Donnerstag, 9. November 2017

Kaltblütig







































Regie: Richard Brooks

Opfer und Täter

Im Oscarjahr 1968 brachte es Richard Brooks dokumentarisch wirkendes Psychogramm zweier Killer "Kaltblütig" auf insgesamt vier Oscar-Nominierungen: Zweimal Richard Brooks selbst als bester Regisseur und bestes adaptiertes Drehbuch sowie die nüchterne Schwarz Weiß Kamera von Conrad L. Hall und die Musik von Quincy Jones.
"Kaltblütig" entstand in Anlehnung an den Erfolgsroman "In cold Blood" von Truman Capote, der mit diesem Tatsachenbericht Literaturgeschichte schrieb. Er beschrieb darin die detaillierte Rekonstruktion der grauenhaften Morde an der vierköpfigen Farmerfamilie Clutter, die in Holcomb, Westkansas lebten. Im November 1959 wurde die ganze Familie in ihrem Haus ermordet.
Der 2005 erschiene Bennett Miller Film "Capote" handelt ebenfalls von diesem spektakulären und grauenvollen Verbrechen - jedoch aus einem anderen Blickwinkel erzählt. Dort wird die Begegnung zwischen dem Schriftsteller und den beiden Mördern (vor allem Perry interessierte ihn) zum tragenden Thema.
Richard Brooks, bekannt durch Klassiker wie "Die Katze auf dem heißen Blechdach", "Die letzte Jagd", "Saat der Gewalt", "Lord Jim", "Elmer Gantry" oder "Die gefürchteten Vier" stützte sich dabei auf die Verhöre der beiden Verdächtigen sowie auf Gerichtsverhandlung, Urteil und die Hinrichtung der beiden jungen Täter.
Ohne ersichtlichen Grund machen sich die beiden vorbestraften Kumpels Perry Smith (Robert Blake) und Dick Hickock (Scott Wilson) mit dem Auto auf zu einem totsicheren Raubüberfall. Von einem Gefängnisinsassen haben sie den Tipp erhalten, dass ein reicher Farmer namens Clutter, der im 400 Meilen entfernten Kansas wohnt, einen Tresor im Haus stehen hat, der meistens mit 10.000 Dollar gefüllt ist. Dabei beschließen die beiden schon von Vornherein, dass sie keine Zeugen überleben lassen. Sie planen die vierköpfige Familie (John McLiam, Ruth Storrey, Paul Hough, Brenda C. Currin) zu beseitigen und sich mit dem Geld aus dem Staub zu machen. Die Leichen der Opfer werden am anderen Tag entdeckt und schockiert nicht nur die Bewohner von Holcomb, sondern auch die ganze amerikanische Öffentlichkeit. Für die beiden Mörder hat sich die Tat nicht gelohnt - sie erbeuteten nur ein paar Schecks, ein Radio und 43 Dollar. Detektive Dewey (John Forsythe) leitet die Ermittlungen, auch Presseleute wie Jensen (Paul Stewart) begleiten die Fahndung der Polizei. Smith und Hickcock ahnen nicht, dass sie bereits unter Verdacht stehen und dass nach ihnen gesucht wird. Dabei werden Rückblenden in die Geschichte eingestreut - Rückblenden aus der Kindheit der beiden unterschiedlichen Männer, die einzeln eher harmlos wären - aber im Gespann zu diesem explosiven Killerduo mutieren. Als sie nach einem kurzen Abstecher nach Mexiko wieder in den USA sind und mit den gestohlenen Schecks bezahlen, werden sie verhaftet. Getrennt finden die Verhöre statt...




In dieser Phase des Films erinnert mich "Kaltblütig" auch an den großartigen Richard Fleischer Klassiker "Zwang zum Bösen" - auch dort gelingt es dem Staatsanwalt die beiden Verdächtigen so zu verunsichern, dass schließlich einer den Mord gesteht. Und es gibt auch Ähnlichkeiten bei der Täterkonstellation - es müssen sich die zwei Richtigen finden, damit sie zum Mördergespann werden. Alleine hätten sie die Tat wohl nie ausgeführt. "Kaltblütig" ist sicherlich einer der überzeugendsten Filme von Richard Brooks, denn er lässt den Figuren sehr viel Raum und Zeit - und darüberhinaus wirkt der Spielfilm perfekt nach den Regeln einer aufschlußreichen Dokumentation. So brutal die Tat war und so kaltblütig die Mörder mit ihren Opfern umgegangen sind - am Ende wird die Hinrichtung der beiden Tätern schonungslos und in aller Härte gezeigt. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Verbrechen und mit der Todesstrafe war sicherlich gewollt.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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