Mittwoch, 7. Februar 2018

Der Soldat James Ryan







































Regie: Steven Spielberg

D-Day und danach...

Er ist nicht nur ein Kinomagier und ein großer Märchenerzähler des Kinos. In manchen Fällen war Steven Spielberg auch ein bemerkenswerter Aufarbeiter von Geschichte. Unvergessen sein größter künstlerischer Erfolg "Schindlers Liste", aber auch der Kriegsfilm "Der Soldat James Ryan" gedenkt in unvergessen Bildern an die Invasion in der Normanie im Zweiten Weltkrieg. Dieser sogenannte D-Day fand am 6. Juni 1944 statt und die Verluste waren enorm. Die Alliierten hatten seit dem D-Day etwa 53.700 Tote zu verzeichnen, von denen 32.807 der Gefallenen in Kriegsgräberstätten in der Normanie begraben sind. Es gab 200.000 deutsche Opfer und die Toten unter der französischen Zivilbevölkerung beliefen sich auf etwa 20.000 Menschen. Mit Omaha Beach bezeichneten die Allierten einen französischen Küstenabschnitt in der Normandie bei Colleville sur Mer und Saint Laurent sur Mer, an dem die Landung des V. US-Korpüs im Rahmen der Operation Neptune stattfand. Die ersten sehr intensiven 27 Minuten des Films "Saving Private Ryan" zeigt schonungslos diese Invasion.  Während auf allen anderen Stränden die Landung durch Artillerie- und Luftangriffe gut vorbereitet war und weitgehend ruhig verlief, kam es auf Omaha Beach beinahe zu einer Katastrophe für die Alliierten. Durch ungenauen Beschuss blieben die deutschen Befestigungen und Mannschaften weitgehend unversehrt und konnten heftiges Gegenfeuer leisten, dem die Infanteristen am Strand schutzlos ausgeliefert waren, so dass zahlreiche Boote voll Soldaten beim Ausstieg oder wenige Sekunden danach komplett niedergeschossen wurden. Vielen Menschen sterben im Kugelhagel einen blutigen Tod. Unter den Opfern sind auch zwei Brüder der Familie Ryan. Ein dritter Bruder starb bereits eine Woche vorher in Neuguinea im Kampf gegen die Japaner. Da es noch einen vierten Bruder gibt, entscheidet der Generalstab den letzten verbliebenen Sohn James Francis Ryan nach Hause zu seiner Mutter zu schicken, um deren großes Leid zu lindern (eine der eindrücklichsten Szenen des Films ist die stumme Sequenz als ein Auto sich dem Farmhaus der Ryans nähert, die Mutter vom Fenster aus nach draussen schaut und dann die Tür öffnet. Schon ahnend die schimme Nachricht, bricht sie auf der Veranda zusammen, in dem Moment als die Boten aus dem Auto steigen). Doch auch dieser James Ryan befindet sich in der Normandie und scheint wohl in einer gefährlichen Lage, da er hinter den feindlichen Linien abspringen musste. Ein Team unter der Leitung von Army Ranger Captain John H. Miller (Tom Hanks) wird gebildet, dass den Auftrag erfüllen muss James Ryan zu finden und ihn aus der Hölle herauszuholen. Das Kader (Tom Sizemore, Edward Burns, Barry Pepper, Vin Diesel, Giovanni Ribisi, Adam Goldberg und Jeremy Davies) bricht auf und nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise zum Grauen des Krieges...



Der Film beginnt damit, dass der alte amerikanische Kriegsveteran James Ryan mit seiner Familie den Soldatenfriedhof in Colleville sur Mer besucht und sich an die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs erinnert. Dabei wirft er für sich die Frage auf, ob er diese Sonderstellung auch verdient habe. "War ich ein guter Mensch ?" fragt er seine Frau, die ihm diese Frage natürlich auch bejaht. Ich glaube auch ohne diese ganz emotionalen Gefühlsausbrüche würde der Film sehr gut, wahrscheinlich sogar noch viel bessser, funktionieren. Denn das Szenario ist überaus erschütternd und wird von Janusz Kaminskis großartiger Kamera perfekt eingefangen. Es braucht da gar nicht diese Heldenmut-Sequenzen um nachhaltig Wirkung zu erzielen. Hier gefiel mir der Stil von Terrence Malick zeitgleich laufendem Meisterwerk "Der schmale Grat" besser. Trotzdem darf auch "Saving Private Ryan" jetzt schon zu einem unvergessenen Klassiker gezählt werden. Es sind dann doch wieder neben der präzisen Position des Geschichtslehrers Spielberg auf sein Geschehen auch die menschlichen Gesten, die den Film packend machen. Die Sterbeszene des jungen Soldaten Irwing Wade bleibt dabei nachhaltig im Gedächtnis. Ebenso der Kampf der Gruppe in einer zerstörten französischen Stadt mit deutschen Scharfschützen. Schliesslich findet man in der Ortschaft Ramelle den Gesuchten, der will aber seine Einheit nicht verlassen. Die Gruppe beschließt die Brücke zu verteidigen, es wird aber eine Reise in den Tod. Am Ende fordert der sterbende Miller James Ryan auf etwas ganz besonderes aus seinem Leben zu machen und dass er die Aktion, die so viele Menschenleben forderte, wert war. Hier in dieser Szene regiert leider wieder das übliche Hollywood Muster, dass dem wichtigen Antikriegsfilm etwas die Kraft raubt.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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