Dienstag, 21. November 2017

Ein Kind zu töten







































Regie: Narciso Ibanez Serrador

Täuschende Sonne und Kindergeheimnisse

Die britischen Touristen Tom (Lewis Fiander) und seine schwangere Frau Evelyn (Prunella Ransome) befinden sich in Spanien, um einen ruhigen Urlaub zu verbringen. Im pittoresken Städtchen Benavis an der katalanischen Küste ist aber alles zu anstrengend, laut und euphorisch, denn die Beiden platzen mitten in die Fiesta de Benavis, ein lokales Volksfest mit Umzug, faszinierend-düsteren Masken, Märkten, Trachten, viel Gesang und noch viel mehr Feuerwerk.
So entschliessen Sie sich am nächsten Tag mit einem kleinen Fischerboot zur etwas abgelegenen Insel Almanzoro aufzubrechen. Dort werden sie am Hafen von spielenden Kindern empfangen. Doch die Suche nach einer Unterkunft wird zu einem schwierigen Unterfangen. Wo sind all die Erwachsenen geblieben ? Die zentral gelegene Bar am Dorfplatz ist ebenfalls menschenleer. Nur Kinder sieht man ab und zu beobachtend an der Bar vorbeilaufen.





Dank dem Label Bildstoerung gibt es den heute nahezu vergessenen Horrorfilm "Ein Kind zu töten" ( ¿Quién puede matar a un niño?) auf DVD.
Der 1976 von Narciso Ibanez Serrador gedrehte Film ist ohne Frage ein verschollenes Meisterwerk, dass es noch zu entdecken gilt.
Dabei wurde dieser damals in Deutschland gekürzten und somit verstümmelten Kinofassung das herausgeschnittene, aber dramaturgisch unverzichtbare 7 Minuten Intro mit grauenhaften Originalbildern und Archivaufnahmen von fünf grauenhaften Kriegen beigefügt.
Den Zusammenhang zur eigentlichen Handlung auf dieser herrlich sommerlichen und wunderbar idyllen Insel stellt der Regisseur durch dei Tonspur her: Zu den grauenvollen Kriegsbildern, das vor allem die Kinder als die Leidtragenden zeigt, erklingt munteres Kichern und Kinderlachen und ein kindliches Singen, dass an "Schloß des Schreckens" erinnert.
Dieses Kinderlachen wird die beiden unbedarften britischen Touristen auf dem Weg ins Grauen immer wieder begleiten.
Der Film erinnert an ähnliche Klassiker wie "Herr der Fliegen", vor allem abe an Wolf Rillas "Dorf der Verdammten", bleibt aber durchgehend eigenständig und wartet mit großartigen wie gespenstischen Alptraumbildern auf, die von Almodovars Stammkameramann Jose Luis Alcaine kreiert wurden.
Dabei wirkt es besonders gelungen, weil das Grauen sich inmitten einer sonnenintensiven Atmosphäre und eben nicht wie üblich im Dunklen entfaltet.
Auch der Soundtrack (auf einer Extra CD beiliegend) ist gut gelungen. Dafür verantwortlich der spanische Musiker Waldo de los Rios, der in den 70ern ein paar Hitparadenerfolge verzeichnen konnte und in schwerem depressiven Zustand 1977 Selbstmord beging.






Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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