Sonntag, 19. November 2017

Kontroll

Regie: Nimrod Antal

Untergrund...

Einer der undankbarsten Jobs der Welt wird in Nimrod Antals surrealem U-Bahn Thriller präsentiert: Die Rede ist von der fünfköpfigen Fahrkartenkontrolleur-Gruppe des Teamleiters Bulcsü (Sandor Csanyi), die als eine von vielen weiteren Teams täglich die Fahrgäste der Budapester U-Bahn zu kontrollieren haben. Zum Team gehört der junge Tibi (Zsolt Nagy), erst seit 2 Wochen dabei, der versierte Professor (Zoltan Mucsi), lange dabei und irgendwie müde. Auch Lesco (Sandor Badar), der durch ein unakzeptables hygienisches Erscheinungsbild auffällt und den seine Kollegen schon von weitem am penetranten Körpergeruch erkennen und der Fast Food Fan Mucki (Csaba Pindroch) gehören zum Quintett, dass von ihren Chefs beschimpft, von den Schwarzfahrern verhöhnt und von rabiaten Fahrgästen angepöbelt bis körperlich angegriffen werden. Das Image der U-Bahn ist derzeit auch nicht gerade das Beste, denn 7 Fahrgäste wählten in den letzten Tagen den Freitod durch das Werfen vor den einfahrenden Zug. In Wahrheit geht aber ein unbekannter Kapuzenmann um, der für das Ableben der Fahrgäste verantwortlich ist, denn er stößt dann zu, wenn jemand alleine an der U-Bahnstation auf den Zug wartet. Aber auch sonst ist der Alltag dort unten irgendwie die Hölle oder aber abstoßend und vielleicht gerade deshalb so faszinierend für Bulcsu, der seit er diesen Job hat, nie wieder das normale Tageslicht gesehen hat. Er lebt seither 24 Stunden im U-Bahn System, er schläft auf dem Boden, wenn das Licht dort unten ausgeht und wacht morgens zum Dienstbeginn wieder auf. Als er der jungen Zsofi (Eszter Balla) begegnet, die im Bärenkostüm in einer U-bahn sitzt und keine Fahrkarte hat, scheint etwas Sonne in den Kosmos mit dem Neonlicht zu kommen. Die Gruppe ist völlig ausgepowert mit der Arbeit im Labyrinth dieser unterirdischen Schächte. Immer wieder wird die eigentliche Arbeit durch sonderbare Rituale unterbrochen. Einmal die Jagd auf den besten Schwarzfahrer der Stadt (Bence Matyasi), der mit akrobatischem Geschick jede Verfolgung durch die Kontrolleure gewinnt oder das Ausleben der Rivalität der einzelnen Kontroleur-Gruppen. Eine besondere Mutprobe, das Schienenlaufen, sorgt immer wieder für den Freizeitvertreib nach der Schicht. Die Geschäftsleitung ist völlig überfordert, einziges Ziel ist die Imagepflege. Da kommt ein Mörder nicht vor....




 Nimrod Antal lieferte 2003 mit "Kontroll" einen sehr besonderen U-Bahn Film ab, der sowohl schwarzhumorig, spannend und vor allem auch originell seine Story dem Zuschauer nahe bringt. Es sit ein brilliantes und sehr faszinierendes Spiel mit Tempo und leisem Humor. Dabei sind die alltäglichen Erlebnisse der Kontrolleure aus dem Leben gegriffen, sowohl surreal und absurd. Der Killer - wer auch immer er ist - agiert beiläufig und fast schon als fester Bestandteil einer belebten und umtriebigen Welt, die sich unter der Erde abspielt. Dabei gelingt dem ungarischen Filmemacher auch eine gute Charakterstudie der Hauptfigur Bulcsu, der sich seiner Umgebung überhaupt nicht mehr enziehen kann und wie in einem persönlichen Alptraum agiert.
Der phasenweise auch melancholische Film spielt komplett in den Anlagen der Metro und präsentiert eine Vielfalt skurriler Charaktere. Der Film hat keinen durchgehenden Handlungsstrang, sondern viele einzelne Handlungsfäden, die sich einige Male überschneiden.




Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

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