Dienstag, 22. August 2017

Fahrstuhl zum Schafott







































Regie: Louis Malle

Der verhängnisvolle Fehler im Plan...

"Fahrstuhl zum Schafott" ist der legendäre Erstling von Louis Malle und für mich ein lupenreiner Film Noir. Das Motiv der Femme Fatale, die mit ihrem verbrecherischen Liebhaber den Ehemann um die Ecke bringen will, verweist auf den Klassiker "Frau ohne Gewissen" von Billy Wilder oder auf "Ossessione" von Luchino Visconti. Dabei wird der Zuschauer von Anfang an zum Voyeur, denn er wird Zeuge bei der Planung und Durchführung eines ruchlosen Verbrechens. Am Ende ist es wieder einmal ein kleines, fast übersehbares Detail oder ein kleiner Fehler, der den perfekten Masterplan zum Scheitern bringt.
Der einstige Fremdenlegionär Julien Tavernier (Maurice Ronet) und die mit dem schwerreichen Unternehmer Simon Carala (Jean Wall) verheiratete Florence (Jeanne Moreau) sind heimlich ein Paar. Um ganz frei zu sein, haben sie den Plan entwickelt den lästigen Gatten zu beseitigen. Alles soll wie ein Unfall aussehen.
Tavernier tötet den unliebsamen Ehemann in seinem Büro mit dessen eigener Pistole und tarnt den Mord als Suizid. Als er auf der Straße bereits sein Cabriolet gestartet hat,  bemerkt er, dass er etwas wichtiges vergessen hat. Das Seil, mit dem er zum Stockwerk seines Chefs gelangte, hängt noch verräterisch am Geländer der Hausfassade. Er eilt nochmals zurück. Auf dem Weg nach oben bleibt er jedoch im Fahrstuhl stecken, weil für die Nacht der Strom abgestellt wird. So ein Pech...während er mühevoll versucht, sich zu befreien, sucht ihn die wartende Florence in den Straßen von Paris, nachdem sie sein Auto hat vorbei fahren sehen. Dies wurde nämlich von Louis (Georges Poulouly), dem jungen Gangsterfreund des Blumenmädchens Verönique (Yori Bertin) einfach "ausgeliehen". Die beiden Liebenden machen eine Spritztour mit dem geklauten Wagen. Auf der Autofahrt machen sie ein Wettrennen mit dem Deutschen Horst Bencker (Ivan Petrovich) und Frau (Elsa Andersen),  der einen Mercedes 300 SL fährt. In einem Motel steigen beiden Paare ab, auch dort kommt es zu einem folgenreichen Zwischenfall...



 "Fahrstuhl zum Schafott" ist ein Vorläufer der Nouvelle Vague. Er machte Jeanne Moreau zum Star und brachte dem jungen Louis Malle den Durchbruch als Regisseur. Die Verbindung zu den USA und zur schwarzen Serie bleibt stets gewahrt. Vor allem Miles Davis mit seinem prägenden Soundtrack setzte atmosphärische Akzente und so erlebt der Zuschauer die Metropole als kalten, aber pulsierenden Ort. Erwähenswert auch die Kameraarbeit von Henri Decae, der dem Film einen unvergleichlichen, sehr individuellen Stil verpasst. In einer Nebenrolle als Kommissar ist sogar Lino Ventura zu sehen. Die Story, die in genau kalkulierten Bildern abläuft, ist extrem doppelbödig und sehr oft wird der Zuschauer zum Komplizen der agierenden Paare. Da wäre einmal das Mörderpaar, bei denen der Mann plötzlich am Ende in die Zwickmühle gerät zwei Morde gleichzeitig verübt zu haben. Eine Entlastung in dem einen Fall wäre dann aber gleichzeitig die ultimative Belastung im zweiten Fall. Darüberhinaus sind auch die beiden Jugendlichen gut für die Geschichte. Sie erleben durch den Diebstahl ihren eigenen Handlungstrang, der sich am Ende mit dem anderen verbindet und beide Paare werden von Louis Malle perfekt schicksalshaft miteinander verbunden. Ein toller Film, der gerade durch die unaufdringliche Machart eine besondere Stimmung entfaltet.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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