Samstag, 23. Dezember 2017

Paisa







































Regie: Roberto Rossellini

Italien wird befreit...

Vom italienischen Wort "Paesano" (Landsmann) abgeleitet, nannte Roberto Rossellini seinen 1946 entstandenen Film "Paisa". Der gehört neben "Rom offene Stadt" (1945) und "Deutschland im Jahre Null" (1948) zu seiner Neorealistischen Trilogie. Alle drei Filme sind als Chronik der letzten Tage des 2. Weltkriegs und kurz danach zu sehen. Sie wurden von Rosellini kunstvoll und realistisch eingefangen, ein starker Hang zur Dokumentation wird sichtbar. Dabei ist "Paisa" auch ein Episodenfilm. Es sind 6 einzelne Geschichten, das Gesamtbild ergibt ein schlüssiges Bild zu der Befreiung Italiens, die keinen Triumph darstellt - sondern eher mit dem Leid der Menschen einhergeht, die für diese Befreiung im Kampf stecken.
Bild 1: Amerikanische Soldaten landen auf Sizilien. In einer Kirche entdecken sie verängstigte Bewohner, darunter die junge Carmela (Carmela Sazio). Da die Deutschen in der Nähe sind, brauchen sie jemand, der sie durchs Gelände führt. Das junge Mädchen bietet sich an und die GJs kommen an eine verfallene Burgruine. Dort bleibt Joe (Robert van Loon) alleine mit dem Mädchen zurück, während seine Kameraden weiter die Gegend erforschen. Die beiden kommen sich menschlich näher - ein Scharfschütze der Deutschen schießt auf Joe, der schwerverletzt im Sterben liegt. Carmela nimmt ein Gewehr, doch auch sie wird von den Deutschen erschossen. Als die US-Boys zurückkehren, sind die Deutschen schon wieder verschwunden. Sie entdecken ihren toten Kameraden und glauben, dass Carmela seine Mörderin war.
Bild 2: In den Straßen von Neapel hält sich der dunkelhäutige Militärpolizist Joe (John Kitzmiller) auf. Er ist völlig betrunken und so kann ihm der kleine Pasquale (Alfonsino Pasca) seine Schuhe stehlen. Am nächsten Tag erkennt Joe den Jungen wieder , er ist wieder auf Diebestour und er will natürlich die Stiefel zurück. Er nimmt den Jungen mit und will ihn zu dessen Eltern bringen, die sollen den kleinen Dieb bestrafen. Doch das Kind hat weder ein Zuhause noch Eltern. Er haust mit weiteren Obdachlosen in einer Höhle. Schockiert von dieser Armut der Menschen flüchtet Joe in seinen Jeep und fährt weiter
Bild 3: Nachts in Rom: Ein betrunkener GI (Gar Moore) wird von einer Prostituierten (Maria Michi) angesprochen. Die nimmt den Mann mit in ein Hotelzimmer. Dort erzählt der Soldat von dem Tag der Befreiung Roms, bei dem Einmarsch der Soldaten verliebte er sich in ein Mädchen namens Francesca, doch er hat sie seither nie mehr gesehen. Sofort wird der Frau klar, dass sie dieses Mädchen war. Sie hofft auf eine Rückkehr ins bürgerlicher Leben und erzählt dem betrunkenen Mann, dass sie diese Francesca kennen würde und auch deren Adresse. Sie verspricht ihm, dass sie ihm am anderen Tag ein Rendezvous mit seiner Francesca besorgen könne. Doch es kommt nicht dazu. Während sie hoffnungsvoll wartet, hat er die Nacht fast vollkommen vergessen und fährt an die Front zurück.
Bild 4: In Florenz arbeitet die amerikanische Krankenschwester Harriet (Harriet White). Sie liebt den Maler Guido, der nun als Partisanenführer Lupo für die Freiheit Italiens gegen die Deutschen kämpft. Sie will ihn unbedingt treffen und macht sich gemeinsam mit Massimo (Renzo avanzo) ins Kampfgebiet in der Stadt, wo scharf geschossen wird. Am Ende erfährt sie von einem sterbenden Partisanen vom Tod ihres Freundes
Bild 5: In Romagna suchen drei Geistliche der US-Army  (William Tubbs, Elmer Feldman, ) Unterschlupf in einem italienischen Kloster, abseits der Kriegshandlungen - in der Bergen der Romagna gelegen. Dort führen die Mönche ein äusserst einfaches Leben und vertrauen auf Gott. Als die Mönche erfahren, dass einer der Geistlichen protestantisch und ein anderer jüdisch ist, sind sie verzweifelt. Sie wollen unbedingt für die beiden Ungläubigen beten und fasten und für die Seelen der beiden Männer beten.
Bild 6: Die Po-Ebene wird hart umkämpft. Im Fluß schwimmt die Leiche eines Partisanen. Seine Kameraden versuchen den Leichnam zu bergen. Bevor es zu einem richtigen Gefecht kommt, werden die Partisanen aber von den Deutschen gefangen genommen. Auch US-Amerikaner werden gefangen genommen. Gemäß der Genfer Konventionen wird das Leben der gefangenen US-Soldaten von den Deutschen verschont, die Freischärler werden aber ertränkt. Einer der Amis (Dale Edmonds) ist total entsetzt und stürzt sich voller Wut auf die Deutschen, er wird dabei erschossen...




Diese letzte Sequenz wurde damals in den deutschen Kinos ganz herausgeschnitten, man wollte dem Publikum keine brutalen Wehrmachtssoldaten zumuten. Ingesamt ist "Paisa" ein großartiges Zeugnis seiner Zeit und die Epsioden wirken vor allem als gesammelte Einheit dieser sechs total unterschiedlichen Impressionen. Keine von den Episoden sticht total hervor, es gibt aber auch keine schwache Sequenz. Der große italienische kameramann Otello Martelli hat hier mitgewirkt. Später arbeitete er noch einmal mit Rosselini in "Stromboli" zusammen. Er war auch Chefkameramann der Filme "Bitterer Reis", "Die Müßiggänger" und "La Strada".



Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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