Sonntag, 15. Januar 2023

Shampoo


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Hal Ashby

George lässt nichts anbrennen...

In den 70er Jahren gehörte Hal Ashby zu den wichtigsten Regisseuren der USA. Seine 1971 gedrehte Liebesromanze über das "unmögliche Paar" Harold und Maude wurde schnell zum Kultfilm. Die Nachfolgefilme waren alle in der engeren Auswahl bei der jährlichen Vergabe der Academy Awards.
1975 folgte er mit "Shampoo" einem promiskuitiven Friseur aus Los Angeles am Wahltag des Jahres 1968. Wie ein Getriebener jagt der von seinem Arbeitsplatz hin zu den Betten seiner vielen Geliebten und ganz nebenbei plant er auch noch einen eigenen Friseursalon aufzumachen. Der Film spielte 60 Millionen Dollar ein und präsentiert eine starke Satire, die sich auf das Thema Sexualmoral und andere soziale Sitten der späten 60er Jahre bezieht.
Hinter einem heruntergekommenen Kosmetiksalon, der allerdings megagut besucht wird, lauern die Schwächen einer neuen oberflächlichen wie rücksichtslosen Gesellschaft, die gierig ist auf Geld, die völlig beziehungsarm lebt und wo jeder mit jedem ins Bett hüpft.
Friseur George Roundy (Warren Beatty) ist in seinem Umfeld total erfolgreich. Er arbeitet im Salon von Norman (Jay Robinson) und fühlt sich durch den Zuspruch seiner vielen Stammkundinnen als wahrer Chef im Laden. Zu seinen Kundiinnen gehört auch Hollywoodstar Barbara Rush. Vielen seiner Kundinnen macht George nicht nur die Haare schön, sondern er steigt, bei jeder Gelegenheit, die sich ihm bietet, mit den Frauen ins Bett. Es ist der Vorabend der Präsidentschaftswahlen 1968, aber hier in Beverly Hills hat jeder ausschließlich mit sich selbst zu tun, obwohl das TV-Gerät in fast allen Haushalten in Dauerrotation läuft. Mit der reichen Felicia (Lee Grant) ist er gerade zärtlich, als das Telefon klingelt. Seine Freundin Jill (Goldie Hawn) ist am Apparat. George verlässt kurz seine Wohnung, um Jill behilflich zu sein, denn sie leide an stärksten Panikattacken und nur er wisse wie er sie mental beruhigen kann. Felicia ist die Ehefrau des reichen Geschäftsmannes Lester (Jack Warden). Ihn hat George tags darauf um eine Unterredung gebeten. Da die Bank die Pläne zur Selbständigkeit nicht unterstützt, ist Lester die letzte Hoffnung an Kapital heran zu kommen. Lester glaubt, dass George schwul ist und ahnt nicht, dass der Casanova mit seiner Frau ein Verhältnis hat. Es kommt aber noch schlimmer: Auch Lesters heimliche Geliebte Jackie Shawn (Julie Christie) hat etwas mit dem attraktiven Friseur. Lesters frühreife Tochter Lorna (Carrie Fisher) passt in das breit gefächterte Beuteschema von George...




"Shampoo" ist ein sehr origineller Film, der es schaffte vier Oscarnominierungen zu erhalten. Während es bei Jack Warden (bester Nebendarsteller), Warren Beatty und Robert Towne (Drehbuch) und Richard Sylbert (Szenenbild) bei der Nominierung blieb, gewann Lee Grant in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin". Warren Beatty überzeugt in der Rolle des getriebenen und sexsüchtigen Mannes. Insofern kann man ihn mit Steve McQueens "Shame" vergliechen. Dort spielt Michael Fassbender diesen Typus. Während in den 60er Jahren die Hauptfigur noch sagen kann "ich habe Spass an meinen sexuellen Ausschweifungen", ist McQueens sexuell aktiver Antiheld frustiert und innerlich leer. Der Sex verschafft ihm nicht mehr die Befriedigung, die er sich damit erhofft. Beattys Friseur merkt seine innere Leere noch gar nicht. So wandelt sich die Zeit.





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

 

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