Mittwoch, 18. Oktober 2017

Ashes in Time

Regie: Wong Kar-Wei

Es war einmal ein Wirtshaus in der Wüste...

Wong Kar-Wai dreht seine Filme gerne mit einer etwas verwirrenden Struktur, sein 1994 entstandener und einziger Ausflug ins Martial Art Genre heisst "Ashes in Time". Erst nachdem der Filmemacher mit Werken wie "Chungking Express" oder "Fallen Angels" einem internationalen Publikum bekannt wurde, bestand Interesse daran sein früheres bei der Kritik und Publikum eher verhalten aufgenommenes Werk noch einmal einem größeren Kreis zugänglich zu machen: 2008 wurde die Redux Version des Films auf den Markt gebracht.
Dabei gelang dem exzentrischen Director ein magischer, berauschender Film trotz seinem Bemühen die Geschichte, die er erzählt, so verschwommen und irrational wie möglich erscheinen zu lassen.
Großes Thema des Films ist der Mensch, so klein, in Zeit und Raum. Die Bilder von Christopher Doyle sind Weltklasse und unterstreichen die Poesie und Melancholie des opulenten Werkes:
Es spielt in der Wüste, dort hat sich ein geheimnisvoller Mann namens Ou-yang Feng (Leslie Cheung) niedergelassen, er betreibt dort in der Einöde nahe der mongolsichen Grenze ein Wirtshaus. Das Lokal fungiert als Vermittlungsstelle für Schwertkämpfer und Personen, die Auftragsmörder suchen. Und so schlecht läuft das Geschäft nicht. Immer wieder verschlägt es die sonderbarsten Charaktere ins Wirtshaus. Einmal wird er von einem Schwertkämpfer namens  Huang Yao-Shi (Tony Leung Ka Fai) aufgesucht, der einen magischen Wein mit dem Wirt ausprobieren will. Dieser Tropfen soll die Vergangenheit vergessen lassen. Dieser Huang verspricht Mu-Rong Yin (Brigitte Lin) deren Schwester Mu-Rong Yang (ebenfalls Brigitte Lin) zu heiraten. Bald ist er an diesem Versprechen nicht mehr interessiert, daher heuert Mu-Rong Yin den Wirt Ou-yang an, um Huang zu töten. Ihre Schwester Mu-Rong Yang allerdings beauftragt Ou-yang, um Huang zu beschützen. Sehr bald taucht eine Pferdediebebande auf, diese gilt es zu eliminieren. Er verbündet sich mit einem weiteren Schwertkämpfer (Tony Leung Chiu Wai), der langsam erblindet und wegen Bitte eines Mädchens (Charlie Yeoung) heroisch in den Kampf zieht und nach Hause möchte. Weiterhin taucht ein Schwertkämpfer (Jackie Cheung), der selten Schuhe trägt...





Hier entstand ein großes Fest für die Sinne, in archaischer Manier zelebriert sich das Treiben im Rachenetz.
Dieser Makler des Todes ist ein trauriger Mann, oft steht er einsam auf den Hügeln und Felsnadeln der Umgebung und schaut über das gelbe Sandmeer, wartend auf arme Schwertkämpfer oder aber auch auf ganze Reiterheere. Über allem steht die Zeit, die nie still steht und Vergangenheiten offenlegt.
Die zerhackt immer mehr offengelegte Geschichte ist der Schmerz der Liebe und Verlust, aber auch Einsamkeit und Erinnerung sind im Geschehen mit verwebt. Manchen Zuschauer wird vielleicht anfänglich die segmentierte, überlappende Erzählung zuerst frustrieren, allerdings verblasst dieser Eindruck sehr schnell unter der großartigen Schönheit der Bilder. Irgendwie wie Leone in der chinesischen Wüste.







Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen