Montag, 21. August 2017

Blutgericht in Texas







































Regie: Tobe Hooper

Was vom Sonntagsausflug übrig blieb....

Mit einem ganz geringen Budget von 80.000 Dollar schrieb Tobe Hooper mit seinem Erstling "Blutgericht in Texas" (Original: Texas Chainsaw Massacre) im Jahr 1974 Filmgeschichte, denn er revolutionierte das Genre nachhaltig. Diese aussergewöhnlich wie erbarmungslose Low Budget Produktion markierte den Start von ganz viel Horrormovie-Varianten mit diesen ahnungslosen Teenagern, die in abgelegene Häuser hineingehen, weil die Tür gerade mal offen steht. Sie kommen natürlich nicht wieder heraus, soviel kann man schon mal verraten. Der Kinostart verursachte heftige Kontroversen und vielfach wurde er verboten und so zurecht geschnitten, wie wenn Bösewicht Leatherface selbst Hand bzw. Kettensäge an den Film gelegt hätte. Im Grunde ist "Blutgericht in Texas" ein naher Verwandter zu Hitchcocks "Psycho", aber in etwa so subtil als würde einem das Bein ohne Betäubung abgesägt.
Texas in der frühen 70er Jahren: Fünf junge Leute, Sally (Marilyn Burns) und ihr an den Rollstuhl gefesselter Bruder Franklin ( Paul A. Partain), ihre beste Freundin Pam (Teri McMinn), deren Boyfriend Kirk (William Vail) und Kumpel Jerry (Allen Danziger) sind mit ihrem alten VW-Bus unterwegs. Das Wetter spielt mit, es könnte für die Teeanger ein schöner Sonntagnachmittagstrip werden, doch die gute Laune ist nicht unbedingt bemerkbar. Den fünf Flowerpowerteenagern geht auch langsam in der texanischen Provinz der Sprit aus. Bald kommen sie an dem Ort vorbei, wo Sally und Franklin ein paar Jahre ihrer Kindheit verbracht haben. Doch nur noch wenige Menschen hat es in den Kaff gehalten, seit dort die Großmetzgerei geschlossen hat.
Der Betreiber der Tankstelle (Jim Siedow) hat zwar kein Benzin, er warnt aber die Teenager, dass sie sich nicht besonders beliebt machen, wenn sie im Ort alte leerstehende Häuser aufsuchen wollen. Davon lassen sich die Fünf aber nicht abschrecken, auch wenn sie bemerken, dass das ein komischer Typ war - aber hier im Hinterland gibts ne Menge davon. Sie nehmen einen Anhalter (Edward Neal)) mit.
Der entpuppt sich als bizarrer Psychopath und drückt für einige Zeit die Stimmung noch mehr in den Keller,. Nachdem er mit einem Messer Franklin verletzt,  werfen sie entsetzt den komischen Kerl auch sehr schnell wieder raus.
Und Franklin macht auf Opfer, er jammert gerne und ist alles andere als eine Stimmungskanone, daher beschliessen sie noch einmal zu halten und das Haus von früher - inzwischen eine Ruine - zu besichtigen.  Pam und Kirk wollen in der Zwischenzeit ein bisschen am Fluß baden, der ganz in der Nähe sein soll.
Doch da ist inwzischen alles ausgetrocknet, aber immerhin entdecken sie eine Farm, auf der sie möglicherweise Benzin kaufen können.
Diese Annahme ist allerdings ein fataler Fehler, denn hier wohnt die Kannibalenfamilie mit dem schlachtbegeisterten Leatherface (Gunnar Hansen)...





"Blutgericht in Texas" ist ein Film von Tobe Hooper, der seit seinem Erscheinen 1974 bei vielen Kritikern als Inbegriff des menschenverachtenden, sadistischen Horrorfilms gilt.
Obwohl der halbdokumentarisch anmutende Film seine Gewalt meistens nur andeutet und auf Splatter- und Gore-Effekte weitgehend verzichtet, wurde auch die ungekürzte Fassung in Deutschland 1982 indiziert und danach mehrmals wegen Gewaltverherrlichung beschlagnahmt, zuletzt vom Amtsgericht Frankfurt am Main am 11. August 2010.
Diese wurde dann aufgrund einer Beschwerde der Turbine Medien, die seit 2008 die Nutzungsrechte an diesem Film haben, überraschend aufgehoben.
Das lässt nun hoffen, dass der Film auch in Deutschland nun bald auch offiziell als DVD in ungekürzter Fassung erscheinen kann.
Gerade zwei Szenen brennen sich dem Zuschauer wohl auf ewig ins Gedächtnis. Zum einen Letherfaces erster Auftritt, wenn er völlig unangekündigt aus einer Tür tritt und sein erstes Opfer mit einem Fleischerhammer auf den Kopf schlägt. Kein Blut ist zu sehen, der zuckende Körper des Jungen ist aber eindrucksvoll schockierend genug.
Zum zweiten schnappt sich das Monster auch Minuten später das Mädchen, in der Schlachtkammer spießt Letherface das schreiende Opfer auf einem Fleischerhaken.
Ansonsten spielt sich der Film auch im Kopf des Zuschauers ab, "The Texas Chainsaw Massacre" deutet mehr an und ermöglicht so durch das zusätzliche Kopfkino eine krasse Verstärkung der kranken und morbiden Atmosphäre.
Tobe Hooper zeichnet eine scheinbare Landidylle, die durchsetzt ist von beunruhigenden und beängstigenden Vorzeichen: Leichenschändungsnachrichten ganz am Anfang, ein sehr ruhiges Sonntagsnachmittagsgefühl, ein vor sich hin knatternden Stromgenerator - das alles kündigt das herannahende Grauen an. Dazu erweist sich neben leatherface auch sein älterer Bruder, der Koch (Jim Siedow) als echt fiese Horrorgestalt, vor allem in der Szene, in der er mit einem Besen die von Todesangst gezeichnete Sally traktiert. Die wird übrigens das Finalgirl...auch hier - wie man sieht - hat Tobe Hooper für ein inzwischen fest etabliertes Genregesetz dieser Sparte den entscheidenden Stein ins Rollen gebracht.
"Texas Chainsaw Massacre" löst auch heute noch immer etwas aus. Dieser Kultfilm wurde einer der profitabelsten Independent-Filme aller Zeiten und inzwischen darf er auch nicht in der Liste der einflussreichsten 70er Jahre Movies fehlen. Mit der blutbesudelten Metzgermütze und seiner Kettensäge zerschneidet das Monster den amerikanischen Traum und damit auch die traditionellen Werte. Möglich machte dies die PostVietnam und Watergate Ära, hinter harmlos erscheinenden ländlichen Fassaden lauert die Hölle...die Nähe zu "Easy Rider" oder "Blue Velvet" ist damit auch bewiesen.






Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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