Sonntag, 29. Oktober 2017

Ein Hauch von Zen







































Regie: King Hu

Ritterliche Heldin...

King Hu (1931 - 1979) gilt als der große Pionier des Wuxia-Genres, auch wenn bereits in den 20er Jahren solche Filme schon gedreht wurden. Sein epochales Meisterwerk "Ein Hauch von Zen" aus dem Jahr 1969 ist aber der erste Film dieser Art, der auch das Arthaus-Publikum begeisterte. Bei seinem Kinostart in Ostasien war es nicht der große Publikumserfolg - er wurde danach vom Produzenten eigenmächtig gekürzt in der Hoffnung ihn auch auf den anderen Kinomärkten der Welt gut zu vermarkten. Zu dieser Zeit hatte ja der Kung Fu Film viele Freunde unter den Kinogängern. Erst 1975 konnte King Hu die ursprüngliche Fassung wiederherstellen und wrude dafür zu Recht bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem großen Spezialpreis der Jury bedacht. Einzigartig auch die ausgesprochen lange Laufzeit von beinahe 200 Minuten. Seinen Durchbruch feierte King Hu mit dem Kontrakt, den er mit den Shaw Brothers einging. Für diese erfolgreichen Produzenten drehte er 14 Filme und 1966 wurde auch "Das Schwert der gelben Tigerin" sehr gelobt. Es folgte mit "Die Herberge zum Drachentor" ein gern gesehener Martial-Arts Klassiker. Vielleicht war es die Mischung die "Ein Hauch von Zen", der darauf folgte, so einzigartig werden ließ: Die spannende Geschichte wird sehr bedacht und langsam erzählt, ohne dass sie an Spannung verlieren würde. Die Martial Arts sind präzise und perfekt choreografiert und zusätzlich lässt King Hu philosophische und mystische Hintergründe des Zen-Buddhismus mit einfliessen. Darüberhinaus bedient er sich offensichtlich an den beliebten Elementen der chinesische Oper.
Sozusagen eine besonders effektive Mischung aus verschiedenen Kampfarten, artistischen Einlagen sowie Anleihen beim Ballet und Tanz. Die Akteure fliegen schwerelos durch die Lüfte und scheinen übermenschliche Fähigkeiten zu besitzen - nicht nur der sehr markante Abt des Klosters.
Das Leben des etwas phlegmatischen Portrait-Künstlers Ku Shen Chai (Shih Chun) läuft in geregelten Bahnen. Der Alltag ist immer gleich in der verschlafenen Kleinstadt, wo er mit seiner resoluten und ständig meckerden Mutter (Zhang Bing-yu).  Zusammen wohnen die beiden etwas ausserhalb in einer verlassenen Anlage, in der gelegentlich Geistererscheinungen beobachtet wurden. Zumindest erzählen es die Leute im Dorf so. Die Mutter kann die Haltung ihres verträumten Sohnes nicht verstehen. Schon über 30 Jahre alt - aber noch nicht mal Beamter ist er geworden mit seinen Fähigkeiten und seiner Intelligenz. Sie hält ihn für einen träumerischen Versager. Als der Fremde Ouyang Nin (Tien Peng) auftaucht, wird es aber bald mit der Ruhe vorbei sein. Denn der interessiert sich auffällig dafür, wer in den letzten Wochen und Monaten neu im Dorf zugezogen ist. Und was hat das mit den beiden neuen Ärzte (Pai Ying und Xue Han) zu tun, die er irgendwie zu beoachten scheint. Auch die Mutter ist komisch. Denn sie hat der bettelarmen und mittellosen Yang Hui-Chin (Hsu Feng) angeboten in der Anlage wohnen zu können. Mutter denkt dabei schon an eine bevorstehende Hochzeit ihres Sohnemannes mit der schönen Fremden. Aber die ist eine Prinzessin, die vor den Feinden (der mächige Geheimdienstchef Obereunuch Wei) geflohen ist, nachdem ihr Vater beim Kaiser denunziert und ermordet wurde. Der Bücherwurm verliebt sich natürlich in das Mädchen, das gut mit dem Schwert umgehen kann und ersinnt einen Plan, wie man die Übermacht der Bösen, die bald im Dorf sind, besiegen kann. Da helfen wohl nur Geisterfallen..





Nach der schönen ausufernden Einleitung kommt es in der Nacht zum Kampf und es kommt sogar zu einer Liebesnacht zwischen Ku und Yang. Die geht allerdings ohne ein Wort der Erklärung fort und sucht im Kloster Aufnahme. Ein Kind aus der Liason schenkt sie Ku, doch dieser gerät auf dem langen und beschwerlichen Heimweg in Gefahr. Noch einmal kommt es im Wald zu grandiosen Kämpfen. Diesmal hat der Abt Hui-Yuan (Roy Chiao) die Oberhand, doch er wird von dem listenreichen bösartigen General (Han Ying-jie) in einen feigen Hinterhalt gelockt. Dies alles ist in faszinierenden Bildern zu sehen und am Ende erreicht der Mönch das Nirwana. Sichtbar als er in einer Lotusstellung verharrt und goldener Staub aus seinen Wunden strömt. Die wörtlliche Übersetzung von King Hus Film heißt "Ritterliche Heldin" (Hsia Nu) und tauscht sogar die Geschlechterrollen. Denn die Frau ist die Kämpferin, ihr Liebhaber entzieht sich dem Kampfgeschehen und hofft mit List und Klugheit zu punkten. Nach "Ein Hauch von Zen" drehte King Hu mit "Regen in den Bergen" eine Art zweiter Teil des Films. 1990 gelang ihm mit "Swordsman" ein phänomenales Comeback.




Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

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