Donnerstag, 11. Januar 2018

Der Mann, der zweimal lebte







































Regie: John Frankenheimer

Der Mann, der Arthur Hamilton war...

In den 60er Jahren hat Regisseur John Frankenheimer eine ganze Reihe von bemerkenswerten Filmen gedreht. Sein 1962 inszenierter "Botschafter der Angst" hat seit einigen Jahren endlich der ihm gebührende Platz in der Liste der besten Filme aus den 60er Jahren. Und sein 1966 gedrehter "Der Mann, der zweimal lebte" hat das Potential zum echten Kultfilm. Leider ist "Seconds" - so der Originaltitel - immer noch weitestgehend unbekannt.
Es ist auch nicht ganz leicht, den Film in ein Genre zu stecken. Einerseits kann man ihn als "Science Fiction" einordnen, doch je länger die Laufzeit desto mehr greift ein sehr unangenehmer Horror in die Geschichte ein. Und die Geschichte ist genauso fantastisch angelegt wie die in "Botschafter der Angst" - dort geht es um eine Gruppe von Soldaten, die in Korea durch eine Gehirnwäsche zu Marionetten der Sowjetunion werden. Auch in "Der Mann, der zweimal lebte" mischt eine geheime Organisation mit, wenn es darum geht, dass ein Mann - zuerst gegen seinen Willen, dann freiwillig - eine neue Identität erhält und dann zur striken Einhaltung dieser neuen Identität gezwungen wird. Wenn man "Sieben Tage im Mai" dazuzählt, dann kann man wohl von einer 60er Paranoia-Trilogie des Regisseurs sprechen, die qualitativ Alan J. Pakulas 70er Jahre Paranoia Trilogie (Klute, Zeuge einer Verschwörung, Die Unbestechlichen) in nichts nachsteht.
"Der Mann, der zweimal lebte ist auch eine Art Mysterium, dass sich mit der Obsession ewiger Jugend beschäftigt und die Fragen aufwirft "wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte" oder "Könnte ich nur ein anderer Mensch sein".
Rock Hudson bewies auch hier, dass er leider als Schauspieler oft unterschätzt wurde - hier liefert er eine beeindruckende Darstellung. Sie ist allerdings gekoppelt an die Figur des Arthur Hamilton, gespielt von John Randolph.
Der ist ein Mann im mittleren Alter, der glaubt, dass sein Leben stark an Sinn verloren hat. Er hat zwar beruflichen Erfolg, doch dies erfüllt ihn n icht mehr. Er erlebt und empfindet die Liebe zu seiner Frau Emily (Frances Reid) als erkaltet. Seine einzige Tochter sieht er kaum noch, sie lebt inzwischen ihr eigenes Leben weit weg vom Elternhaus.
Was hat aber der Anruf seines besten Freundes Charlie Evans  (Murray Hamilton) in ihm ausgelöst ? Seine Frau jedenfalls macht sich Sorgen, er konnte nicht mehr einschlafen, nachdem er diesen mysteriösen Anruf mitten in der Nacht bekam.
Am anderen Tagen wird er erneut angerufen und verabredet sich mit dem Mann, der sich für Charlie ausgibt, in einer riesigen Fleischverpackungsanlage. Die Augen werden ihm verbunden, ein Mann hilft ihm in einen Lastwagen zu steigen und dann fährt er durch die Stadt zu seinem geheimen Bestimmungsort. Es ist ein großer Komplex mit dunklen, leeren Fluren. Eine Mitarbeiterin begrüßt ihn und bietet ihm eine Tasse Tee an, bevor er empfangen wird. Dann schläft er ein und als er aufwacht macht man ihm das Angebot eine Verwandlung zu machen. Sein Freund Charlie hätte ihn empfohlen. Er soll durch plastische Chirurgie ein ganz neues jüngeres Gesicht erhalten und eine neue Identität als "Antiochus Tony Wilson". Sein Tod als Arthur Hamilton wird von dieser Firma auch inszeniert, alles soll so aussehen, dass das alte ich bei einem Hotelbrand den Tod fand. Noch zögert Hamilton, doch durch das freundliche und kompentente Personal wie Mr. Ruby (Jeff Corey) oder diesen väterlichen alten Mann (Will Geer) gibt er sein "Ja" zum neuen Leben. Tatsächlich hat der Chirurg (Richard Anderson) großartiges geleistet. Und mit dem Butler John (Wesley Addy) steht ihm eine geschulte Kraft für die Schwierigkeiten der ersten Zeit zur Seite. Leider findet Wilson keinen Gefallen an seiner neuen Identität. Er lernt zwar eine attraktive Frau (Salome Jens) kennen, die ihm einige Hemmungen wegnimmt, doch das Grübeln hört damit nicht auf...





Kameramann James Wong Howe liefert ebenso wie Regisseur Frankenheimer eine beeindruckende Leistung. "Der Mann, der zweimal lebte" kann über die gesamte Laufzeit seine düstere Faszination aufrechterhalten. Man nimmt der Figur die Grüblerei und die Selbstzweifel völlig ab, die sich mit dieser neuen Identiät einstellen. Dabei kommt der tragische Held zurück zu seinen Roots und erkennt, dass es gar kein Zurück mehr geben kann - alles wirkt nun nur noch schwebend. Der Schlußpart ist extrem fies und bietet echten Horror, dabei lässt Frankenheimer den Protagonisten lange Zeit im Glauben, dass diese Organisation nur Gutes möchte. Denn dieser Geschäftsführer, ein alter Mann, scheint aus einen Frank Capra Film als guter Geist entsprungen zu sein, er hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Engel Clarence aus "Ist das Leben nicht schön" oder Chang oder dem hohen Lama aus "In den Fesseln von Shangri La". Aber der Schein könnte trügen.





Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen