Sonntag, 15. Dezember 2019

Ed Wood







































Regie: Tim Burton

Das verkannte Genie....

Tim Burtons 1994 realiserter schwarz-weiß Film "Ed Wood" ist sicherlich einer der besten Bio-Pics aller zeiten. Darin wird die Geschichte des schlechtesten Regisseurs aller Zeiten erzählt...zumindest hatte Edward D. Wood (1924 bis 1978) diesen zweifelhaften Ruf. In Burtons Film wird nicht das ganze Leben des Regisseurs gezeigt, der als Alkoholiker mit 54 Jahren an einem Herzinfarkt starb, sondern die Geschichte beschränkt sich auf die aktive Zeit als Regisseur.
Ed (Johnny Depp) träumte wie viele in dieser Zeit von einer großen Karriere in Hollywood - doch es fehlte an finanziellen Mitteln und reichen Gönnern. Vielleicht auch an Talent, aber er kompensierte dies mit einer großen Menge an Herzblut.  Sein Metier war der Trashfilm, für Doppelvorstellungen gedacht, doch die Hollywoodstudios brauchten keinen Ed Wood. Er und seine Filmcrew, zu dem auch seine Freundin Dolores Fuller (Sarah Jessica Parker) gehört, hoffen auf den großen Durchbruch. Licht ins Dunkel kommt aber erst als Ed den großen, aber inzwischen beinahe schon vergessenen Bela Lugosi (Martin Landau) kennenlernt. Der hat auch schon bessere Zeiten erlebt,  ist pleite und morphiumsüchtig, aber gierig auf eine neue Rolle. Durch dessen Zugkraft kann er "Glen or Glenda" realisieren - ein Film über einen Transvestiten. Dieser Film hat autobiographische Züge, denn Ed liebt es Frauenkleider zu tragen - er bevorzugt vor allem Angora-Pullis und Angora Unterwäsche und behauptet von sich selbst im zweiten Weltkrieg unter seiner Uniform stets BHs und Spitzenhöschen getragen zu haben. Daher lässt es sich der Filmemacher auch nicht nehmen in seinem Film die Hauptrolle zu spielen. Ed vergleicht sich immer wieder mit Orson Welles (Vincent D´Onofrio). Der Film floppt natürlich und für die nächsten Projekte wie "Bride of the Monster" oder "Plan 9 from Outer Space" lässt sich noch schwerer Geld auftreiben. Immerhin gelingt es ihm von einer Baptistengemeinde und von einem Fleischgroßhändler etwas Geld zu bekommen. Mit Kathy O´Hara (Patricia Arquette) bekommt Dolores Konkurrenz, es kommt zum Bruch mit seiner langjährigen Freundin. Aber immerhin kann er die TV-Horroransagerin Vampira (Maila Nurmi), den TV-Hellseher Criswell (Jeffrey Jones) und den abgehalfterten Catcher Tor Johnson (George Steele) einbauen. Beim Dreh seines legendärem "Plan 9", der als schlechtester Film aller Zeiten gilt, wähnt sich der unabhängige Filmemacher auf dem Höhepunkt seiner Karriere...




 diese Geschichte über das Filmemachen hat Tim Burton sehr liebevoll inszeniert, zu keiner Zeit stellt er seine Figur bloß - sondern er zeigt seine Haupfigur als einen der Verrückten eines vergangenen Hollywoods, ein Mann, der Filmemachen als große Leidenschaft ansah. Ihm war es auch schnuppe, ob die Szenen Fehler hatten - er liess sie nur ganz selten wiederholen. Auch von Schnitten machte er wenig Gebrauch. Deshalb finden sich in seinen Filmen, die heute Kultstatus besitzen, immer wieder extrem auffällige Filmfehler wie beispielsweise wackelnde Kulissenwände oder Jump Cuts.  Seine Spezialeffekte waren einfach und billig - so musste auch der schon von Krankheit schwer gezeichnete Bela Lugosi in einer Szene mit einer Plastikkrake im Wasser kämpfen. "Ed Wood" ist witzig und bietet 121 Minuten beste Unterhaltung. Auch wenn er etwas aus dem Rahmen in Burtons Filmographie fällt, ist er doch ein typischer "Burton" Film und die individuelle Handschrift des modernen Hollywood-Märchenerzählers schimmert immer durch. Nach meinem Empfinden ist diese aberwitzige Tragikomödie sogar Burtons bester Film überhaupt.




Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

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