Samstag, 26. August 2017

Tropical Malady


Regie:  Apichatpong Weerasethakul

Menschen im Dschungel...

"Von Natur aus sind wir alle wilde Bestien." Es ist unsere Pflicht das Tier in uns selbst zu zähmen, weil wir Menschen es können" - so in etwa lautet das Vorwort von "Tropical Malady" , den der thailändische Regisseur Apichatpong Weerasthakul im Jahr 2004 inszenierte. Es sit dabei ein ganz besonderer Film, der in zwei Segmenten eingeteilt ist und die sehr unterschiedlich sind, aber wohl doch miteinander zusammenhängen.
Der erste Teil könnte "Annäherung und Liebe" heißen, der zweite handelt sich dann tatsächlich um einen gewissen Realitätsverlust, um Fieber oder um eine tropische Krankheit. Dabei ist Teil 1 sehr locker und melancholisch im linearen Stil erzählt, Teil 2 ist undruchsichtig wie der Dschungel, durch den der Soldat wandert und auf der Suche nach einem verschwundenen Dorfbewohner ist. Dabei wird er mit dem gefährlichsten Bewohner des Dschungels konfrontiert: Dem Tiger.
Keng (Banlop Lomnoi) ist dieser junge Soldat. Am Anfang des Films ist er mit seiner Gruppe zusammen. Die Soldaten haben eine Leiche gefunden und lassen sich mit dem Toten fotografieren. Im selben Gras, am Rand des Waldes, bewegt sich ein nackter Mann langsam und vorsichtig vorwärts. Die Soldaten nehmen keine Notiz von ihm. Sie kehren bei den Bauern ein, dort lebt der junge Tong (Sakda Kaewbuadee). Etwas später begegnen sich Feng und Tong wieder. Tong, dem gerade eine junge Frau im Bus schöne Augen machte, hört das Klopfen am Fenster. Dort hält gerade der Transportwagen der Soldaten und Keng klopft ihm freundschaftlich auf die Schulter. Der Beginn, dass man sich öfters sieht. Meistens im Dorf bei Tongs Familie, aus der Sympathie wird sehr schnell mehr. Die beiden gehen in die Stadt und besuchen Karaoke Bars oder gehen ins Kino. Langsam werden subtile Zärtlichkeiten ausgetauscht und immer mehr wird die Körpernähe gesucht. Am letzten Abend verabschieden sich die beiden, Tong läuft in Richtung Wald nach Hause. Es ist das letzte Mal, dass sich die beiden sehen...zumindest beginnt nun Teil 2: Das Dorf lebt in großer Angst, weil eine wilde Bestie (der Tiger) über die Kühe der Bauern herfällt. Dabei denken die Menschen an die bekannte Thailändische Sage, dass Menschen sich in Tiger oder andere Lebewesen verwandeln können. Keng macht sich in den Dschungel auf, denn es wird angedeutet, dass Tong verschwunden ist. Doch die Suche nach seinem verschollenen Geliebten. Der Dschungel - ein Ort, in dem die Sehnsüchte und Träume offen ausgelebt werden. Zumindest kann er hier alleine dem Tiger hinterherjagen - ein Affe sagt ihm, dass er den Tiger entweder töten muss, um von ihm frei zu werden oder aber sich dem Tiger völlig hingeben, sich  von diesem Raubtier auffressen lassen....







Auch wenn das zweite Segment sehr schwer zu durchschauen ist, bleibt der Film bis zum Ende faszinierend - denn der Weg im Dschungel gleicht einem Sog, der nicht mehr loslässt. Es ist eine Reise ins eigene Ich für Keng - denn er ist auf der Suche und hört immer wieder nur die geheimnisvollen Geräusche des Urwalds, das Rauschen von Blättern, das Zirpen von Insekten oder die Stimmen von Affen und Vögeln. Zwischendurch dann das Gebrüll des Tigers in der Nacht...
Ein sehr interessanter Film, der sehr authentisch wirkt. Die beiden Hauptdarsteller sind sehr beeindruckend und begegnen sich sehr vorsichtig, aber immer mehr merken die beiden, dass aus dem Spass am Berühren etwas intensiveres entstanden ist. Aus diesem Grund ist Teil 2 so eine Art Transposition dieser Zweiergeschichte in den Dschungel. Dort ist nur Natur, dort sind Tiere und dort ist der Mensch, ohne dass er sich verstellen müsste. Und dort sieht es so aus als würde er irgendwann halluzinieren und Geister sehen. Oder ist er nur den Mythen des Waldes, den Märchen und Sagen sehr viel näher gekommen.





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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