Sonntag, 8. Oktober 2017

Die amerikanische Nacht







































Regie: Francois Truffaut

Film im Film....

"Die amerikanische Nacht" ist einer der besten Filme von Francois Truffaut, er hat ihn Lilian und Dorothy Gish gewidmet. Mit einer amerikanischen Nacht (La nuit americaine) meint man in französischen Filmkreisen die Nachtaufnahmen, die mit Hilfe von Spezialfiltern am Tag gedreht werden. Ein Hinweis auf die Möglichkeiten des Films als Täuschung und Spiel mit dem Zuschauer. Der Filmliebhaber und ehemalige Journalist Truffaut erweist sich einmal mehr auch als leidenschaftlicher Cineast in diesem Film im Film. Er spielt den Regisseur selbst, im Film heißt er Ferrand und dreht in Nizza sein neues Projekt "Meine Ehefrau Pamela". In einer Szene sehen wir wie er ein Paket von Büchern öffnet mit Büchern, die er bestellt hat. Es sind ausschließlich Filmbücher über Regisseure Wie Luis Bunuel, Carl Theodor Dreyer, Ingmar Bergman, Alfred Hitchcock, Ernst Lubitsch, Roberto Rossellini, Robert Bresson und Jean-Luc Godard. Mit letzterem soll er sich aufgrund dieses Film entzweit haben. Godard warf Truffaut vor mit diesem Film die Zuschauer zu belügen. Dies führte letztendlich zum Bruch, die früheren Freunde gingen getrennte Wege. In einer weiteren Szene träumt der Filmfreak ein Ereignis seiner Jugend. Ein Junge, der heimlich die Aushangfotos von "Citizen Kane" aus dem Kino klaut.
Truffaut zeigt den Film im Film und gleichzeitig auch das wirkliche Leben rund um den Dreh von "Meine Ehefrau Pamela", der eine Coproduktion - auch mit den Amerikanern - ist.
Ein tragischer Liebesfilm bei dem der junge Alphonse seine frischvermählte Braut Pamela seinen Eltern Severine und Alexandre vorstellt. Vater und Schwiegertochter verlieben sich aber ineinander, die beiden brennen durch. Natürlich endet diese Geschichte tragisch. Pamela kommt bei einem Autounfall ums Leben und am Ende erschießt der gekränkte Alphonse seinen Vater auf offener Straße. Der Alphonse Darsteller Alexandre (Jean-Pierre Leaud) ist noch recht unreif wie die Filmfigur, die er spielt. Er hat eine Liason mit Liliane (Dani), der Scriptvolontärin. Die aber sieht auch andere Männer ganz gern. Das Scripgirl Joelle (Nathalie Baye) ist die rechte Hand vom Regisseur. Durch die Coproduktion hat es sich ergeben, dass nicht nur die bekannten Darsteller Severine (Valentina Cortese) und Alexandre (Jean-Pierre Aumont) verpflichtet werden konnten - der Produzent (Jean Champion) ist stolz darauf, dass mit Julie Baker (jacqueline Bisset), eine populäre US-Schauspielerin für die Rolle der Pamela gewonnen werden konnte. Die ist frisch verheiratet mit ihrem Doktor (David Markham), der sie aus ihrer schweren Depression befreit hat. So gesehen ist der Star mit diesem Hintergrund ein gewisses Risiko. Wird sie durchhalten ? Der Dreh schweißt natürlich die Crew zusammen. So gewöhnt sich der Regisseur auch daran, dass die eifersüchtige Frau (Zenaide Rossi) des Aufnahmeleiters (Gaston Joly) nicht von dessen Seite weicht. Dann machen auch die Produzenten Druck, der Film muss schneller im Kasten sein. Auch das Liebes-Geheimnis von Alexandre wird gelüftet, denn überraschenderweise präsentiert er einen jungen Liebhaber (Xavier Saint-Macary). Dann gibt es eine wirkliche Katastrophe. Alexandre verunglückt kurz vor Drehschluß tödlich...





Mit einem Double bringt man den Film dennoch zu Ende. Zu diesem Finale wird die Stadt mit Kunstschnee winterlich gemacht. Eine grandiose Liebeserklrärung an das Kino. Der Lohn war ein verdienter Oscar als bester Auslandsfilm des Jahres 1974. Ein Jahr später wurde der Film noch zwei weitere Male in einer anderen Kategorie nominiert. Valentina Cortese als beste Nebendarstellerin - sie hatte auch einige der besten Szenen im Film als alkoholkranke Diva. Truffaut selbst bekam zwei Nominierungen, einmal als Regisseur und zum zweiten fürs Drehbuch. Der Film vermittelt sehr viel Hintergrundinformation und hat auch heute noch das Zeug jeden Cineasten total zu begeistern. Für mich gehört "Die amerikanische Nacht" mit "Sie küßten und sie schlugen ihn" und "Fahrenheit 451" zu den drei allerbesten Arbeiten des viel zu früh verstorbenen französischen Meisterregisseur. Er zeigt mit dieser typischen spielerischen Leichtigkeit diese Schwierigkeiten beim Filmedrehen - ein reibungsloser Ablauf der Dreharbeiten ist Wunschdenken. Immer wieder muss improvisiert werden.





Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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