Samstag, 6. April 2019

Happiness







































Regie: Todd Solondz

Ordinary People...

New Jersey ist der Handlungsort für die episodenartige Erzählung dreier sehr unterschiedlicher Schwestern Jordan.
Joy (Jane Adams) ist die Jüngste, die genauso wie ihre beiden Schwestern Trish (Cynthia Stevenson) und Helen (Lara Flynn Boyle) auf der ständigen Suche nach Liebe und Glück ist, aber in diesem wichtigen Punkt bislang stets scheiterte.
Sie hat kein Glück bei den Männern, zudem ist die labile junge Frau auch in ihrem Job noch nicht gefestigt und schreibt nebenbei Folksongs, weil sie von einer Karriere als Sängerin träumt. Doch das Talent ist begrenzt. Ausserdem strahlt sie eine gewisse Neurotik aus, die ihre beiden älteren Schwestern eher geschickt verbergen.
Mit dem in sie verliebten Andrew (Jon Lovitz) endet das entscheidende Date in einer Katastrophe, als sie ihm einen Korb gibt.
Dann flüchtet sie in die Arme des kernigen Russen Vlad (Jared Harris), doch die anfänglichen Schmetterlinge im Bauch weichen sehr schnell der ungeschönten Realität.
Trish verkörpert eher den erfüllten Traum vom ultimativen Familienglück, es scheint sie hat die perfekte Ehe mit dem Psychologen Dr. Bill Maplewood (Dylan Baker) vorzweisen, beide großartige Eltern für ihren langsam in die Pubertät kommenden Sohn (Justin Elvin).
Auch Timmys Schulkameraden finden die Eltern cool, denn die Maplewoods haben nichts dagegen, wenn die Kids bei Ihnen übernachten.
Keiner ahnt von den perversen Neigungen des Psychologen, der selbst einen Supervisor (Gerry Baker) aufsucht, um seine Gewaltphantasien in den Griff zu bekommen. Im Traum läuft er Amok und erschiesst sich am Ende selbst.
In der Realität missbraucht er die Freunde seines Sohnes, die Aktionen sind raffiniert eingefädelt und durchgeführt.
Helen, die dritte der Schwestern, scheint eine erfolgreiche Schriftstellerin, die Männer liegen ihr zu Füßen. Doch sie empfindet eine Gefühl der Leere, die der notgeile dickliche Nachbar Allan (Philip Seymour Hoffman) für einen Moment brechen kann.
Er hat ein Faible für wüste Telefonate mit wildfremden Frauen, wird aber auch von einer weiteren Nachbarin (Camryn Manheim) bedrängt, die ihm berichtet, dass der Nachportier ermordet wurde.
Dann wären noch die Eltern der drei Schwestern (Louise Lasser/Ben Gazzara), die sich nach 40 Jahren Ehe auf Wunsch des Mannes trennen wollen...




Dies alles bietet der Kosmos von Todd Solondz, der sich seit "Willkommen im Tollhaus", ein Film der sich mit den Nöten des Teenagers Dawn Wiener beschäftigt, einen guten Namen als einer der interessantesten Indenpendent-Filmer der USA gemacht hat.
Zu Recht, denn der 1998 entstandene "Happiness" ist ein echtes Meisterwerk, aber sicherlich kein leichter und einfacher Film, denn er verstört doch enorm trotz seiner inszenatorisch gewollten Leichtigkeit, die manche Szenen geradezu beängstigend werden lassen.
Vor allem die Beschreibung des triebhaften Plans des intelligenten Päderasten und tatsächlich liebevollen Familienvater Mapewood ist an Intensität beklemmend dargestellt.
"Happiness" ist ein Film, der zeitnah zu dem hochdekorierten "American Beauty" entstand und ähnlich wie der mehrfache Oscarpreisträger ein düsteres Spiegelbild des "American Way of Life" zeigt, wobei beide Filme durch die erschreckende Normalität ihre Wirkung beziehen.
Solondz geht natürlich viel krasser vor als Sam Mendez.
Der Film über unerfüllte Sehnsüchte, heimliche Obsessionen oder offene Gewalt bietet diese als alltäglichste Abläufe an. Die beste und eindringlichste Szene ist etwa der Dialog am Ende von "Happiness", in der Bill seinem Sohn detailliert sein Verbrechen schildert und dass er tatsächlich dieser Kinderschänder ist, von dem die ganze Schule redet.
Dass "Happiness" erst jetzt, 13 Jahre nach seinem Kinostart, endlich mal auf DVD erscheint, ist angesichts seiner hervorragenden Qualität schwer nachzuvollziehen, aber aufgrund der sehr kontroversen Thematik des kollektiven Scheiterns hatte er es ja schon bei seinem Kinostart nicht leicht




Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

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