Dienstag, 17. Oktober 2017

Pale Rider








































Regie: Clint Eastwood

Der Prediger...

Clint Eastwoods "Pale Rider" entstand 1985 - lange vor dem oscarprämierten "Erbarmungslos", sorgte aber damals mit dem fast zeitgleich erschienenen "Silverado" für eine gewisse Neubelebung des Westerns, der seit Jahrzehnten immer wieder totgesagt wird...und trotzdem immer wieder alle paar Jahre durch einige exzellente Werke doch für kurze Momente wieder groß auflebt.
In einer Zeit des technisch aufgemotzten Actionfilms, wo es alle paar Sekunden krachen und knallen muss, wirkt so ein später Spätwestern in seiner ruhigen Erzählweise natürlich manchmal wie ein Relikt aus der Vergangenheit und hat es an der Kinokasse auch dementsprechend schwer, aber die Zahlen von "Silverado" (US-Einspiel: 32 Millionen Dollar) und "Pale Rider (41 Millionen Dollar) waren richtig gut.
Und dabei sind Filme wie "Pale Rider" doch geradezu wie geschaffen für die grosse Leinwand. Diese grandiosen Landschaftsaufnahmen eines neuen, noch ungezähmten grossen Landes, das in dieser kargen, noch gesetzlosen Zeit durch viele Neubürger besiedelt wird, urbar gemacht wird und wo sich der Übergang zwischen Wildnis und dem Entstehen einer Nation gerade erst andeutet. Der Siegeszug durch die Technik wird auch schon angedeutet, man kann daher "Pale Rider" auch als Kritik an der Zerstörung der Natur deuten, denn der Bösewicht ist ein übermächtiger und vermögender Minenbesitzer.
So grandios, wie die Bilder sind, so minimalistisch und genial ist die Handlung des Films. Der Kampf einer Gruppe von armen Goldschürfern gegen die Übermacht des bereits etablierten Minenbesitzers Coy La Hood (Richard Dysart) und seinem Sohn Josh (Christopher Penn). Um die Gruppe hart arbeitender Goldschürfer zu vertreiben, die noch das Anrecht auf ein Stück Land haben und dort leben. Coy La Hood möchte aber das gesamte Land mit neuen industriellen Methoden besitzen und abgraben. In der ersten Szene machen die Männer von La Hood einmal mehr einen Besuch bei den Goldgräbern, schießen auf ihren Pferden wie wild herum und zerstören mutwillig den Besitz oder knallen Kühe und auch den kleinen Hund der 15jährigen Megan (Sydney Penny) ab. Eine Abschreckung, damit die Menschen dort verschwinden. Megan ist die Tochter der alleinstehenden Sarah Wheeler (Carrie Snodgress), die mit Hull Barrett (Michael Moritary) zusammen lebt, aber sich noch nicht durchringen konnte ihn auch zu heiraten. Megan betet verzweifelt darum, dass Gott ein Wunder geschehen lassen soll und dies kommt tatsächlich in der Gestalt eines Predigers (Clint Eastwood). Der entpuppt sich nicht nur als gläubiger Gottesmann, sondern als charismatischer Führer und er beweist auch gleich, dass er im Kampf gegen die Übermacht von La Hoods Männer eine sehr gute Figur macht. La Hood erkennt sofort, dass der Fremde eine Gefahr darstellt und bietet ihm den Bau einer Kirche und Reichtum an. Der Prediger lehnt dieses Angebot ab, denn man kann nicht Gott und gleichzeitig dem Mammon dienen und stellt sich eindeutig auf die Seite der Unterdrückten. Das macht ihn für die junge Megan, aber auch für deren Mutter attraktiv. La Hood hat inzwischen den berüchtigten Marshall Stockburn (John Russell) mit seinen sechs Deputys engagiert, denen der Ruf vorauseilt eine fiese Auftragskillerbande zu sein. Nachdem mit Spider Convay (Doug McGrath), er ein riesiges Stück Gold gefunden hat, einer der Goldgräber von Stockburns Leuten brutal erschossen wurde, zeigt der Prediger seine zweite Identität: Den Revolverhelden....






Und damit beginnt auch schon einer der allerbesten Showdowns im Genre Western. Dessen "Pale Rider" wird als geheimnisvolle Figur zwischen Gut und Böse gezeigt. Einerseits ist er der Mann Gottes, die Gegner sagen aber von ihm, dass er direkt aus der Hölle kommt. Total überlebensgroß und in der Tradition von "Shane", dem Klassiker von George Stevens. Eastwood verkörpert diese völlig ambivalente Figur. Sein Racheengel trägt auch Züge von "Mundharmonika" aus dem Leone Klassiker "Spiel mir das Lied vom Tod" - hier hat sich Eastwood auch optisch inspirieren lassen. Die Stockburn Gang trägt ähnlich lange Mäntel wie die Killer in Leones Meisterwerk. Am Ende seiner Mission reitet der Fremde, der aus dem Nichts kam, wieder wortlos fort - zurück in die Wildnis. Begleitet wird er dort von der eindringlichen Filmmusik von Lennie Niehaus, die am Ende mit einem ganz besonders düsteren Klang diese Geschichte ausklingen lässt. Kameramann Bruce Surtees, Sohn von Robert Surtees (ebenfalls Kameralegende), zeigt hier seine beste Leistung in diesem Metier.
Für mich Clint Eastwoods bester Film überhaupt.






Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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