Dienstag, 19. März 2019

Die drei Musketiere / Die vier Musketiere


Regie: Richard Lester

Die Abenteuer des D´Artagnan...

Eigentlich waren die beiden Alexander Salkind Produktionen "Die drei Musketiere" und "Die vier Musketiere - Die Rache der Mylady" nicht als Zweiteiler konzipiert, man wollte mit dem gesamten Filmmaterial lediglich einen Film ins Kino bringen - der hätte ruhig ca. 200 Minuten dauern sollen. Doch es kam anders. Da der Zeitplan sich sowieso schon stark verzögert hatte, entschloss man sich den Film dem Kinopublikum in zwei Teile zu servieren und so kam "Die drei Musketiere" 1973 ins Kino, die Fortsetzung folgte ein Jahr später. Der erste Teil spielte fast 11 Millionen Dollar ein, Teil 2 hatte mit 8,7 Millionen Dollar das Nachsehen.
Der Stoff wurde natürlich schon vielfach fürs Kino gedreht - bereits in der Frühzeit des Films - 1903 - gabs die erste Verfilmung. Die bekannteste ist wahrscheinlich die farbenprächtige Variante aus dem Jahr 1948 - George Sidney führte Regie und Gene Kelly als D´Artagnan sowie Lana Turner als verschlagene Mylady de Winter machten daraus einen riesigen Blockbuster, der zu seiner Zeit fast 9 Millionen Dollar einspielt und damit noch erfolgreicher war als die 20er Version des Draufgängers Douglas Fairbanks.
In den 90ern wurde Stephen Hereks "The Three Musketeers" mit Charlie Sheen ein Kassenhit und auch die erst 8 Jahre alte 3D-Version mit Logan Lerman und der Regie von Paul W. S. Anderson hatte guten Erfolg mit 132 Millionen Dollar Einspielergebnis.
Die beste Verfilmung des Stoffes von Alexandre Dumas ist jedoch eindeutig Richard Lesters Variante, der sich eng an den Roman hält, aber dennoch sehr viel Humor mitbringt - ausserdem sich die Zeit nimmt das Leben in Frankreich zur Zeit von Louis XIII, dem Monarchen, der stark unter dem Einfluss des Kardinals Richelieu steht, perfekt zu zeichnen - sowohl den Adel als auch das arme Volk. Hier gelingen dem Regisseur eindringliche und beeindruckend Szenen als Beiwerk zum großen Ganzen und das Drehbuch von George MacDonald Fraser sieht es vor die Figuren des Romans zum Leben zu erwecken. Sie erscheinen total vital und voller Lebensfreude - vor allem der zuerst noch sehr unbedarfte Gasconger D´Artagnan (Michael York), der sich sehr schnell in den Kopf gesetzt hat Musketier zu werden und damit auch zum Helden seiner Zeit. Ganz nebenbei erobert er auch noch die mit einem alten Greis (Spike Milligan) verheiratete Constanze (Raquel Welch), die zudem noch engste Vertraute der Königin (Geraldine Chaplin) ist. Doch die Gattin von Louis XIII (Jean Pierre Cassel) ist untreu, denn ihr Herz schlägt für den englischen Feind Herzog von Buckingham (Simon Ward) und der Strippenzieher Kardinal Richelieu (Charlton Heston) weiß davon. Er hat auch vor diese Schwäche politisch zu nutzen und möchte, dass der König gegen die Engländer Krieg führen wird. Dazu hat er mit dem Herzog von Rocheford (Christopher Lee) und der raffinierten, totbringenden Killerin Mylady de Winter (Faye Dunaway) zwei überaus gefährliche Mitstreiter an seiner Seite. Auf der Seite der Guten wird natürlich D´Artagnan kämpfen, der von seinem Vater die Schwertkunst erlernte und am Anfang der Geschichte von seiner ländlichen Heimat auszieht, um in Paris ein Held zu werden. Dabei verschärzt er es zuerst mit den drei beliebten Musketieren des Königs Arthos (Oliver Reed), Porthos (Frank Finlay) und Aramis (Richard Chamberlain), doch in dem Moment wo sie wegen des beginnenden Duellierens von des Kardinals Garde verhaftet werden sollen, werden aus den drei Musketiere die Vier mit dem Leitspruch "Einer für alle, alle für einen"....








Richard Lesters Verfilmung ist trotz des überaus gut beobachteten Zeitkolorit ein sehr moderner Film, die deutsche Synchronarbeit hatte damals auch eine Freude an flapsigen Sprüchen, die schon bei der Übersetzung von TV-Serien sehr beliebt war. "Department S" oder "Die Zwei" wurden durch den lockeren Spruch in Sachen Humor meistens etwas aufgewertet und dies ist auch hier in diesem Kinofilm der Fall. Dies verstärkt noch den ironischen und satirischen Touch des Skrips. Das wirkt dann immer etwas ausgelassen, begeisternd ja manchmal sogar etwas albern, aber auf alle Fälle stets kurios und bildet ein klasse Gegengewicht zur spannenden und dramatischen Geschichte. Michael York als D´Artagnon halte ich für eine perfekte Besetzung - er ist hübsch und man kann verstehen, dass die Frauen auf ihn stehen. Nicht nur seine Constanze...auch die de Winter lässt sich verführen und danach auch Kittie (Nicole Calfan), die Zofe der bösen Mylady. Der junge Musketier lässt nichts anbrennen, er liebt Constanze, was ihn aber nicht davon abhält anderweitig seine Sinnenfreuden auszuleben. Ein echtes Schlitzohr und charakterlich indivuell sind auch die anderen Figuren ausgestattet - das macht den Film lebendig und echt, manchmal auch sinnlich, aber auf alle Fälle sehr sexy. Chef-Kameramann war David Watkin, der ein Auge fürs Detail beweist - einmal sieht man beispielsweise wie mitten auf der Straße einer Frau ein Zahn gezogen wird, die Gute schreit vor Schmerzen. Zeitgleich denkt der Monarch nicht an die vielen Armen des Landes, er verweilt sich die Zeit mit Schachspielen. Das Brett wird durch eine riesengroße Gartenfläche im Park des Schlosses ersetzt, Hunde sind als Schachfiguren vorgesehen. 
Mit ca. 210 Minuten ergeben beide Teile einen Monumentalfilm, der riesigen Spass macht - auch heute noch.








Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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