Samstag, 13. Januar 2018

Menace II Society







































Regie: Albert & Allen Hughes

Be cool in Watts...

Vom Alltag im amerikanischen Ghetto, genauer gesagt im Problemdistrikt Watts in Los Angeles, erzählt der von Albert und Allen Hughes inszenierte Film "Menace II Society" aus dem Jahr 1993. Damit war er einer der ersten US-Filme, der sich ungeschminkt mit den amerikanischen Parallelwelten auseinandersetzte. "Menace II Society" heißt soviel wie "Gefahr wie die Gesellschaft" und gehört neben "Boyz in the Hood" von John Singleton aus dem Jahr 1991 und "Clockers" von Spike Lee, der vier Jahre später entstand, zu den besten Werken des Genres.
"Menace II Society" war der erste Filme der Hughes Brothers, die einige Jahre später mit "From Hell" und "Book of Eli" weitere Regieerfolge feiern konnten.
Auch heute noch wirkt der Zustandsbericht aus dem Ghetto besorgniserregend und man kann sich kaum vorstellen, dass der Film tatsächlich den ganz normalen Alltag in diesen Problemvierteln schildern soll - aber leider ist es die Wahrheit.
Dort werden schon die Kinder schon sehr früh mit Gewalt und Drogen konfrontiert. Der Wohnbezirk Watts hat etwa 35.000 Einwohner. In den 40er und 50er Jahren zogen viele Schwarze aus dem Südstaaten dorthin, sie kamen alle in den Sozialsiedlungen unter. Enige Jahrzehnte später kam noch ein Zuzug von Einwohnern aus Mexiko oder anderen lateinamerikanischen Staaten dazu. Eine explosive Mischung und vor allem waren es Menschen, die zu den sozial schwachen Schichten gehörten. Es kam zu Unruhen untereinander und heute weist Watts die höchste Kriminalitätsrate von Los Angeles aus. Es wird geraten die Gegend nach Einbruch der Nacht zu meiden, wenn man nicht getötet werden will.
In diesem Viertel wächst der junge Caine (Tyrin Turner) auf. Sein Vater Tat (Samuel L. Jackson) war ein Mörder und Zuhälter und drogensüchtig wie seine Frau. Mit 18 Jahre ist Caine Vollwaise und verdient sein Geld mit dealen. Sein bester Freund ist der noch minderjährige O-Dog (Larenz Tate), der noch um ein vielfaches aggressiver ist als Caine. Bereits die ersten zwei Szenen zeigen wie wenig wert ein Menschenleben ist und wie viel Wut und Hass in den Menschen steckt. In einem Spirituosenladen, das von einem koreanischen Ehepaar geführt wird, kommt es durch gegenseitige Beschimpfungen zur Katastrophe. O-Dog zieht die Knarre und tötet den Ladenbesitzer, Caine steht daneben und kann nicht glauben, was da gerade für ein Blutbad im Gange ist. In der zweiten Szene wird Caines Cousin Harold (Saafir) von einer anderen Gang erschossen, die sein Auto klauen wollten. Caine wird dabei schwer verletzt und landet als Notfall im Krankenhaus. Der einzige Lichtblick für Caine ist Ronnie (Jada Pinkett Smith), die Frau seines Freundes Pernell (Glenn Plummer), der eine lebenslängliche Freiheitsstrafe verbüßen muss. Ronnie hat einen kleinen Jungen (Julian Roy Doster), für den Caine zu einer Art Vaterersatz wurde. Ronnie selbst hegt Gefühle für Caine, die er erwidern würde, aber aus Rücksicht zu Pernell immer auch wieder auf Distanz geht. Einer von Caines Kumpel heißt Sharif Butler (Vonte Sweet) und hat sich mit dem Islam angefreudet. Sharifs Vater (Charles S. Dutton) ist erfreut darüber, dass die Religion den Sohn von der Kriminalität abhält. Auch Caines Großeltern (Arnold Johnson, Marilyn coleman) sind gläübig - auch das Christentum ist eine Alternative zum täglichen Morden. O-Dog zeigt jedem seiner Kumpel die Videoaufzeichnung von seinem kaltblütigen Mord im Spirtuosenladen, alles finden das cool. Den ersten Mord verübt Caine dann auch bald - denn die Mörder seines Cousins müssen sterben. So hat sich die unrühmliche Gangsterkarriere auch für Caine geöffnet...




Die Hughes Brothers haben für mich einen sehr authentischen Film über dieses Leben auf der Verliererstraße gemacht. Das Ende ist abzusehen und logisch. Dabei konnten die Regisseure auf ein sehr gut spielendes Ensemble aufbauen. Nicht nur Tyrin Turner als Caine liefert eine glaubwürdige Vorstellung, auch die tragenden Nebenrollen sind mit den Youngsters Larenz Tate, Vonte Sweet und Jada Pinkett-Smith hervorragend besetzt. Man bekommt allerdings einen schonungslosen Bericht über das Ghetto serviert. Da ist wenig Platz für Gefühl. Dabei verzichten die Macher auf den moralischen Zeigefinger, der Zuschauer wird selbst ohne Anleitung in diese Welt hineingezogen und muss sich selbst ein Bild davon machen. Eine Welt, in der sich die Schwarzen gegenseitig töten und eine Welt, in der die Polizei auch äusserst kriminell agiert. Eine Welt, dessen einzige Fluchtmöglichkeit die Religion zu sein scheint. Durch den Siegeszug des HipHops dürfte "Menace II Society" vor allem für Teenager aus sozial schwächeren Schichten eine gewisse Faszination haben. Nicht umsonst wurde "Menace II Society" sehr schnell zum ultimativen Kultfilm der Community. Die Gewalt wird nicht als böse dargestellt, sondern als logische Konsequenz einer Kettenreaktion. Sie äusserst sich banal und völlig sinnlos. Aber sie ist allgegenwärtig. Bei Caine, als er fünf Jahre ist (Brandon Hammond) wie auch bei der nächsten Generation, vertreten durch den kleinen Anthony. Schon als Kinder werden sie Zeuge des Tötens wegen Kleinigkeiten.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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