Mittwoch, 29. November 2017

Die Verlobung des Monsieur Hire







































Regie: Patrice Leconte

Einsamer Beobachter...

Die Kriminalromane des belgischen Schriftstellers Georges Simenon waren schon immer sehr attraktiv um sie zu verfilmen. Über 100 Kino- und Fernsehfilme wurden ab 1932 realisiert. Seine bekannteste Figur ist sicherlich Kommissar Maigret. Im Ranking der besten Filme konkurrieren wahrscheinlich "Der Uhrmacher von St. Paul" von Bertrand Taviernier, "Die Millionen eines Gehetzten" von Melville, "Die Fantome des Hutmachers" von Claude Chabrol und "Die Verlobung des Monsieur Hire" miteinander. Letzterer wurde 1989 von Patrice Leconte verfilmt und ist heute leider etwas in Vergessenheit geraten. Bei der Vergabe der Cesars gewann "Die Verlobung des Monsieur Hire" den Preis für den besten Ton. Die sieben weiteren Nominierungen, darunter Bester Film, beste Regie, bester Hauptdarsteller und beste Hauptdarstellerin, reichten nicht zum Sieg.
Michel Blanc spielt den Sonderling Monsieur Hire - ein Schneider, den keiner in seinem Viertel mag. Und Monsieur Hire gibt sich auch wahrlich keine große Mühe seinen Nachbarn zu gefallen. Er lebt allein und gestaltet seinen Tagesablauf in immer wiederkehrenden Ritualen. Sein Frühstücksei isst er beinahe so pedantisch, wie er in seinem Laden den Frauen die Rocksäume absteckt. Die einzigen Mitbewohner sind weiße Mäuse, die er bei ihrem Ableben in ein Stück Stoff wickelt und sie dann im Fluß bestattet. Wenn es dunkel wird, geht der einsame Mann zum Plattenspieler und legt klassische Musik von Brahms auf. Von dort aus kann er genau in die Wohnung seiner attraktiven Nachbarin Alice (Sandrine Bonnaire) schauen. Er beobachtet die Frau heimlich und weiß auch wann deren Freund Emile (Luc Thullier) dort übernachtet. Manchmal geht Monsieur Hire ins Bordell. Eines Tages wird in diesem Pariser Viertel eine junge Frau ermordet. Der Polizeiinspektor (Andre Wilms) führt die Ermittlungen und bei seinen Befragungen macht er auch Bekanntschaft mit Monsieur Hire, der auch auf ihn einen seltsamen Eindruck macht. So gerät der stets korrekt gekleidete Mann bald ins Visier der Ermittlungen. Ein Taxifahrer (Andre Wilms), der vielleicht den Mörder gesehen haben könnte, kann aber nicht mit Gewissheit sagen, ob Hire derjenige war der in der besagten Nacht in einen Wohnblock rannte. In einer Gewitternacht erleuchten die Blitze die Nacht und Alice entdeckt den Mann, der sie von seinem Fenster aus beobachtet...




Die Geschichte liefert zwei Paraderollen für Michel Blanc und für Sandrine Bonnaire. Dabei ist der Film nur 81 Minuten kurz und wählt dennoch ein geruhsames Tempo in seiner ersten Hälfte. Dies braucht die Geschichte aber auch, um dann im zweiten Mal umso mehr seine hervorragende Atmosphäre von Suspence auszuspielen. Dabei sind zahlreiche Neo Noir Elemente zu entdecken. Darüberhinaus ist die Komplizenschaft der beiden Hauptfiguren das eigentliche Thema des Films, die sich bald durch diese schicksalhafte Verquickung nahe eines Abgrunds befinden. Ganz nebenbei entfaltet die Geschichte noch eine Charakterstudie über einen einsamen Menschen mitten in der Großstadt. "Monsieur Hire" ist eines der glücklichen Beispiele für hervorragendes präzises Erzählkino made in Europe.





Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

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