Mittwoch, 15. November 2017

Asphalt







































Regie: Joe May

In den dunklen Straßen von Berlin...

1929 ging die Ära des Stummfilms schon seinem unabänderlichen Ende zu. Und damit veraschiedeten sich auch die von expressionistischer Bildsprache geprägten Meisterwerke der Weimarer Republik. Joe Mays "Asphalt" macht schon in der ersten Szene klar, dass dem macher ein lebhaftes Stadtbild, fast wie ein Kaleidoskop, vorschwebte. Mit diesem großartigen Stil gelang es auch die recht einfache Geschichte zweier ungleicher Liebenden zu erhöhen.
Erzählt wird die Geschichte von dem rechtschaffenen jungen Polizeiwachtmeister Holk (Gustav Fröhlich), der noch bei seinen Eltern (Alert Steinrück und Else Heller) in Berlin lebt. Er liebt seinen Beruf. An diesem Schicksalstag regelt er den Verkehr auf einer belebten Straßenkreuzung. Dort ist die Diebin Else Kramer (Betty Amann) mit ihrem Wagen unterwegs und provoziert mit ihrer schlechten Fahrweise einen Stau und einen kleinen Blechschaden. Doch Holk hilft der schönen Frau am Steuer des Wagens. Er wid die attraktive Unbekannte in dieser Nacht aber noch ein zweites Mal treffen. Diesmal wird sie des Diebstahls von wertvollem Schmuck in einem Juweliergeschäft. Er verhaftet sie, nachdem sie erfolgreich des Diebstahls überführt werden konnte, den sie zuerst leugnete.
Doch der Vamp weiß die fraulichen Reize geschickt einzusetzen und überredet Holk noch vor dem Revier, sie in ihre Wohnung zu begleiten, um zur Identitätsfeststellung ihren Pass zu holen. Dort verführt Else den noch unerfahrenen Holk, der sehr schnell schwach wird.  Er lässt die Anzeige gegen sie fallen und entlässt sie in die Freiheit. Diese Entscheidung muss er jedch bald bitter bereuen. Holk verfällt  sehr schnell der  schönen Fremden und sucht sie am Tag nach der Liebesnacht wieder auf. Else gesteht ihm, dass ihr Freund ein steckbrieflich gesuchter Verbrecher ist, der derzeit in Italien weilt, aber bald zurück kommen wird. . Plötzlich kommt dieser Mann auch schon im Zimmer, entdeckt das Liebespaar beim Küssen  und attackiert in großer Eifersucht den Wachtmeister. In dem anschließenden Handgemenge schlägt der junge Holk den Schurken so unglücklich nieder, dass dieser dabei zu Tode kommt. Die Katastrophe ist da.




Der Film ist für seine Entstehungszeit recht freizügig und zeigt einen guten Jungen, der einem schlechten Mädchen verfällt. "Glaubst du wirklich, dass ich aus der Not heraus zur Diebin wurde, wie iich dir Sagte" - fragt die berechnende Kriminelle den naiven Wachtmann. Erst am Schluß bekommt Else die Gelegenheit ihre Liebe zu beweisen und dem alten Leben den Rücken zu kehren. Ihr junger Lover wird draussen auf sie warten, bis sie die Strafe abgesessen hat und beide werden in ein paar Monaten glücklich. Trotz des Happyends bekam der Film Jugendverbot. Das intelligent inszenierte Sozialstück aus dem Berliner Kleinbürger-Mileu begeistert auch heute noch durch die exzellente Bildsprache und exzellente Kameraarbeit von Willy Schmid Gentner. Es sollte einige Jahrzehnte nach dem Krieg dauern, bis der Film seine Wiederaufführung feiern konnte. Das ZDF strahlte ihn 1973 in seinem Programm aus. Heute gilt der Film als eines der letzten großen Meisterwerke des deutschen Stummfilms. Die Hauptdarstellerin Betty Amann war damals sehr populär. Ab 1931 arbeitete sie auch in England. Alfred Hitchcock engagierte sie für "Endlich sind wir reich". Nach der Machtübernahme der Nazis erhielt sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft keine Angebote mehr. Sie emigrierte 1937 in die USA. Dort hatte sie ihre letzte große Rolle in Edgar G. Ulmers "Isle of Forgotten Sins". Sie wurde in ihrer aktiven zeit sehr oft auch mit Joan Crawford verglichen.



Bewertung: 9 von 10 Punkten

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