Montag, 23. Oktober 2017

Apocalypto








































Regie: Mel Gibson

Im Reich der Maya...

"Apocalypto" aus dem Jahr 2006 war der Nachfolgefilm für Mel Gibsons Welterfolge "Braveheart" und "Die Passion Christi". Letzteren inszenierte er in der aramäischen Originalsprache und dieser authentischen Note blieb er auch bei seinem epischen Abenteuerfilm "Apocalypto" treu - der Film lässt das Reich der Maya wieder auferstehen, kurz vor dem Erscheinen der Konquistatoren und es wird ausschließlich in der yukatetischen Mayasprache gesprochen. Der umstrittene Regisseur zeichnet sich immer wieder durch harte und brutale Filme aus und auch "Apocalypto" zeigt ebenfalls Gibsons Hang zum Schwelgen im Blutrausch. Dennoch ist ihm ein ziemlich einzigartiges Filmwerk gelungen und in vielen Momenten gelingt ihm ein ganz faszinierendes Filmvergnüngen - er zeigt den elementaren Kampf eines Einzelnen gegen seine Gegner, die in Überzahl auftreten. Trotz der Gewalt schimmert auch immer wieder Poesie durch und es ist vielleicht die Magie des Kinos, dass diese Geschichte so gut funktioniert. Sie spielt im Dschungel, ist durchweg unheilvoll und düster, an der entscheidenden Stelle total aussichtslos - aber irgendwann keimt ein Funken Hoffnung auf.
Indigene Aktivisten in Guatemala protestierten bereits während der Vorführung des Filmtrailers und meinten, dass der Film Steretypen über ihre Kultur verstärken würde. Dabei fanden sie vor allem die furchterregenden Mayakrieger mit Piercings aus Knochen unangebracht, die Menschen mit Speeren jagen und sie zum Opferaltar bringen. Man warf Gibson vor, dass er die Maya als Wilde darstellt und erst durch die ankommenden Europäer, die am Ende des Films auftauchen, von ihren barbarischen Handlungen gerettet werden.  Ich halte diesen Vorwurf für unberechtigt, auch wenn vielleicht die Echtheit und historischen Genauigkeit einer Prüfung nicht immer standhalten kann. Auch wenn mit Richard Hansen ein angesehener Archäologe im Beraterteam von Gibson war.  Viele Kenner merkten an, dass die Handlungsweisen, die Mel Gibson den Maya zuspricht, eher auf die Atzteken zutraf. Man merkt aber vor allem die Begeisterung, die Gibson für die Maya Kultur aufbringt.
Die Geschichte spielt im Jahr 1511 im präkolumbianischen Yucatan und erzählt von Jaguar Paw (Rudy Youngblood), dessen Leben im Regenwald noch sorglos verläuft. Gemeinsam mit seinem Vater Flint Sky (Morris Birdyellowhead), seinem Freund Blunted (Jonathan Brewer) und anderen Krieger wird Jagd auf einen Tapir gemacht. Während der Jagd treffen sie auf einen anderen Stamm, die ängstlich im Dschungel umherirren. Deren Führer erklärt, dass ihr Land verwüstet wurde und sie müssten nun einen neuen Anfang suchen. Die verängstigten Menschen bitten um die Erlaubnis durch das Gebiet gehen zu dürfen. Flint Sky sieht die Angst in den Augen dieser Menschen und sagt seinem Sohn, dass die Angst eine furchtbare Krankheit sei, niemals solle man sie zulassen, denn sie infiziert und vergiftet das Innere. Dann kehren die erfolgreichen Jäger zurück zum Stamm - Jaguar Paw freut sich auf seine Frau Seven (Dalia Hernandez), die schwanger ist und auf den gemeinsam Sohn Turtles Run (Carlos Emilio Baez). Es wird gefeiert - doch schon bei Sonnenaufgang am nächsten Morgen wird das Dorf des Stammes von einer Gruppe Menschenjäger des grausamen Zero Wolf (Raoul Trjillo) überfallen, dessen Sohn (Ricardo Díaz Mendoza) seine Prüfung als echter Krieger bestehen muss. Die Jäger metzeln Menschen nieder und nehmen einen Großteil des Stammes gefangen. An den Kindern sind sie nicht interessiert, sie sind fortan auf sich selbst gestellt im Wald zu überleben. Einer der sadistischen Krieger unter ihnen ist der unberechenbare Middle Eye (Gerardo Taracena), der es besonders auf Jaguar Paw abgesehen hat. Der wird ebenfalls gefangengenommen und muss mit vielen anderen Gefangenen in einem Zwangsmarsch durch den Dschungel - das Ziel ist eine Maya-Stadt. Auf dem Weg dorthin kommen sie an verfallene Wälder und Maiskulturen vorbei. Ein kleines Mädchen (Maria Isidra Hoil), von einer Krankheit sichtbar infiziert,  prophezeit den Jägern eine grausames Ende. In der Stadt angekommen, werden die Frauen als Sklavinnen verkauft und die Männder sollen auf dem Gipfel einer Stufenpyramide vom Hohepriester (Fernando Hernandez) auf bestialische Weise geopfert werden - zuerst wird mit einem Messer das Herz entfernt und Sekunden später rollt auch schon der Kopf die Treppen der Pyramide herunter. Zum Glück entkommt Jaguar Paw in letzter Sekunde seinem Henker - denn im selben Augenblick tritt eine Sonnenfinsternis ein. Die Gefangenen werden von der Enthauptung verschont - allerdings hat Zero Wolf mit seinen Männern für die Entsorgung der Gefangenen ein besonders perfides Jagdspiel ausgedacht. Ihnen wird die Freiheit angeboten, wenn sie es schaffen in den nahe gelegenen Dschungel zu rennen, ohne von den Jägern mit ihren Waffen getötet zu werden. Ein fast unmögliches Ziel...aber Jaguar Paw gelingt das Unmögliche. Doch die Jagd geht weiter...






Ob der Film nun authentisch das Leben der Maja widerspiegelt, ich glaube es eher nicht. Aber der Film begeistert durch die archaische, rohe und auch lebensbejahende Kraft, die er ausstrahlt. Er erinnert streckenweise an das verkannte wuchtige Meisterwerk "Conan, der Barbar" von John Milius. Auch an Jean Jacques Annauds Aufbruch der Menschheit "Am Anfang war das Feuer" wurde ich manchmal erinnert.  Die Conquistatoren am Ende sehe ich eher als neue Gefahr für die Stämme, die eingebettet in der Natur leben. Wer sehen möchte wie es mit der Eroberung weiterging, dem kann ich Werner Herzogs "Aguirre, der Zorn Gottes" empfehlen. Mel Gibsons Epos wurde dreimal für den Oscar nominiert: Bester Ton, bester Tonschnitt und bestes Make-up. Die großartige Kameraführung von Dean Semler (Oscar für "Der mit dem Wolf tanzt) ging leer aus, ebenso die Akteure - unverbrauchte Gesichter wie Rudy Youngblood oder Morris Yellowbellyhead, denen die Würdigung einer Nominierung durch die Academy versagt blieb.







Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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