Regie: Luchino Visconti
Neues Leben - fern der Heimat...
Bereits seiner erster Spielfilm "Ossessione" aus dem Jahr 1942
begründete den Neorealismus als neue Stilrichtung im italienschen Film.
Mit "Die Erde bebt" aus dem Jahr 1948 und "Belissima" aus dem Jahr 1951
folgten weitere bekannte Vertreter dieser Kategorie. 1960 befand sich
das Genre bereits in der Spätphase, als Visconti mit "Rocco und seine
Brüder" ein Spätwerk des Neorealismus nachschob - ein komplexes
Familiendrama mit einer Laufzeit von 177 Minuten, bei dem schon
Viscontis Hang zur großen Oper spürbar ist. Gezeigt wird das Schicksal
der Familie Parondi, die aus dem unterentwickelten Süden Italines nach
Mailand flieht, der Großstadt im Norden des Landes. Dort erhofft man
sich bessere Chancen als in der Herimat. Man spürt in jeder Sequenz die
Detailversessenheit Viscontis. Kameramann Giuseppe Rotunno zeigt in
seinen kraftvollen Schwarz-Weiß Bildern den brutalen und erbarmungslosen
Großstadtdschungel, wo das Gesetz des Stärkeren gilt. Es beginnt alles
mit einer verpatzten Ankunft in Mailand. Die Witwe Rosaria Parondi
(Katina Paxinou) steht mit ihren vier Söhnen Rocco (Alain Delon), Simone
(Renato Salvatori), Ciro (Max Cartier) und Luca (Rocco Vidolazi) am
Hauptbahnhof von Mailand. Doch ihr ältester Sohn Vinzenzo (Spiros Focas)
ist nicht da, um die Ankömmlinge zu empfangen. So stehen sie einige
Zeit später vor der Wohnung der Eltern seiner Verlobten Ginetta (Claudia
Cardinale). Alle sind ziemlich überrascht von den Verwandten im Süden,
die in Mailand seßhaft werden wollen. Gleich beim ersten Treffen gibts
Zoff, denn die Schwiegereltern von Vinzenzo können nicht beherbergen. So
muss schnell eine Sozialwohnung gesucht werden und Arbeit findet sich
auch nicht schnell. Erst beim ersten Schnee gibts einen Verdienst bei
der Stadt, weil die Straßen frei gemacht werden müssen. Immerhin wird
aber Simone von Boxmanager Cecci (Paolo Stoppa) gefördert und auch der
einflussreiche Morini (Roger Hanin) nimmt ihn unter seine Fittiche. Die
Brüder lernen das Mädchen Nadia (Annie Girardot) kennen, die im gleichen
Haus wohnt und als Prostituierte ihr Geld verdient. Simone verliebt
sich in sie und beginnt mit ihr eine Affäre. Dabei gerät Simone auf die
schiefe Bahn und neigt immer mehr zu krimineller Energie. Als Nadia sich
von ihm trennt, verändert sich Simone noch mehr zum Nachteil. Aufgrund
seiner Unzuverlässigkeit profitiert Rocco, der im Boxring auch seine
Chance bekommt. Er hat auch genug von seinem Job in einem Kleiderladen.
Dann kommt aber das Militär und Rocco wird eingezogen. In dieser Zeit
trifft er Nadia wieder und beide verlieben sich ineinander. Durch Rocco
hat Nadia auch den Mut ein neues leben anzufangen. Als Simone von der
Beziehung erfährt, kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Simone
überfällt mit einer Gang die Verliebten, schlägt seinen Bruder zusammen
und vergewaltigt Nadia vor dessen Augen. Statt Hass auf seinen Bruder
zu haben, will Rocco aber verzichten, weil er erkennt, dass der Bruder
Nadia noch mehr braucht als er selbst. Mit dieser Entscheidung schwört
er eine Katastrophe herauf...
In Viscontis Film ist viel Sozialkritik dabei, aber auch das große Drama
der beiden ungleichen Brüder Rocco und Simone. Rocco, eine Art Engel
ist auch durch die perfekte Besetzung von Alain Delon eine interessante
Figur mit Neigung zur Askese und Verzicht. Ihm gegenüber steht der
hemmungslose Simone, ein gewalttätiger Mensch - mit nur wenig Skrupel
und irgendwo hemmungslos egoistisch. Das Mädchen Nadia wird gespielt von
Annie Girardot, die ebenfalls eine Glanzleistung abliefert. Ihre Nadja
ist ein neurotischer und schwierig zu fassender Charakter.
Als Prostituierte verkörpert sie eine Seite ihres Ichs, das andere wird erst durch die Beziehung mit Rocco sichtbar, denn sie verliebt sich zum ersten Mal und könnte nun die Chance haben ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Simone und dessen aggressive Art gehören zu diesen Altlasten, die sie leider wieder aufnehmen muss. Der Mord aus Eifersucht ist schon extremste Tragödie - die sizilianische Familie zerfällt unter dme destruktiven Einfluss von Geld, Entwurzelung und Sex. Francis Ford Coppola fand den Film so gut, dass er Nino Rota beim seinem Film "Der Pate" ins Team holte. Das traurige Heimatlied von Elio Mauro vom Anfang setzt auch den Schlußpunkt eines Meisterwerks.
Als Prostituierte verkörpert sie eine Seite ihres Ichs, das andere wird erst durch die Beziehung mit Rocco sichtbar, denn sie verliebt sich zum ersten Mal und könnte nun die Chance haben ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Simone und dessen aggressive Art gehören zu diesen Altlasten, die sie leider wieder aufnehmen muss. Der Mord aus Eifersucht ist schon extremste Tragödie - die sizilianische Familie zerfällt unter dme destruktiven Einfluss von Geld, Entwurzelung und Sex. Francis Ford Coppola fand den Film so gut, dass er Nino Rota beim seinem Film "Der Pate" ins Team holte. Das traurige Heimatlied von Elio Mauro vom Anfang setzt auch den Schlußpunkt eines Meisterwerks.
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