Mittwoch, 4. Januar 2023

Bataillon der Verlorenen


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Francesco Rosi

Der Befehl zur Rückeroberung eines Berges..

Der meistens auf Mafiafilme spezialisierte italienische Filmregisseur Francesco Rosi drehte 1970 den Antikriegsfilm "Bataillon der Verlorenen" - die Geschichte spielt in der Hochebene von Asiago während des 1. Welkrieges um 1916 und konzentriert sich vor allem auf den Monte Fior, der zunächst in italienischer Hand war, dann aber aufgegeben und der feindlichen Österreichischen Armee überlassen wurde. Die Österreicher haben schon nach kurzer zeit den Berg in eine uneinnehmbare Festung verwandelt. Doch die italienische Heeresleitung gibt den Befehl heraus die Rückeroberung des strategisch wichtigen Berges sofort vorzunehmen. Es ist ein Himmelfahrtskommando. Dabei konzentriert sich Francesco Rosi ("Wer erschoß Salvatore G.", "hände über der Stadt", "Die Macht und ihr Preis", "Christus kam nur bis Eboli") vor allem auf die Empfindungen der einfachen Soldaten, die unfähig sind die Verhältnisse zu ändern und den Befehlen von Oben folgen müssen. Die Offiziere der Mittelschicht fungieren dabei sowohl als Befehlsempfänger der ihnen übergeordneten abgefeimten Generäle als auch als Mittler für die einfachen Soldaten, für die sie in einigen Fällen auch Verständnis aufbringen. Denn die Befehle kosten immer sehr viel Menschenleben. General Leone (Alain Cuny) ist dabei unerbittlich und stellt die Disziplin über alles. Beim Marsch in Richtung Berg werden sie in einem Waldgebiet von den Österreichern beschossen, einer der Männer ruft verzweifelt "Halt" und für diesen spontanen Ausruf soll der Mann nach Leones Willen mit dem Leben bezahlen. Sein Rufen habe die Moral der Kameraden untergraben, die ja den Berg zurückerobern müssen. Der sozialistisch geprägte Leutnant Ottolenghi (Gian Maria Volonte) soll diesen absurden wie grausamen Befehl ausführen. Zum Glück hat er eine zündende Idee, wie der Mann dem Todesurteil entgeht. Er lässt seine Untergebenenen einige Schüsse abfeuern und präsentiert einen bereits durch die Österreicher getöteten Kameraden dem General als den Mann, den er gerade eben exekutiert hat. Ottolenghi ist klug und besonnen und verhält sich in einem Protest von anderen Einheiten, der nahe der Meuterei angesiedelt hat, zurückhaltend und schreitet nicht ein, er pfeift auch seine Untergebenen zurück die Ruhe zu bewahren, denn es sei nicht der richtige Zeitpunkt für einen derartigen Protest. Als er gebeten wird sich an der Erschießung der letzten Protestler zu beteiligen, gibt er aber ein klares "Nein" zur Antwort. Zur Division stößt auch das Bataillon des jungen Patrioten leutnant Sassu (Mark Frechette), der langsam erkennt wie schmutzig dieser Krieg tatsächlich ist. Nach diversen Kämpfen mit vielen sinnlosen Toten kommt es erneut zu einer Meuterei. Jetzt bekommt er den Befehl von dem brutalen Major Malchiodi (Franco Grazisoi) die ungehorsamen Soldaten standrechtlich zu erschießen...




Am Ende wird der einstige Idealist, der sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet hat, zum Opfer. Er endet vor dem Exekutionskommando, dass der General veranlasst hat. Francesco Rosis Film ist ein düsterer Film mit sehr beklemmenden Bildern des Krieges. Die Schlachten sind schmutzig inszeniert und es gibt kaum Erholungspausen für die geschundenen Männer. Natürlich fehlt bei Rosi die sozialkritische Botschaft nicht - er inszenierte ein scharfe und parteiliche Analyse der Militärhierarchie als Spiegel gesellschaftlicher Machtverhältnisse, verbunden mit der Aufforderung zur Solidarität der Soldaten gegen die Unmenschlichkeit der Führer. Eine Zielvorstellung, die aber in der Realität nicht machbar ist.
In einer der besten Szenen von Uomini Contro" steigt der General aus dem Schützengraben, die feindlichen Kugeln pfeifen heran, ohne ihn allerdings zu treffen. Nach kurzer Zeit steigt er wieder zurück in den Schützengraben und fragt: „Welcher Soldat will dem mutigen Beispiel seines Generals folgen?“ Ein junger Soldat meldet sich. Vergeblich reden die Offiziere auf ihn ein: „Die österreichischen Scharfschützen haben jetzt nachkorrigiert, du bist in Lebensgefahr!“ Tatsächlich wird der Soldat sofort tödlich getroffen. Seine Kameraden stecken dem Sterbenden nach antikem Brauch eine Münze zwischen die Zähne, damit er die Überfahrt über den Todesfluss Styx bezahlen kann. Lobenswert ist auch die Kameraarbeit (Pasqualino de Santis) und die eindringliche Musik (Piero Piccione).




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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