 15. Dezember 2019

Die Liebesfälscher








































Regie: Abbas Kiarostami

Perfekte Kopien und originalgetreue Nachbildungen...

"Copie Conforme" heißt Abbas Kiarostamis 2010 entstandener eigenwilliger Film und ins Deutsche übersetzt geht es um perfekte Kopien und getreue Nachbildungen. In Deutschland startete der Film unter dem Titel "Die Liebesfälscher" - ein Titel, der auch gut passt, denn was sich in der Handlung zuerst auf die Kunst bezieht, zieht irgendwann in die Gefühlswelt zweier Menschen ein.
Der britische Schriftsteller James Miller (William Shimell) erlebt mit der französischen Antiquitätenhändlerin (Juliette Binoche) in der Toskana einen seltsamen Nachmittag des Kennenlernens. Die Frau gehörte  mit ihrem 11 jährigen Sohn (Adrian Moore) zu den Zuschauern in der Vorlesung von Miller, bei der auch sein neues Buch "Copie Conforme" vorgestellt wird. Da der Sohn nicht besonders interessiert ist an der Veranstaltung und Hunger hat, muss die Mutter notgedrungen den Saal verlassen, sie hinterlässt aber ihre Telefonnummer beim Übersetzer (Angelo Barbagallo) und tatsächlich taucht Miller bei ihr im Antiquitätenladen auf. Der Schriftsteller schlägt vor, dass man das schöne Wetter genießen sollte und so gehts los im Auto der Frau um die schöne Landschaft anzuschauen. Miller muss der Frau einige Exemplare seines Buches signieren, die sie sich gekauft hat und schon kommen sie auf das Thema "Original und Fälschung". In einem Bergdorf findet gerade eine Hochzeit (Brautpaar: Filippo Trojano/Manuela Balsimelli) statt und auch das  Kunstmuseum ist offen. Dort ist ein antik-römisches Frauenportrait zu bewundern, das Bild wurde allerdings im 19. Jahrhundert von einem genialen Fälscher gemalt und wurde von allen Kunstexperten viele Jahre lang für ein echtes Meisterwerk aus der Antike gehalten. Das Bild führt zu Diskussionen - Miller meint das Original sei natürlich die Frau, die gemalt wurde und das Gemälde nur ein Abbild. Sie kehren in eine Bar ein und während Miller ein Telefonat erhält und nach draußen geht, kommt die Frau ins Gespräch mit der älteren Cafe-Inhaberin (Gianna Giachetti), die die beiden Gäste für ein Ehepaar hält. Statt aufzuklären spielt die Antiquitätenhändlerin sofort mit und auch der Schriftsteller, der inzwischen wieder Platz genommen hat, scheint Gefallen an der "Täuschung" zu haben. Mit einem anderen Paar (Jean-Claude Carriere/Agate Nathanson) nehmen die beiden Kontakt auf, sie spielen nun beide ein Paar, das bereits 15 Jahre miteinander verheiratet ist. Plötzlich gewinnen die Dialoge an Fahrt, sie werden emotionaler und leidenschaftlicher...




Der Film endet mit einem offenen Ende, was überhaupt nicht stört. Denn der Regisseur hat es verstanden einem ganz alltäglichen Rendezvous sehr interessante Fragen hinzuzufügen. Dabei verschwimmt selbst im Dialog die Realität mit ein bisschen Fantasie. Kennen sich die beiden schon von früher ? Vor allem die Aussage des Schriftstellers über eine Frau, deren Sohn ihr folgt - ohne Eile - immer ein paar Schritte weiter von ihr entfernt, ist eine Szene, die der Zuschauer schon vorher gesehen hat und nicht im Beisein des Schriftstellers stattfand. Kiarostami gibt ein bisschen Rätsel auf und ist interessiert an der Frage welche Versionen vorgespielt sind und welche der Tatsache entsprechen. So jongliert er hin und her zwischen Wahrheit und Täsuchung, zwischen Kopie und Original. Verantwortlich für die Kameraarbeit war der siebenfach für den David di Donatello Award nominierte Luca Bigazzi.




Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.

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