Montag, 23. Oktober 2017

Berlin Alexanderplatz







































Regie: Piel Jutzi

Frank Biberkopf....

"Berlin - Alexanderplatz" ist ein 1931 inszenierter Spielfilm von Piel Jutzi. Die Geschichte über den Verlierer Franz Biberkopf basiert auf dem zwei Jahre zuvor erschienenen gleichnamigen Roman von Alfred Döblin. Jutzis Film ist somit einer dieser faszinierenden frühen Berlin-Filme, zu denen auch Walter Ruttmanns "Berlin - Sinfonie einer Stadt", "Asphalt" von Joe May oder "Menschen am Sonntag" von Robert Siodmak zählen. Die Initiative für die Verfilmung ging vom späteren Hauptdarsteller Heinrich George aus.
Leider fiel auch die Produktion des Films in die Zeit vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Es fehlen daher - anders als im Roman - die konkreten Hinweise auf Politik, Homosexualität, jüdische Themen sowie Franzs Zeit als Zuhälter - mit dem diabolisch wirkenden Happy End am Schluß wollten die Macher Probleme mit der Filmzensur zuvorkommen.Der Film beginnt als Franz Biberkopf (Heinrich George) aus dem Gefängnis Berlin-Tegel entlassen wird. Dort hat er vier Jahre wegen dem Affektmord an seiner ehemaligen Freundin gesessen. Es war Trunkenheit mit dabei und auch seine aufbrausende Art begünstigten diesen Unglücksfall, der dann tragischerweise zum Totschlag führte. Nun will er aber - nur bepackt mit einem kleinen Koffer - seine zweite Chance ergreifen und ein neues Leben anfangen. Dazu braucht er Arbeit und Wohnung. Doch der naive Mann, der wie ein gutmütiger Bär wirkt, hat große Schwierigkeiten wieder ins Leben zurückzufinden. Der Koffer wird ihm von einem Penner gestohlen. Ziellos treibt er sich in den Lokalen rum. Dort trifft er auf den smart wirkenden Ganoven Reinhold (Bernhard Minetti), der sofort Verwendung für Franz hätte. Ihm gefällt Franzs körperliches starkes Erscheinungsbild. Doch zuerst ist Franz wenig an einer Zusammenarbeit mit Kriminellen interessiert. Er will auf ehrliche Weise Geld verdienen. Im Umfeld von Reinhold ist auch Franzs neue Freundin Cilly (Maria Bard). Die soll dafür sorgen, dass Franz in die Gang von Reinhold einsteigt. Doch die beiden verlieben sich ineinander und so ist auch Cilly eher daran interessiert, dass ihr Franz sauber bleibt. So steht er tagsüber als Straßenhändler am Alexanderplatz und versucht mit seinem großen Mundwerk seine Ware an den Mann zu bringen.Unter falschen Vorwand gelingt es Reinhold dennoch den unbedarften Franz bei einer verbrecherischen Aktion mitzuschleppen. Franz merkt erst sehr spät, was gespielt wird. Als er protestiert, wird er von der Gang aus dem Auto geworfen. Bei dem Unfall verliert Franz seinen Arm, schweigt aber über die Vorkomnisse. Nach dem Krankenhausaufenthalt macht er Bekanntschaft mit Sonja (Margarete Schlegel), die mit einem blinden Begleiter in den Hinterhöfen von Berlin melancholische Lieder singt. Da Cilly verschwunden scheint, bandelt er mit Sonja an und nennt sie liebevoll "Mieze". Nun will Franz auch gegenüber Reinhold kapitulieren und entscheidet sich für die Zusammenarbeit mit dem Schurken. In der Folgezeit kommt er durch die verbrecherischen Aktivitäten zu Wohlstand, zieht mit "Mieze" zusammen und wieder ist es Reinhold, der seine zerstörerische Mentalität das Leben von Franz aus der Bahn wirft...



 Piel Jutzi wurde für sein sozialkritisches Drama "Mutter Krausens Fahrt ins Glück" sehr gelobt. Der Nachfolger "Berlin Alexanderplatz" kam bei der zeitgenössischen Kritik nicht ganz so gut weg. Man vermisste einige von Biberkopfs wichtigen Eskapaden, die im Film gar nicht erst vorkommen. Im Unterschied zu Döblins Vorlage entschied sich Jutzi auch für einen chronologischen Ablauf der Geschichte. Er setzte vor allem auf Hauptdarsteller Heinrich George, der eine phantastische Darstellerleistung des Verlierers abgibt. Der naive wie impulsive Protagonist wird von ihm in großartiger Weise zum Leben erweckt. Kraftvoll, authentisch und auf den Punkt gebrachten Sympathieträger, mit dem sich das Publikum irgendwie sehr stark identifizieren kann...es ist eine beeindruckende Charakterdarstellung, die bis zur letzten Einstellung - wieder als Marktschreier auf dem Alexanderplatz - immer faszinierend bleibt. Es ist die Geschichte des kleines, gestrauchelten Mannes, der aber die Fähigkeit hat immer wieder aufzustehen und sogar aufrecht zu gehen. Im Jahr 1980 wagte sich Rainer Werner Fassbinder an eine ausufernde Fernsehfassung des expressionistischen Stoffes.Für mich einer der besten deutschen Filme der 30er Jahre und ein echter Filmklassiker.



Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

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