Montag, 9. Januar 2023

Stolz und Vorurteil


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Joe Wright

Ivorys Nachfolger...

Jane Austen (1775-1817) erlebt schon seit einigen Jahren eine erneute Renaissance, was eine weiter steigende Leserschaft und auch zahlreiche Verfilmungen ihrer Romane nicht zuletzt auch durch die BBC fürs britische TV beweisen. Einen Trend, den die Lichtspielhäuser aufnahmen und nach der erfolgreichen Kinoadaption des Frühwerks "Sinn und Sinnlichkeit" (Ang Lee) und der beiden Spätwerke "Emma" und "Mansfield Park" folgte diese 2005 von Joe Wright inszenierte Version von Austens vielleicht bekanntestem Roman "Stolz und Vorurteil". Nachdem man nun auch seinen Nachfolgefilm "Abbitte" kennt, darf man ihn wohl zu Recht als den Erben von James Ivory auffassen, der wie kein zweiter wunderschön anmutende Sittenbilder der englischen Gesellschaft insenieren konnte und auch die entsprechenden Zwänge dieser Stände anhand von Einzelschicksalen, die diesem System unterworfen waren, glänzend porträtieren konnte.
In diesem Kontext darf man auch "Stolz und Vorurteil" sehen. Eine Geschichte, die vor etwas mehr als 200 Jahren spielt und vordergründig natürlich eine Liebesgeschichte präsentiert, die von Höhen und Tiefen gekennzeichnet ist, also Stolpersteine auf dem Weg zum Glück präsentiert und alles andere als funktionierend dargestellt wird.
Die Geschichte der jungen Elisabeth Bennet (Keira Knightley) und dem schwerreichen, arroganten jungen Mr. Darcy (Matthew McFaddyen), der dem Hochadel angehört. Die beiden mögen sich zuerst nicht sonderlich...und dieses Empfinden wird durch zwei Ereignisse in der Geschichte eher schlechter als besser.
Eine gute Heirat war in der damaligen Zeit die einzige akzeptable Möglichkeit für eine der Gentry angehörenden junge Frau (eine nicht genau abgegrenzte Schicht des gehobenen Bürgertums und niederen Adels im Gegensatz zum höheren Adel),sich eine respektable Stellung in der Gesellschaft zu sichern. Andernfalls war sie ihr Leben lang vom Wohlwollen und der Großzügigkeit wohlhabender Verwandter abhängig.
Und Vater und Mutter Bennet (Donald Sutherland/Brenda Blethyn) haben sogar 5 heiratsfähige, junge Töchter, die unbedingt unter die Haube müssen, bevor der Vater das Zeitliche segnet. Das Heiratsthema und die extrem hysterische und ständig kuppelnde Mutter hat dadurch große Bedeutung, weil das Familiengut der Benetts seiner Rechtsform nach ein Fideikommiss ist und nur als Ganzes und nur in der männlichen Linie (wie weit entfernt auch immer) vererbt werden darf.
Elisabeth ist eine selbstbewusste junge Frau, die sehr stolz ist und auch Vorurteile hat, Darcy ebenso. Das führt zu diesen Missverständnissen, die es hoffentlich zu überwinden gilt. In einer Nebenrolle als Darcys schwerreiche adlige Tante tritt die grosse Judi Dench mit einer denkwürdigen Performance auf.





Ob der Film nun sämtliche Facetten des Romans trifft, dürfte wohl eher nicht zutreffen. Dazu sind die beiden Medien Buch und Kino auch zu verschieden. Jane Austen besticht ja vor allem dadurch, dass soziale, menschliche und gesellschaftliche Eigenarten aufgedeckt, karikiert und mit feinem Humor kritisiert wird.
Beim Film gelten auch kommerzielle Gesichtspunkte und Hauptanteil nimmt natürlich die leinwnandgerechte Liebesgischichte ein. Aber hier ist es Joe Wright gelungen zwei Darsteller zu verpflichten, die glaubwürdig sind und bei denen auch die Chemie stimmt.
Nicht zuletzt gelingt es ihm auch, vor allem wenn man aufmerksam ist, eben ein sehr stimmiges Zeitfenster zu öffnen, inmitten von imposanten Herrenhäusern die Gepflogenheiten von damals zu zeigen, kritisch zu beleuchten.





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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