Samstag, 16. Dezember 2017

Die Teufel







































Regie: Ken Russell

Teufel und Nonnen...

Frankreich im Jahr 1633: König Ludwig XIII. (Graham Armitage) hat eigentlich eher Freude, Prunk und Festlichkeiten im Kopf, die Geschicke des Landes werden daher von dem einflussreichen Kardinal Richelieu (Christopher Logue) regiert. Seine innenpolitischen Ziele unterschieden sich kaum von denen früherer Herrscher, denn auch er wollte den mächtigen Hochadel und vor allem die Protestanten ausschalten.
Dabei ging es ihm in erster Linie um die politische Entmachtung der Hugenotten.
Obwohl er sich offiziell an das Edikt von Nantes hielt, war die politische Macht der Protestanten gebrochen und damit dieses politische Ziel weitgehend erreicht.
Gegen den Adel ging er rigoros vor, indem er zahlreiche Burgen, Schlösser und Landgüter für die Krone enteignete.
So überzeugt er auch den König sämtliche Befestigungsanlagen der französischen Städte zu zerstören. Der König willigt zwar einn, nur die Stadt Loudun soll verschont bleiben, weil der Monarch dem Gouverneur von Loudon in der Vergangenheit schon das Versprechen gab und Stadt unter seinen Schutz stellte.
Nachfolger des verstorbenen Gouverneur wird der angesehene Priester Urban Graindier (Oliver Reed), der auch bekannt als Schürzenjäger ist.
Eine Liason mit der schwangeren Philippe (Georgina Hale), der Tochter des Priesters Canon Mignon (Murray Melvin) beendet er und stürzt sich in eine Affäre mit der schönen Madeleine de Brun (Gemma Jones).
Im Kloster schwärmen die jungen Nonnen von dem stadtlichen Mann, wenn die Klostervorsteherin nicht zugegen ist. Doch Jeanne (Vanessa Redgrave), die neurotische und körperlich entstellte Vorsteherin hat selbst sexuelle Gelüste, wenn sie an Graindier denkt.
Als der Priester ihren Wunsch ablehnt geistlicher Beichtvater des Klosters zu werden und sie zudem von der heimlichen Heirat zwischen Grandier und Madeleine erfährt, löst dies bei der labilen Frau eine psychotische Episode aus und sie bezichtigt ihn der Hexerei, denn er würde nachts zu ihr ins Kloster kommen und sie zur Sünde zwingen.
Diese Anschuldigung kommt Baron de Laubardemont (Duley Sutton) gerade recht, denn er sollte auf Geheiß von Richelieu die Festungsanlagen zerstören, wurde aber von Grandier gestoppt, der sich auf den Eid des Königs berief.
Nun wird schnell der berüchtigte Hexenjäger Pierre Barre (Michael Gothard) herbeigerufen und der soll klären, welche Teufel durch die Inquisition abgeurteilt werden sollen. Die Nonnen und die Hexenjäger zelebrieren eine Raserei zwischen Religion und Sexualität. Alles läuft nach Plan, um Grandier auszuschalten...





Ken Russell ist bekannt für extravagante Filme. Seine bekanntesten Filme dürften "Women in Love" und "Tommy" sein.
Am skandalträchigsten war sein 1971 gedrehter Historienfilm "Die Teufel", der auf faszinierende Weise eine Hexenjagd im Frankreich des 17. Jahrhunderts thematisiert.  Das Drehbuch basiert auff dem Roman Die Teufel von Loudun von Aldous Huxley, sowie dessen Bühnenadaption von John Whiting, die eine wahre Begebenheit aus dem Jahre 1633/1634 wiedergeben.
Russell filmt dies natürlich sehr eigenwillig, es gelingen ihm aber beeindruckende Sequenzen zwischen Blut, Bombast und Obszönität.
Besonders beeindruckend sind die Darstellerleistungen von Oliver Reed als Priester und Hurenbock sowie von Vanessa Redgrave, die als eifersüchtige und psychiatrisch kranke Nonne die Bilder des Films massgeblich prägt.
Für die Bilder war übrigens David Watkin verantwortlich, der später hinter der Kamera von "Jenseits von Afrika", "Chariots of Fire", "Die drei Musketiere", "Yentl" oder "Mondsüchtig" stand.
Russells Film ist wüst und schrill, daher sicherlich nicht jedermanns Sache. Doch es gelingt dem Filmemacher langsam aber unaufhaltsam ein Sogwirkung beim Zuschauer zu erzeugen, der man sich nur noch schwer entziehen kann. Man ist mittendrin im völlig aus dem Ruder laufenden Hexenprozess.
Die sehr freizügige Darstellung und die gezeigte Brutalität sorgte für Kontroversen nach der Uraufführung. Die Zensurbehörden störten sich im Besonderen an Orgienszenen, in denen Nonnen ein mannshohes Kruzifix zur Selbstbefriedigung missbrauchen. Leider ist dieser äusserst besondere Film noch nicht auf DVD erschienen.





Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

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