Montag, 13. November 2017

Sabotage







































Regie: Alfred Hitchcock

Terror in London

Alfred Hitchocks "Sabotage" entstand 1936 und gehört zu seiner englischen Phase, bevor er ab 1940 nach Hollywood ging und dem dort nach einem gewaltigen Flop "Riffpiraten" mit "Rebecca" gleich ein Volltreffer und Oscargewinner gelang. Aber bereits unter seinen englischen Thrillern aus dem 30er Jahren waren echte Meisterwerke. Unvergessen sind "Die 39 Stufen" (1935) und "Eine Dame verschwindet" (1938). Gut gelungen sind auch "Jung und unschuldig" oder "Geheimagent". Nicht zu vergessen sein 1936 entstandener "Sabotage", der auf dem Roman "Geheimagent" von Joseph Conrad basiert, aber vom Namen her umgeändert werden musste, weil Hitchocks Vorgängerfilm auch den Namen "Geheimagent" trug.
Im Grunde ist ein kleiner Junge im Alter von 10 Jahren der Star des Films, denn seine dramatische Szene bleibt unvergessen und ging in die Filmgeschichte ein. Stevie (Desmond Tester), so heißt der aufgeweckte, aber doch etwas melancholisch wirkende Junge, der irgendwie Beschützerinstinkte weckt. Er wächst bei seiner älteren Schwester Sylvia (Sylvia Sidney) auf, die mit dem gütigen und wesentlich älteren Carl Verloc (Oscar Homolka) verheiratet ist. Man merkt sofort, dass Sylvia den Kinobetreiber nicht aus Liebe geheiratet hat, wohl eher waren es wirtschaftliche Erwägungen und immerhin sorgt er auch für ihren kleinen Bruder. Der Film beginnt im abendlichen London, die Leute wollen ins Kino Bijou, einen Film ansehen. Bezahlt haben einige schon für ihr Ticket, doch dann gibts ein Blackout. Alles ist Dunkel. Kurz zuvor sah man eine grell leuchtende Glühbirne immer wieder flackern, dann ein Bild von London mit all seinen Lichtern bei Nacht. Nun ist der Strom weg. Stromausfall. Die Arbeiter im Elektrizitätswerk finden schnell heraus was passiert ist. Es war ein Sabotageakt. Gleich danach zeigt das nächste Bild einen Mann im Dunkel, der sich heimlich nach Hause schleicht. Es ist Verloc. Hinter seiner gütigen und gutbürgerlichen Fassade steckt ein Saboteur. Dabei ist er weniger an dem Terror interessiert wie seine Auftraggeber, die durch böse Aktionen die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzen wollen. Verloc geht es ums Geld. Doch der Stromausfall führt lediglich dazu, dass es an der Kinokasse zu einer erregten Diskussion zwischen Sylvia und den zahlenden Kunden kommt, die ihr Geld zurück wollen. Immerhin bekommt sie Unterstützung von Ted Spencer (John Loder), der neuerdings am Gemüsestand in der Nachbarschaft arbeitet. Währenddessen hat sich ihr Mann schon ins Bett gelegt und tut so als ob er geschlafen hätte. Er sagt seiner Frau, dass sie den Kunden das Geld erstatten soll, denn er hätte bald viel Geld zu erwarten. Doch er verschätzt sich. Der Auftraggeber gibt ihm keine Entlohnung für die getätigte Sabotage, da sie bei den Menschen wie ein Lachnummer wirkte. Doch Verloc bekommt eine weitere Chance. Er soll sich mit einem Bombenbastler treffen und Sprengstoff abholen und die soll dann an einem belebten Samstag mitten in der Innenstadt explodieren. Eine Tragödie bahnt sich an...



 Tragödie deshalb, weil der kleine Stevie durch einen blöden Zufall zum Transporteur der Bombe wird, ohne es zu wissen. Sie soll um 1 Uhr 45 hochgehen, der Junge wird von Verloc beauftragt das Gefahrengut - als Filmmaterial getarnt - bis 1 Uhr 30 am Zielort abzugeben. Doch der Junge trödelt und wird auch noch ein paarmal in der Stadt aufgehalten. Irgendwann ist er tot, zerissen von einer Bombe, wo der doch noch einige Sekunden vorher in der Straßenbahn neben einer alten Dame saß und mit deren kleinem Hund spielte. Es ist einer der ganz wenigen Thriller aus dieser Zeit, in denen ein Kind ums Leben kommt. Und dieser Schock bestimmt dann nach einer Stunde diesen spannenden Film, denn aus dieser Tragödie entwickelt sich die tödliche Dynamik fort.



Bewertung: 8 von 10 Punkten

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