Montag, 25. Dezember 2017

Ardennen 1944







































Regie: Robert Aldrich

Attacke...

Robert Aldrich studierte zuerst Jura und Betriebswirtschaft an der University of Virginia, danach versuchte er ab 1943 sein Glück in Hollywood. Er war zuerst im administrativen Sektor tätig, dann arbeitete er als Regieassistent bekannter Filmemacher wie Lewis Milestone, Charles Chaplin, Edward Dmytryk, Joseph Losey oder Jean Renoir.  Mit den Western "Massai" und "Vera Cruz" begann in den 50ern sein Durchbruch als Regisseur. Es folgte der späte Film Noir "Rattennest". In den 60ern hatte er mit "Wiegenlied für eine Leiche", "Was geschah wirklich mit Baby Jane ?" , "Der Flug des Phoenix" und "Das dreckige Dutzend" eine ganze Reihe großer Kinoerfolge. Auch im progressiven 70er Jahre Kino konnte er sich gut behaupten. "Keine Gnade für Ulzana", "Straßen der Nacht" oder "Die Chorknaben" verfügten über diese harte Gangart und den ätzenden pessimistischen Unterton. Eine Machart, die auch schon seine früheren Arbeiten auszeichnete. Dabei schreckte Aldrich nie vor gewaltvollen Szenen zurück, er inszenierte unerschrocken Korruption und böse Charakterzüge mit aggressiven und groben Stilmitteln. Dies macht viele seiner Filme sehr lebendig und äusserst vital und er erreicht dadurch die sofortige Aufmerksamkeit seines Zuschauers. So auch sein Kriegsfilm "Ardennen 44", der im Original "Attack" heißt und 1956 in die Kinos kam. Dabei ist der harte Kriegsfilm, der in den letzten Monaten des 2. Weltkriegs spielt, keineswegs ein Antikriegsfilm. Eher ein spannender und kompromissloser Männerfilm mit markanten Figuren. Man kann Agonist (Offizier Joey Costa) und Antagonist (Kompanieführers Captain Erskine Cooney) als vielleicht zu überzeichnet dargestellt ansehen. Das tut aber der Spannung dieses hervorragenden Reßers keinen Abbruch. Der Film wird von den sehr guten Schauspielleistungen von Jack Palance, Eddie Albert, Lee Marvin und William Smithers getragen.
Die erste Szene spielt sich irgendwo in Belgien ab. Dort versuchen die Amis einen schwerbewaffneten deutschen MG-Bunker auszuheben. Obwohl Lieutenant Joe Costa von seinem Vorgesetzten Captain Erskine Cooney (Eddie Albert) Unterstützung in Form einer Verstärkung zugesichert bekam, bleibt diese aus. 14 von Costas Männer sterben. Unter den Soldaten ist immer mehr klar, dass der Captain feige und unzuverlässig handelt. Dieser steht offenbar aber auch unter der Fuchtel seines mächtigen Vaters, der sich nichts sehnlichster wünscht, dass sein Sohn als Kriegsheld und großer Feldherr in die Geschichtsbücher eingeht. Der zunehmende und unnötige Verlust an Menschenleben bei den verschiedenen Unternehmungen der Kompanie untergräbt aber schon seit längerem die Moral der Truppe und strapaziert auch die Loyalität von Costa, dem mutigen und tapferen Soldaten, zu seinem unfähigen Vorgesetzten. Dessen Stellvertreter Lt. Harold Woodruff (William Smithers) ist zwar gleicher Meinung - doch er ist auch die Stimme der Vernunft, die den Frieden zwischen Costa und Cooney zu halten versucht. Beide Soldaten werden von ihren Männern gemocht und respektiert. Eigentlich wären beide froh, wenn Bataillonskommandeur Lt. Col. Clyde Bartlett (Lee Marvin) Cooneys Posten einem fähigen Mann geben würde, aber der protegiert Cooney aus egoistischen Gründen. Als es zum Durchbruch der deutschen Wehrmacht während der Ardennenoffensive kommt, gibt Cooney wieder einen zwiespältigen Befehl. Eine kleine Gruppe Soldaten unter Führung von Costa soll die Stadt La Nelle erkunden. Dieser ringt aber sowohl Cooney als auch Woodruf das Versprechen ab, dass diese im Notfall Verstärkung senden. Der Zug gerät unter Beschuß der Waffen-SS, macht Gefangene (Peter van Eyck, Steven Geray) und gerät dennoch in eine auswegslose Situation...




Immer wieder gibt es schockierende Bilder von sterbenden Soldaten zu sehen. Aldrich mutet seinen Zuschauern einiges zu. So wird auch ein Soldat von einem Panzer überrollt - man hört die Schreie, die das kaputte Bein verursachen. Cooney wird vielleicht in seinen sadistischen Neigungen etwas zu krass gezeichnet, aber dies führt auch zu einer sehr starken Szene im Keller eines Hauses, wo sich der ganze Hass explosionsartig entlädt. Vorher erlitt der schwache Vorgesetzte einen Zusammenbruch und hat für einige Sekunden Einblick in seine vom Vater zerstörte Psyche abgeliefert. Am Ende muss sich der gute Soldat entscheiden, ob er sich erfolgreich anpassen soll oder einen unbequemeren Weg gehen soll, der sich vermutlich genauso gefährlich und existenziell zerstörend gestalten kann wie das Kriegsgeschehen an der Front. Als er seinen toten Kameraden auf einem Karren aufgebahrt liegen sieht, weiß er was er tun wird.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen