Dienstag, 5. März 2019

Belle de Jour







































Regie: Luis Bunuel

Gefühle und Gedanken von Severine...

Der 1967 entstandene Spielfilm "Belle de Jour" ist Luis Bunuels erfolgreichstes Werk. Er selbst führte den Erfolg im Kino auf das delikate und erotische Thema zurück, dabei bietet "Belle de Jour" viel mehr.
Einerseits wird der Zuschauer mit den Träumen und Phantasien einer masochistischen Frau konfrontiert. Es ist die zurückhaltende Pariserin Severine Serizy (Catherine Denueve), die mit einem attraktiven Arzt (Jean Sorel) verheiratet ist. Die Beziehung könnte voller Erfüllung sein, denn die beiden lieben sich. Aber Pierre würde sich  von seiner Frau weniger Zurückhaltung bei der körperlichen Liebe wünschen. Severine wirkt manchmal richtig unnahbar, doch er hat Geduld und hofft, dass die Geschlechtskälte bald überwunden sein wird.
Am Anfang des Films fährt eine noble Kutsche durch einen gepflegten herbstlichen Park - zwei Kutscher sitzen auf dem Bock und führen Severine und Pierre aus, die zärtlich und rücksichtsvoll miteinander umgehen. Doch sie möchte seine zärtlichen Avancen nicht, deshalb lässt er abrupt den Wagen anhalten und die beiden Domestiken müssen Severine mit Gewalt aus der Kutsche schleifen, sie wird mit primiten Schimpfwörtern an einen Baum gefesselt, wo sie auf Geheiß des liebenden Gatten ausgepeitscht und später vergewaltigt wird.
Es ist aber ein Tagtraum, den Severine hat. In der Phantasie ist sie alles andere als prüde und als sie von Henri Husson (Michel Piccoli), einem Bekannten ihres Mannes, der ihr unverhohlen sein sexuelles Interesse offenbart, von den berüchtigten Pariser Etablissements erfährt, lässt sie der Gedanke nicht mehr los dort zu arbeiten.
Im "Modesalon" der Madame Anais (Genevieve Page), der in einem eher feinen Pariser Arrondissement liegt, wird sie als dritte Arbeitskraft engagiert und muss neben Charlotte (Francoise Fabian) und Mathilde (Maria Latour) für das Wohl der wohlhabenden Gäste sorgen. Die sind zahlungsfähig, haben aber sehr oft seltsame sexuelle Vorlieben. Madame Anais gibt der Neuen den Namen "Belle de Jour" weil die nur in der Zeit von 14 bis 17 Uhr arbeiten kann. Danach ist sie wieder die liebende Frau ihres verständnisvollen Mannes.
Irgendwann taucht der junge Gangster Marcel (Pierre Clementi) im Salon auf, der zu ihrem Stammfreier wird und sie bald für sich alleine haben will. Auch der ungeliebte Freund des Mannes - Husson - taucht irgendwann dort auf. Das Doppelleben kann vielleicht nicht länger verborgen werden...







Bunuel spielt in "Belle de Jour" wieder einmal genüsslich mit Traum und Realität, die sogar hier als gleichwertig akzeptiert werden und mit den gleichen stilistischen Mitteln dargestellt werden. Ihre masochistischen Phantasien sind Wunschträume, die die junge Frau im Ehebett träumt, wo sie Mühe hat sich gehen zu lassen. Werturteile werden von Bunuel wieder auf den Kopf gestellt und der Schluß ist mehrdeutig. Oder wie Bunuels Stipendatin Julie Jones mal verlauten ließ, dass der Regisseur selbst nicht wusste, was das Ende tatsächlich bedeutet. Ein wahrlich meisterhafter, wie irrwitziger Film, der mit hinreißend schönen Bildern seiner Heldin in ihr Leben und in ihre Gedankenwelt folgt.







Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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