Regie: Mike Nichols
Das Schicksal des Bombenschützen einer B-52...
"Catch
22 - Der böse Trick" ist ein verrückter Antikriegsfilm von Mike
Nichols, der ganz in der Tradition des kurz zuvor gestarteten Altman
Film "M.A.S.H." steht. Überhaupt war 1970 ein gutes Kinojahr für
Kriegsfilme. "Patton" von Franklin J. Schaffner triumphierte in der
Oscar-Nacht. "Tora Tora Tora" von Richard Fleischer Kiji Fukasaku und
Toshio Mauda war ebenfalls ein Kinohit und auch "M.A.S.H." begeisterte
das Publikum in Cannes. Am Ende gabs die Goldene Palme und einen Oscar
in der Kategorie "Bestes adaptiertes Drehbuch" für die scharfe Satire,
die den militärischen Imperialismus und die Bürokratie mächtig aufs Korn
nahm. Schade, dass Mike Nichols "Catch 22 - der böse Trick" nicht ganz
die Wertschätzung dieser drei Filme erreichen konnte - denn ich würde
ihn in diesem guten Quartett der 70er Kriegsfilme fast als den besten
Beitrag sehen. Der absurde Abstecher in den tödlichen Wahnsinn des
Krieges ist ein United States Army Air Force Stützpunkt auf der
besetzten Mittelmeerinsel Pianosa hat geniale Szenen und groteske Gags,
bei denen das Lachen im Hals stecken bleibt. Der schwarzhumorige
Antikriegsfilm basiert auf dem gleichnamigen Roman von Joseph Heller.
Tragischer
Held der Geschichte ist Captain John Yossarian (Alan Arkin), ein
Bombenschütze der riesigen B-25 Bomben, die die Alliierten von Italien
aus gegen die Achsenmächte einsetzen. Yossarián will, um von den
Kampfeinsätzen freigestellt zu werden, sich für verrückt erklären
lassen, was ihm aber aufgrund der absurden Argumentationskette "Catch
22" nicht gelingen kann, denn dieses Gesetz besagt "Wenn ich
fluguntauglich werden will, muss ich verrückt sein. Und wenn ich
weiterfliege, muss ich auch verrückt sein. Aber wenn ich den Arzt (Jack
Gilford) bitte, mich fluguntauglich zu schreiben, bin ich nicht mehr
verrückt und dann muss ich natürlich weiterfliegen". Ein weiteres
Problem ist die ständige Erhöhung der Flüge, die absolviert werden
müssen, bevor man ne Pause einlegen kann. Dies ist Geschwaderkommandant
Cathcard (Martin Balsam) und seiner rechten Hand Lieutenant Colonel Korn
(Buck Henry) zuzuschreiben. Denn die wollen gut dastehen bei General
Dreedle (Orson Welles), der während eines Besuchs auf dem Stützpunkt
schon gerne mal einen Major (Richard Benjamin) erschießen lassen will,
weil der einen Fehler gemacht hat.
Yossarian wird am
Anfang des Films durch ein Attentat schwer verletzt, er phantasiert
während dieser Zeit und spricht dabei mit seinen inzwischen verstorbenen
Kameraden Nately (Art Garfunkel) oder Snowden (Jon Korkes). Er erinnert
sich an einige Episoden, die er hier an diesem wahnsinnigen Ort bereits
erlebt hat. So taucht auch Milo Minderbinder (Jon Voight) auf, der
scheinbar irrsinnig geworden ist - aber auch auf der ultimativen
Erfolgsschiene einen florienden Schwarzmarkt aufgebaut hat und von
seinen Vorgesetzten gefördert wird. Was auch seine Profitgier immer mehr
erhöht. Er erinnert sich an den Geistlichen Captain Tappman (Anthony
Perkins), an Major Major (Bob Newhart) und an weitere Bomberpiloten wie
1st Lieutenant Dobbs (Martin Sheen) und Captain Orr (Bob Balaban), den
größten Bruchpiloten von allen. Fünfmal wurde er schon abgeschossen und
fünfmal gerettet und er wird in "Catch 22" die geniale Schlußpointe
setzen...
Joseph Hellers absurd-grotesker Antikriegsroman erwies sich als ausserordentlich schwierig zu verfilmen. So konnte Mike Nichols nach seinen zwei ersten Megaerfolgen "Wer hat Angst vor Virigina Wolf" und "Die Reifeprüfung" mit "Catch 22" nicht mehr an diesen Erfolg anknüpfen. Vielleicht auch deshalb, weil es sich vielleicht um einen Film auf den zweiten Blick handelt. Es gibt herrliche Szenen, der Film ist auch in Sachen Kamera erste Sahne. Der Brite David Watkin war dafür verantwortlich. Viele Jahre später sollte er für "Jenseits von Afrika" den Oscar bekommen. In seiner Filmographie tauchen ausserdem Klassiker wie "Die Teufel", Richard Lesters "Die drei Musketiere/Die vier Musketiere", "Robin und Marian", "Die Stunde des Siegers", "Mondsüchtig", Zefirellis "Hamlet" oder "Yentl" auf.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen