Sonntag, 1. Dezember 2019

Grand Budapest Hotel







































Regie: Wes Anderson

Weltklasse aus Görliwood...

Das vielleicht einzig irritierende an Wes Andersons neuem Meisterwerk "Grand Budapest Hotel, sind die verschiedenen Bildformate, die der Regisseur für die verschiedenen Zeitebenen wählte. Er entschied sich, den deutsch-britischen Film in drei verschiedenen Seitenverhältnissen zu produzieren. Die Verhältnisse 1,33:1, 1,85:1 und 2,35:1 wechseln in Abhängigkeit von den Zeitebenen der Handlung. Passend zur jeweiligen Zeitebene weisen die verwendeten Objektive eine unterschiedlich starke tonnenförmige Verzeichnung auf. Viele derKameraeinstellungen sind frontal angelegt, dh. im rechten Winkel zur dahinterliegenden Wand, selten leicht schräg nach oben oder unten geschwenkt. In vielen Fällen hat die Kamera in der Mitte des Raums ihre Positiion und zeigt somit ein symmetrisches Bild. Kameraschwenks sind fast ausnahmslos im 90°-Winkel ausgeführt.
Es ist daher vielleicht Andersons Sinn für Verspieltheit geschuldet, dass gerade die Hauptsequenzen, die in den 30er Jahren spielen,  in einem quadratischen Format präsentiert wird, die späteren Ereignisse in den 60er Jahren sind in opulenter Breitleinwand zu bestaunen - ein Format, dass ich mir für den ganzen Film vielleicht gewünscht hätte. Aber gut, das ist jetzt Kritik auf hohem Niveau, denn am Film selbst gibt es gar nichts auszusetzen und spontan ist "Grand Budapest Hotel" für mich der Film des Jahres.
Wes Anderson schöpft dabei aus dem Werk von Stefan Zweig und erzählt eine kuriose Kriminalgeschichte rund um das traditionsreiche Grand Budapest Hotel, dass an das reale Budapester Hotel Gellert, erinnert.
Optisch versetzt uns Anderson in eine märchenhafte osteuropäische Berglandschaft, bunt und schön wie alte Postkarten aus den 30er Jahren. Dort schaltet und waltet der kultivierte und stets mit L´Air de Panache parfümierte Monsieur Gustave (Ralph Fiennes) als Chef-Concierge. Er ist stets dem Wohl seiner Gäste verpflichtet, vor allem auch den älteren, weiblichen und blonden Hotelgästen, die er manchmal auch diskret verwöhnt.
Den neuen hoffnungsvollen Lobby Boy Zero Moustafa (Tony Revolori) nimmt er dann auch unter seine strengen, aber gerechten Fittiche. In dem südosteuropäischen Karpatenstaat Zubrowka zeigen sich aber auch schon Anzeichen für einen neuen zweiten Weltkrieg. Eine von Monsieur Gustaves Liebhaberinnen ist die 84 jährige Witwe Celine Villeneuve Desgoffe und Taxis, genannt Madame D (Tilda Swinton), die einige Tage nach ihrem Hotelaufenthalt unter mysteriösen Umständen verstirbt. Gustave und Zero reisen mit dem Zug zum Schloß Lutz, dem Anwesen der Verstorbenen. Bei der Testamentseröffnung durch Anwalt Vilmos Kovacs (Jeff Goldblum) stellt sich heraus, dass Madame ihrem Gustave das wertvolle Gemälde "Jüngling mit Apfel" des Renaissancemalers Johannes van Hoytl d. J. vererbt hat. Doch die fiese Familie der Verstorbenen, allen voran Sohn Dimitri Desgoffe und Taxis (Adrien Brody) und sein grober Handlanger J.G. Joplin (Willem Dafoe) haben was dagegen. Es wird ein Komplott geschmiedet, dass Gustave (der das Bild verschwinden lässt) ins Gefängnis bringt. Die Anklage lautet Madame D ermordet zu haben. Nun ist Zero gefragt, gemeinsam mit seiner Liebe Agatha (Saoirse Ronan) entsteht ein Plan zur Flucht von Gustave...




Diese mehr als kuriose Geschichte wird vom gealterten Zero (F. Murray Abrahams) in den 60er Jahren einem seiner Hotelgäste, einem Schriftsteller (Jude Law) erzählt, der ins Bergdorf Nebelbad reiste und dort im Grand Budapest Hotel wegen einer Schreibblockade verweilt. Das Hotel hat in dieser neuen Zeit viel von seinem alten Glanz verloren, es wirkt heruntergekommen, aber man kann die Größe noch erahnen, die es einstmals hatte. Anderson durchzieht seinen Film mit viel schöner Melancholie und es sind vor allem die sympathischen wie skurrilen Figuren, die den Zuschauer zum Begeistern bringen. Im Grunde besinnt sich Anderson an die große alte Zeit des Erzählkinos und man erinnert sich mehr als einmal an die großen Werke eines Billy Wilder, aber auch "Tanz der Vampire" von Roman Polanski kommt in der Verfolgungsjagd in einer Winterlandschaft in den Sinn. Wer mal wieder einen Spitzenfilm sehen will, der sollte sich "Grand Budapest Hotel" ansehen. Gedreht wurde in Görlitz. 




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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