Donnerstag, 21. September 2017

Moliere







































Regie: Ariane Mnouchkine

Praller Bilderbogen des Lebens im 17. Jhd.

Einziger Wermutstropfen an der Veröffentlichung: Leider fehlt die deutsche Synchronfassung, warum auch immer und die hätte man eigentlich drauf packen können, weil der Film sowohl im Kino als auch im deutschen TV (in einer 300minütigen Fassung als Serie) schon in deutscher Sprache lief.
Die deutschen Untertitel sind aber gut lesbar, immerhin. Ist ja nicht immer so....
Der Film selbst ist ein Geniestreich. Ariane Mnouchkine und ihrem Theatre du Soleil ist nicht nur einfach eine stimmige Künstlerbiographie und Lebensgeschichte des Jean-Baptiste Poquelin (1622 - 1673) gelungen, die Theaterregiesseurin liefert einen grandiosen Bilderbogen, der in suggestiven Szenen und Sequenzen eine vergangene Epoche zum Leben erweckt und eindrucksvoll präsent macht.
Es gibt unvergessliche Szenen: Das rauschhafte Fasnachtsfest der Studenten in Orleons, das von der Obrigkeit blutig unterdrückt wird, weil die Ausschweifungen die Religion verhöhnen. Allein für diese Passage hat der Film schon seine Höchstwertung verdient. Eine der besten Szenen aller Zeiten im Genre Historienfilm
Oder wenn der König für sein Schloß Versailles einige prunkvolle Gondeln aus Venedig über die verschneiten Alpen transportieren lässt.
In der Schluss-Sequenz bricht der Schauspieler Moliere in einer Aufführung seines Stückes "Der eingebildete Kranke" zusammen, wird wegen der vermeintlich grossen darstellerischen Leistung vom Publikum bejubelt, hinter den Kulissen schleppt sich aber der tatsächlich an einem Blutsturz Sterbende eine unendlich lange Treppe hinauf.






All diese vielen grossartigen Szenen sind im Gesamtwerk kleine stimmige Mosaiksteinchen, durch die grosse Virtousität der Regie wird der von 1976 bis 1978 in Frankreich entstandene Film, der Theaterflair besitzt, einer der grossen und vor allem authentischsten Exemplare im Genre des Historienfilms.
Der Film erhielt 1979 je einen César für Kamera (Bernard Zitzermann) und Ausstattung (Guy-Claude Francois), war auch als bester Film und Regie nominiert.
Erwähenswertes zum Theatre du Soleil: Mnouchkine war Mitbegründerin des alternativen Theater Théâtre du Soleil im Jahr 1964. Das Theaterkollektiv besteht heute aus über 30 internationalen Berufs- und Amateurschauspielern. Nach einigen erfolgreichen Produktionen erhielt die Gruppe 1970 ihr eigenes Theater in der Pariser Vorstadt Vincennes, ihre Bühne ist eine riesige Fabrikhalle, die Cartoucherie de Vincennes. Dort lebt und arbeitet das Ensemble als eine Art Kommune. Schauspieler und Bühnenarbeiter erhalten die gleiche Gage.





 Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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