Montag, 29. Januar 2018

Das goldene Zeitalter







































Regie: Luis Bunuel

Mit voller Absicht ein Skandal herbeigeführt....

Die Premiere des 1930 entstandenen Surrealismus Klassikers "Das goldene Zeitalter" von Luis Bunuel fand im "Studio 28" statt. Diese Gemeinschaftsproduktion mit Salvador Dali fand zuerst vor ausverkauftem Haus statt. Das änderte sich aber schnell. Der Inhalt schockte die bürgerliche Welt. Denn die Einflüsse von Sigmund Freud, Marquis de Sade oder Karl Marx waren schon provozierend und polarisierend genug. Während im "Der analusische Hund" die Tragödie der Begierde eines Menschen steht, hatte "Das goldene Zeitalter" eher den Widerstreit zwischen Liebe und gesellschaftlichem Leben zum Thema. Die Liebe mit all ihrer Sehnsucht und Begierde steht im Kampf mit der bestehenden Gesellschaftsordnung. Die Pfeiler der Gesellschaft wie Religion, Vaterland, Familie oder Kultur erschien wie eine Unmoral, die es zu bekämpfen gilt. Diese Kampfansage der beiden Surrealisten verstanden auch die Feinde - so wurde am 3. Dezember 1930 die Aufführung durch rechtsextreme Gruppen unterbrochen. Sie verwüsteten den Kinosaal und die Leinwand wurde mit Tinte überschüttet. Es kam zu einem Aufführungsverbot, dass 50 Jahre lange den Film verhinderte. Erst 1980 wurde es aufgehoben.
Erzählt wird die Geschichte einer "amour fou" - zwei Liebende wälzen sich voller Wollust im Schlamm. Viele Menschen sind Zuschauer während der feierlichen Grundsteinlegung der ewigen Stadt Rom. Natürlich wird das schamlose Treiben unterbunden, die Liebenden voneinander getrennt. Desweiteren präsentiert Bunuel eine Szene über das Verhalten der Skorpione. Priester werden als vermoderte Skelette gezeigt, nur noch mit den Resten ihrer erzbischöflichen Ornamenten bekleidet. Der Mann, der abgeführt wurde, kann seinen Bewachern entkommen und wirft einen hilflosen Blinden auf der Straße zu Boden. Er geht auf eine Feier, auf der er seine Geliebte wieder trifft. Dort in der guten Gesellschaft nimmt man kaum Notiz davon, dass ein Dienstmädchen bei einem Brand in der Küche Feuer gefangen hat. Auch dass ein Bediensteter des Anwesens seinen kleinen Sohn einfach erschießt, weil dieser ihm Tabak aus der Pfeife gemops hat, wird nur distanziert und kühl beobachtet. Als die Gastgeberin von dem entflohnenen Mann aber geohrfeigt wird, entrüstet sich die gesamte Gesellschaft. Der Schluß des Films ist eine Anspielung auf die "120 Tage von Sodom des Marquis de Sade". Vier Männer verlassen gerade das Schloß, in dem sie 120 Tage lang die größten Ausschweifungen und Perversionen ausgelebt haben. Einer von ihnen sieht dabei noch aus wie Jesus Christus...



das alles war natürlich zur damaligen Zeit ein Schlag ins Gesicht von Bürgern und Christen. Bunuel selbst sagte über seinen frühen Skandalfilm "es war der einzige Film meiner karriere, den ich in einem Zustand von Euphorie, Enthusiasmus und Zerstörungsrausch drehte, ich wollte die Vertreter der Ordnung angreifen und ihre ewigen Prinzipien lächerlich machen". Er wollte einen Skandal absichtlich herbeiführen - mit dieser "Gotteslästerung" ist ihm dies damals auch gelungen. Und ebenfalls sind ihm wieder unvergessliche Kinoszenen gelungen: Die mumifizierten Priester, die Kuh auf dem Bett, die Schauspielerin Lya Lys wie sie lüstern an dem Zeh einer griechischen Adonis-Statue saugt sowie natürlich die Jesus Figur auf der Zugbrücke des Schlosses.



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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