Samstag, 2. Dezember 2017

The Big Red One







































Regie: Samuel Fuller

Apokalyptische Reiter...
 
Samuel Fuller gehört mit Sicherheit zu den schillerndsten Filmregisseuren. der viele aussergewöhnliche und interessante Filme inszeniert hat. Er drehte mit "Polizei greift ein" einen der stärksten Film Noir Filme, im Westerngenre setzte er mit "100 Gewehre" neue Maßstäbe und läutete damit sogar den Spätwestern ein. Als Soldat des zweiten Weltkrieges war er auch immer wieder an der Schilderung von Kriegserlebnissen interessiert, so drehte er auch immer wieder Filme über den Schrecken des Krieges, beispielsweise "Die Hölle von Korea" oder "Tag ohne Ende".
In den 60er Jahren inszenierte er mit "Schock-Korridor" und "Der nackte Kuß" zwei ausserordenlich umstrittene Filme, die aber auch inzwischen verdient den Klassikerstatus erreichen konnte. Sein Hauptwerk ist jedoch mit höchster Wahrscheinlichkeit das 1980 gedrehte Alterswerk "The Big Red One" - ein Kriegsfilm, der damals leider nur in einer extrem verstümmelten Version in die Kinos kam. "Big Red One" ist der Spitzname der 1st Infantrie Division und ist gleichzeitig Fullers autbiografischster Film. Er hatte bis zum Ende seines Lebens gehofft, dass "The Big Red One" irgendwann wieder in seiner ursprünglichen Fassung rekonstruiert werden würde. Und dem Filmkritiker und - historiiker Richard Schickel ist es zu verdanken, dass man versuchte dem Film sein ursprüngliches Gesicht wieder zu geben, so gut wie dies nach einem Vierteljahrhundert noch möglich war. Das Ergebnis ist aber phänomenal und zeigt die stolze Verwandlung eines etwas über dem Durchschnitt liegenden Kriegsfilm über den 2. Weltkrieg zu einem der großen Meisterwerke des Genres.
Erzählt wird dabei in lose verbundenen Szenen die Geschichte von vier apokalyptischen Reitern, in der Gestalt einer Gruppe von jungen Rekruten, die mit ihrem mürrischen, aber extrem kriegserfahrenen Sergeant (Lee Marvin) den zweiten Weltkrieg unbeschadet überleben können. Grund für dieses Glück ist der eiserne Zusammenhalt dieser vier Männer mit ihrem Vorgesetzten, einem Veteranten des ersten Weltkriegs. In der ersten Szene des Films, die in schwarz weiß gedreht wurde, sieht man diesen Sergeant auf dem Kriegsfeld in Frankreich. Der Krieg ist zwar aus, er weiß es aber nicht - als ein deutscher Soldat ihm zuruft "Nicht schießen, der Krieg ist aus" tötet er den Mann mit seinem Bajonett. Erst später erfährt er von seinem Vorgesetzten, dass der Krieg tatsächlich beendet ist. Gemeinsam mit diesem kernigen Vollblutsoldaten sind die Jungs an den Fronten in Afrika, in Sizilien, über Italien nach Frankreich, am D-Day sind sie Teil der Invasion, schließlich noch in Belgien und dann endlich in Deutschland. Letzte Station vor dem Waffenstillstand ist das Konzentrationslager Falkenau in der Tschechosowakei. Die vier Soldaten sind sehr unterschiedlich, aber sie halten total zusammmen. Private Griff (Mark Hamill) ist zwar ein exzellenter Schütze, hat aber am Anfang des Krieges Probleme auf den lebenden Feind zu schießen. Private Zab (Robert Carradine) ist der Erzähler des Films und hat in der Heimat bereits einen Roman veröffentlicht. Er will auch seine Kriegserlebnisse später zu Papier bringen. Private Vince (Bobby Di Cicco) ist italienischer Abstammung und für die Big Red One in Italien durch seine Sprachkenntnisse von unschätzbarem Wert. Als Vierter komplettiert Private Johnson (Kelly Ward) das unschlagbare Quartett. Bei den anderen Soldaten sind sie tatsächlich als diese "Four Horsemen" bekannt, denn sie sterben nicht - während ihre Ersatzleute meistens sehr schnell das Leben verlieren. Daher schließen die vier auch nie größere Bekanntschaften zu anderen Kameraden. Lediglich der junge Kaiser (Perry Lang) gewinnt irgendwann ihre Sympathien. Kann er vielleicht den Fluch, der die Ersatzmänner bisher begleitete, brechen...






Fullers Film wirkt teilweise etwas bizarr, vor allem die Szene in einem belgischen Irrenhaus, in der eine Killerin der Resistance jungen Nazis die Kehle aufschlitzt, bleibt in starker Erinnerung. Auch der skrupellose deutsche Offizier Schröder, gespielt von Siegfried Rauch, bleibt in Erinnerung. Das Herzstück des Films bildet aber die eingeschworene Mannschaft der Männer, die wie ein Schutzschild wirkt und die unglaublicherweise alle die vielen Kämpfe und Fronteinsätze überleben. Lee Marvin lieferte mit dieser grandiosen Darstellung eine seiner besten Leistungen in der langen Karriere ab. Kameramann Adam Greenberg zeigt auch immer wieder Bilder von Kindern, die den Krieg hautnah erleben. Da sieht man einen italienischen Jungen, der seine tote Mutter beerdigen möchte, man sieht einen jungen deutschen Buben, der fanatisch für Hitler kämpft und vom Sergeant als Strafe ordentlich versohlt wird, man sieht ein italienisches Mädchen, dass dem Sergeant als Dank Blumen in den Helm steckt.
Durch die grossartige Rekonstruktion kann man endlich Fullers großes Meisterwerk genießen.






Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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