Sonntag, 12. November 2017

Der Sohn








































Regie: Jean-Pierre  & Luc Dardenne

Ein zum Scheitern verurteilter Versuch Distanz zu wahren..

Die Gebrüder Jean-Pierre und Luc Dardenne sind belgische Filmregisseure, sie produzieren ihre Filme und schreiben auch die Drehbücher. Bekannt wurden sie mit dem 1999 entstandenen "Rosetta", ein Film, der von einer Jugendlichen mit einer alkoholkranken Mutter erzählt. Der Film erhielt die Goldene Palme von Cannes und auch die Nachfolgefilme handeln von Figuren, die um ein besseres Leben bemüht sind.
Ihr bekanntester Film ist sicherlich der grandiose "L`enfant - Das Kind", ein Film, der von tiefer menschlicher Wärme gekennzeichnet, soziale Brennpunkte und die Menschen mittendrin zeigt.
"Der Sohn" (Le Fils) entstand 3 Jahre vorher im Jahre 2002 und ist als DVD leider nur in französischer Sprache mit deutschen Untertiteln erhältlich. Was allerdings nicht abschrecken sollte: In diesem Film wird nicht so oft geredet.
Wer Filme mag, die sich richtig schön Zeit lassen, ihre Figuren zu zeigen und so auch tiefgründig skizzieren, der wird von der wunderbaren Klarheit dieses Films äusserst begeistert sein. Nicht eine überflüssige Szene, kein Wort zu viel, nur das Wesentliche:
Der introvertierte Tischlermeister Olivier (Olivier Gourmet) arbeitet engagiert als Lehrmeister in einer Schreinerwerkstatt für schwierige Jugendliche, die nach ihrer schon in jungen Jahren verbüßten Haft wieder sozial Fuß fassen sollen . Ein Junge, der sich umeine Lehrstelle bewirbt, scheint dabei seine besondere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Zuerst ist er mächtig schockiert, als er die Bewerbungsunterlagen dieses Francis Thirion (Morgan Marinne), den er zum Schreiner ausbilden soll, erblickt. Wer ist dieser Sechzehnjährige, auf den der Mann so merkwürdig reagiert?
Zuerst lehnt er die Bewerbung ab, der Junge soll eher in der Schweisserei-Abteilung des Berufsausbildungszentrums unterkommen.
Trotzdem beobachtet er den Jungen. Er stellt ihm nach und scheint heimlich enorm an ihm interessiert zu sein.
Erst nach einer emotional aufgeladenen Begegnung zwischen Olivier und seiner geschiedenen Frau Magali wird langsam klar, welch schicksalhafte Verbindung der immer mehr unter Spannung stehende Olivier zu bewältigen hat...




Mag sein, dass der Film sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Die Story, die hier in 100 Minuten gezeigt wird, die würde in einem amerikanischen Film nicht mal 15 Minuten Laufzeit auffüllen. Trotzdem finde ich diese minalistische Gangart des Films extrem hervorragend, um nicht zu sagen regelrecht überwältigend.
Mit einer intensiven, aufmerksamen Kamera durchforschen die Filmgebrüder aus Belgien die Oberfläche der Dinge, um die verborgene Tiefe freizulegen. Das Wesentliche ergibt sich somit aus den unbedeutenden Gesten und Handlungen.
Eine wunderschöne Szene beispielsweise der zufällige Treff von Olivier und Francis am Abend an einer Frittenbude, der Junge wundert sich, weil der Lehrherr so exakt seine Körpergröße benennen konnte. Er will prüfen, ob Olivier immer so ein exaktes Augenmaß hat und dieser soll schätzen wie weit es von Francis Fuß zum Autoreifen ist. Der Zollstock beweist die korrekten Angaben Oliviers.
Ein Mann mit einem Geheimnis, die Kamera beobachtet diesen Mann in blauer Handwerkerkluft. Vordergründig um Ruhe ringend, im Innern ein Pulverfass. Ein vielschichtiger grosser Film über die Möglichkeit von Rache und Vergebung.



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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