Freitag, 6. Oktober 2017

Die Unzertrennlichen - Dead Ringers



Regie: David Cronenberg

Zwillinge...

David Cronenbergs 1988 und somit gleich im Anschluss an sein Remake der Fliege entstandene "Dead Ringers - Die Unzertrennlichen" ist ein in jeder Hinsicht starker Stoff.
Einige Fans waren damals sicherlich sehr enttäuscht, dass nach dem sehr zugänglichen und publikumswirksamen "Die Fliege" ein so derart verstörender Film folgte, der zwischen stillen und subtilem Horror und Drama in Richtung Tragödie hin- und her pendelt.
Daher wurde "Dead Ringers" zwar bei seinem Erscheinen schon euphorisch von der Kritik gelobt, vor allem die grandiose Darstellung von Jeremy Irons, der Film sollte aber erst viel später zu Kultstatus kommen und heute gilt er völlig zu Recht als Cronenbergs Bester Film und als einer der grossen Highlights des 80er Jahre Kinos.
Aber Vorsicht: Der Film braucht Geduld, denn er lebt von einem sehr langsamen um nicht zu sagen schleichenden Erzählweise, genau wie der schleichende Prozess seiner beiden Protagonisten den eineiigen Zwillingen Beverly und Elliot Mantle aus Toronto.
Bereits als Kinder unzertrennlich, sind beide Gynäkologen von exzellentem Ruf geworden. Abnabeln konnten sich die Zwillinge nie, sie leben gemeinsam in einem fast schon klinisch wirkendem Appartment in blassen blau-grauen Tönen, dass optisch ihrer gemeinsamen Praxis gleicht.
Dabei gelingt es Jeremy Irons glaubwürdig und vor allem fesselnd nicht nur die beiden vordergründig verschiedenen Charaktere der Twins zu zeigen.
Er zeigt auch glaubwürdig die Entwicklung dieser fatalen Symbiose, die weit über das Zwillingsdasein hinausgeht. Denn irgendwann im Laufe des Prozesses aus Abhängigkeit, versuchter Abnabelung und tragischem Verfall kommt auch die viel tiefgreifendere Bindung von Siamesichen Zwillingen und nicht zuletzt die Frage nach der gleichen Identität (Spiegelverkehrt?) auf.
Jedenfalls ist Elliott der extrovertierte der Brüder, während der stille und unsichere Beverly sich hauptsächlich den Forschungsarbeiten widmet, ist Elliott ganz Narzist und suhlt sich im Publikumsverkehr und der Publicity.
So ist er auch der wesentlich erfolgreichere der Beiden bei den Frauen, aber der introvertierte Beverly kriegt dann auch falls sich bei Elliott Überdruss einstellt die abgelegten Frauen seines Bruders ab. Die Frauen bemerken den Unterschied ja nicht...




Bei der labilen Schauspielerin Claire (Genevieve Bujold), die die Praxis der beiden wegen ihrer Unfruchtbarkeit aufsucht und nicht ahnt, dass sie von Zwillingen untersucht wird, werden drei Uterus-Ausgänge diagnostiziert. Elliott schläft mit Claire, ist aber schnell gelangweilt und gibt sie an den Bruder weiter. Claire aber spürt die Verschiedenhaftigkeit (auch der Geruch des Mannes irritiert) und vermutet eine Persönlichkeit in Jeckyll/Hyde Dimensionen, bis sie die Wahrheit erfährt. Eine Gegenüberstellung lässt das fragile Arrangement der Zwillinge langsam aber unaufhaltsam kippen...
Keine Frage. "Dead Ringers" ist ein echtes Meisterwerk des leisen Horrors und ist dem Polanski Meisterwerk "Der Mieter" in seiner Radikalität nicht unähnlich, der ebenfalls den krankhaften Zustand der Titelfigur beschreibt, dieser selbst aber den Horror nicht von seinem Innern selbst, sondern von aussen kommend erlebt und so auch paranoide Erlebnisse folgen.
Diese sind in "Dead Ringers" die eigenwillig archaischen Operations- werkzeuge, die Folterinstrumenten gleichen und von Beverly während der versuchten Abnabelung konstruiert werden, weil er die Körper seiner Patientinnen plötzlich als "falsch" empfindet.




Bewertung. 10 von 10 Punkten.

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