Sonntag, 19. November 2017

Wild Tales

Regie: Damian Szifron

Und täglich grüßt derWahnsinn...

Der argentinische Episodenfilm "Wild Tales" wurde 2014 von Damian Szifron inszeniert und war im eigenen Land ein Riesenerfolg. Kein Kinostreifen hatte in Argentinien mehr Zuschauer, auch die Kritik war entzückt und so ging er ins Oscar-Rennen, wo er am Ende zu den glüclichen 5 nominierten Filme in der Kategorie "Bester Auslandsfilm" gehörte. "Wild Tales" musste sich aber vom polnischen Beitrag "Ida" geschlagen geben. Nichtsdestotrotz war auch die internationale Wertschätzung bei den Cineasten nicht mehr aufzuhalten. Alle 6 Episoden laufen unter dem großen Thema "Gewalt und Vergeltung" und auch der deutsche Zusatztitel "Jeder dreht mal durch" zeigt das schwarzhumorige Programm der Handlungen auf. Bei Episode 1 wirds sogar besonders aktuell und umso makabrer - in Großbritannien löste dieses Intro sogar heftige Kontroversen aus. Kein Wunder, denn man wird in "Pasternak" eindrücklich an den Absturz des GermanWings Flug 9525 erinnert. Hauptfiguren sind die Fluggäste Isabel (Maria Marull) und Salgado (Dario Grandinetti). Epsiode 2 "Die Ratten" führt den Zuschauer in einen menschenleeren Schnellimbiss. Dort unterhält sich die junge Kellnerin (Julieta Zilberberg) mit der Köchin (Rita Cortese) als plötzlich ein Gast (Cesar Bordon) auftaucht und mit dem hat die junge Frau noch ein Hühchen zu rupfen...Episode 3 "Der Stärkste" konfrontiert uns mit dem unerbittlichen Gesetz der Straße. Aus einem Streit zwischen zwei Autofahrern (Leonardo Sparaglia und Walter Donado) wird ein Kampf auf Leben und Tod. Episode 4 ist dem Bömbchen (Ricardo Darin) gewidmet, einem Sprengmeister mit Namen Simon Fisher. Auf ihn passt die berühmte HB Zigarettenwerbung mit dem "Halt mein Freund, wer wird denn gleich in die Luft gehen". "Der Vorschlag" nennt sich die Episode 5, die uns in die Luxusvilla des Multimillionärs Mauricio (Oscar Martinez) führt, dessen verwöhnter Sprößling eine Fahrerflucht begangen hat, bei der eine junge Mutter und ihr Kind getötet wurde. Doch Gefängnis würde sein junges, reiches Leben ruinieren - was liegt da näher als den Gärtner Jukio mit einer halben Million dazu zu bewegen, dass er die Tat zugibt. Unterstützt wird Maurico von seinem Freund und Anwalt (Osmar Nunez). Den Abschluß des Epsidenreigens bildet die Hochzeit von Ariel (Diego Gentile) und Romina (Erica Rivas), die durch Eifersucht völlig aus dem Ruder läuft...



gleichzeitig ist dieser Abschluß vielleicht sogar die strärkste Sequenz unter all den anderen starken Geschichten, die Damian Szifron dem Zuschauer vorstellt. Der Film ist mit seinen 122 Minuten viel zu kurz, zumindest fühlt man dies so, wenn der Abspann kommt Produziert wurde von Pedro Almodovar in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Agustin. Das Gesamtwerk mit großem Soundtrack (u.a. Bobby Womack) ist überaus homogen und die chronologische Reihenfolge der Geschichte auch irgendwie gut durchdacht. Denn auf zwei eher radikale Horrorgeschichten mit durchgedrehten Piloten und Rattengift folgen der ultimative Nervenkrieg auf der Straße, der zeigt, dass Horror und Alltag dicht beieinander liegen und folgerichtig in die moderne Zeit des heutigen Menschen einmündet - zwei sehr zynische Gesellschaftssatiren gehen auf Burokratie und gesellschaftliche Rangfolgen ein. Am Ende dann die große Liebesgeschichte, die vor der endgültigen Erfüllung erst mal alles zerstören muss, was zerstört werden kann - nur dann stellt sich vielleicht ein HappyEnd ein und der Zuschauer kann mit viel Sarkasmus, aber auch ein bissel Hoffnung aus dem Kinosessel aussteigen.




Bewertung. 9 von 10 Punkten. 

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