Samstag, 28. Oktober 2017

Tesis







































Regie: Alejandro Amenabar

Neugierige Angela...

Warum sind Tod und Gewalt im Film für viele Zuschauer so faszinierend?
Auf diese Frage eine Antwort finden, das will die Studentin Angela (Ana Torrent) im Rahmen ihrer Diplomarbeit.
Während einer U-Bahn Fahrt macht der Zug Halt, weil sich ein Mann auf das Gleis gelegt hat. Er soll laut dem Sicherheitsbeamten in zwei Teilen auf den Schienen liegen, die Passagiere werden gebeten auszusteigen und auf keinen Fall dorthin zu schauen. Doch Angela riskiert einen Blick auf das Grauen...
Mit diesem Gefühl aus Faszination, Ekel und Neugier sichtet sie nicht nur Splatterfilme und Gewaltpornos aus der Sammlung des Kommilitonen Chema (Fele Martinez), der berüchtigt ist für seinen Hang nach expliziten Gewaltdarstellungen, sondern sie sichtet auch Videos aus dem Archiv ihrer Uni.
Um den Zugang zu diesem Archivmaterial hat sie ihren Tutor Prof. Figueroa (Miquel Picazo) gebeten, der so ein Video beschafft und bei der Sichtung im Vorführraum einen Herzinfarkt erleidet. Sein Nachfolger wird der undurchsichtige Castro (Xabier Elloriaga), der die Arbeit weiter betreuen soll.
Angela hat den Toten zuerst entdeckt und die Cassette an sich genommen. Es ist dort eine grauenvolle, bestialische Hinrichtung einer vor 2 Jahren verschwundenen Studentin festgehalten, das Material ist echt. Chema warnt, dass sie sich beide in größte Gefahr begeben haben, denn die Macher des Snuff Videos wollen natürlich nicht entdeckt werden. Als möglicher Verdächtiger ist schnell Bosco (Eduardo Noriega), Schönling der Uni und begeisterter Kameramann, ausgemacht. Doch Angela verguckt sich in den smarten Jungen...



Alejandro Amenábar drehte "Tesis" im Jahr 1996, ein Jahr später folgte "Open your heart", aus dem in den USA "Vanilla Sky" wurde und 2001 zu seinem Durchbruch weltweit mit "The Others" führte. 2004 gabs dann den Oscar für "Das Meer in mir".
Tesis erhielt 7 Goyas, darunter auch den für den besten Film des Jahres. Und tatsächlich begeistert der eher ungewöhnliche Thriller durch seinen doppelten Boden und durch die Ambivalenz der Titelfigur Angela, die die von einem nicht erklärbaren Sog in die Materie gezogen wird.
Dabei lässt der Film auch lange Zeit offen, wer wirklich nun der "Böse" ist, was anfänglich offensichtlich zu sein scheint, wird wieder verworfen, dann doch wieder in Erwägung gezogen usw. usf...immerhin lenkt sich der Verdacht auf mehrere Männer. Auch Yolanda (Rosa Campillo), die eifersüchtige Freundin von Frauenschwarm Bosco scheint irgendwann ein Motiv zu haben.
Der Film ist herrlich unamerikanisch, dh. er ist trotz diesem Thema "Snuff" niemals übertrieben oder auf Effekte aus. Gezeigt wird lediglich die interessierte Schnüfflerin, die bei ihrer Suche auf Helfer und Verdächtige stösst und möglicherweise irgendwann nur noch ihrer Intuition folgen kann.
In dieser Konstellation kann der ruhige Film ungemein viel Suspence aufbauen und bleibt durchgehend spannend.
Ein echter Geheimtipp...



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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