Samstag, 21. Oktober 2017

Cache







































 Regie: Michael Haneke

Europäischer Film-Olymp...

Mit "Cache" hat der österreichische Filmregisseur Michael Haneke einen seiner stärksten Filme geschaffen. "Cache" heißt übersetzt dahinterliegend oder versteckt und konnte bei der Vergabe der europäischen Filmpreise 2005 vier Auszeichnungen gewinnen. Als bester Film, bester Schnitt, Haneke erhielt den Preis als bester Regisseur und Hauptdarsteller Daniel Auteuil wurde als bester Schauspieler geehrt. "Cache" ist ein extrem polarisierender Film und begeistert durch seine kühle Präzision, seine Stärke beruht auf dem Kino der früheren Jahre: Dem Suspence von Hitchcock, einem drastischen Schnitt - ähnlich wie in Roegs "Wenn die Gondeln Trauer tragen" - und einer vertrackten und hintergründigen Erzählweise ala Michelangelo Antonioni mit eingebautem doppeltem Boden.
Die Schluß-Sequenz zeigt die beiden Söhne vor dem Eingang der Schule und diese scheinbar belanglose Szene bekommt dadurch natürlich eine verstärkte Bedeutung. Die Auflösung bleibt Haneke dem Zuschauer schuldig, der Zuschauer muss seine eigene Phantasie benutzen und sich Fragen stellen. "Welche Schuld hat der kleine Georges in seiner Kindheit wirklich auf sich geladen ?" und "Wer ist der Urheber der Videos und der Briefe ?".
Das gut situierte Pariser Ehepaar Georges (Daniel Auteuil) und Anne Laurent (Juliette Binoche) führt eine scheinbar glückliche Ehe.  Beide sind im Beruf erfolgreich. Georges arbeitet beim französischen TV und moderiert ein Literaturquartett, Anne ist bei einem rennomierten Verlagshaus beschäftigt. Auch dem Sprößling Pierrot (Lester Makedonsky) fehlt es an nichts, er ist ein erfolgsversprechendes Schwimmtalent in seinem Verein. Eines Tages findet Georges vor der Haustür ein mysteriöses Päckchen. Dort befindet sich eine Videocassette. Als er mit Anne die Cassette in den Recorder schiebt und das Band anschaut, ist darauf eine Aufnahme von seinem Haus zu sehen. Der Filmer muss sich dabei auf der Straße gegenüber positioniert haben und hält die Kamera mehrere Stunden auf genau das Haus in dieser ruhigen kleinen Nebenstraße. Zuerst geht Georges davon aus, dass es der Scherz eines Fans sein könnte. Er zieht aber auch in Betracht, dass Kumpels von Pierrot einen Streich gespielt haben. Leider wiederholt sich alles...ein zweites Videoband taucht auf. Dabei hat der Unbekannte eine Zeichnung beigefügt, die ein Kind zeigt aus dessen Mund Blut fließt. Die Polizei ist machtlos, solange nichts passiert und so sind Georges und Anne weiterhin dem subtilen Terror ausgesetzt. Georges hat Albträume, er sieht einen Jungen, dessen Gesicht völlig blutverschmiert ist.
Ein weiteres Band zeigt Georges Elternhaus in der Nähe von Aix-en-Provence, ein weiteres Band wird im Auto gefilmt und führt schließlich zu einem Wohnblock und endet in einem der Stockwerke vor einer Tür. Hier wird wohl das Geheimnis des Urhebers gelüftet werden ? Georges hat ab dem 3. Band eine Vermutung, die ihn wieder in seine Kindheit führt - zu dem algerischen Jungen Majid. Tatsächlich führt die Suche tatsächlich zum erwachsenen Majid (Maurice Benichou), der ebenfalls einen Sohn (Walid Afkir) hat...






Die zuerst sehr ruhige Erzählweise wird in der Mitte durch einen Schock in eine völlig neue Richtung gelenkt und wie Georges verliert auch der Zuschauer ein bisschen den Boden unter den Füßen.
Die Schluss-Sequenz erinnert mich sehr stark an die Wucht im "Beruf:Reporter", hier wird dann zur Auflösung die Phantasie des Zuschauers angeregt. Es bleibt etwas im Verborgenen - es bleibt beunruhigend.
Einige scheinbar unbedeutende Dialoge dienen als Puzzle, aber ob sie wirklich zur Erklärung dieser rätselhafen Story beitragen ?
"Cache" ist reich an Filmzitaten, ohne die Vorbilder zu kopieren. Die Ausgangslage kennt man ja von David Lynchs 90er Meisterwerk "Lost Highway", Hanekes Film ist aber typisch europäisch und setzt auf ein reiches Fundament von Vorbildern.  Das Gerüst dazu hat er aber sehr eigenständig konzipiert und Daniel Auteuil liefert eine ganz starke Vorstellung eines Mannes, der mit den Dämonen seiner Vergangenheit konfrontiert wird, obwohl er diese schon lange ins Unterbewusste gelegt hat.
Der Film steigert sich immer mehr und am Ende hat man das Gefühl, dass die Hauptfigur durch die Ereignisse regelrecht seziert wurde. Die sicher geglaubte Existenz hat dadurch Brüche erlitten.





Bewertung: 10 von 10 Punkte.

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