Dienstag, 22. August 2017

La Strada







































Regie: Federico Fellini

Die Geschichte von Zampano und Gelsomina...

Auch wenn es schon vor "La Strada" einige wichtige Roadmovies wie etwa Frank Capras "Es geschah in einer Nacht" oder John Fords "Früchte des Zorns" gab, gilt der italienische Neorealismus-Klassiker aus dem Jahr 1954 irgendwie als die Mutter dieses Genres, das dann etwa zehn Jahre später weltweit zum Siegeszug in den Kinos antrat und bis heute nichts von seiner Beliebtheit beim Publikum eingebüst hat. Der Film erhielt 1957 den Oscar als bester ausländischer Film, es war auch das erste Jahr mit fünf Nominierten. Die Jahre vorher wurde der Sieger intern bestimmt und ausgewählt. Großartig nach wie vor sind die beiden Hauptdarsteller Giulietta Masina als Gelsomina und Anthony Quinn als Zampano. Die Masina hat man aufgrund ihres tragikomischen Spiels mit Charlie Chaplin, Harry Langon oder Stan Laurel verglichen. Auch Ähnlichkeiten mit den großen Pantominen Jean-Louis Barrault oder Marcel Marceau wurden bemerkt. Sie war eine Schauspielerin, die die aussergewöhnliche Gabe besas, das Erstaunen, die Ängste, die ausgelassene Freunde und die komischen Verdüsterungen eines Clowns spontan auszudrücken. Dies hat ihr Ehemann Fellini von ihr gesagt, der schon lange vorher einen Film plante, der auf seine Gattin perfekt zugeschnitten war. Ihr absolut ebenbürtig ist Anthony Quinn als Zampano, der sich wie schwerer und finsterer Schatten auf das unbeschwerte Gemüt des naiven, introveritierten und reichlich sonderbaren Mädchens legt.  Auf Jahrmärkten tritt der Schausteller Zampano (Anthony Quinn) auf. Die Heimat dieses ruhelosen Mannes ist die Straße, immer unterwegs von Ort zu Ort mit einem seltsamen Gefährt - halb Motorrad, halb Wohnwagen. Jetzt ist seine Partnerin Rosa gestorben und daher macht er Rast bei deren Mutter (Anna Primula), einer armen Witwe, die noch weitere jüngere Töchter hat und in größter Armut lebt. Das klobige Mannsbild mit verschlissenen Hosen und einem von mottenzerfressenen Pullover, Lederjacke und struppigem Haar mit Wollmütze kauft bei der armen Frau für 10.000 Lire die zweitälteste Tochter Gelsomina (Giulietta Masina). Das Mädchen wirkt arm im Geiste und hat ein allzu kindliches Gemüt, aber auch ein lachendes Herz. Nur ungern trennt sie sich von ihrer Familie, andererseits macht es ihr auch Spass von dem großen Zampano als Künstlerin ausgebildet zu werden. Anfangs ist Zampano geduldig, doch da Gelsomina etwas schwerer begreift und sich nicht an die vorgegebenen Texte hält, die sie aufsagen soll, kommt auch schon mal die Rute zum Einsatz. Die beiden bereisen gemeinsam die kleineren Städte. Gelsomina sagt als Clown den großen Maestro Zampano an, der sie inzwischen auch zu seiner Geliebten gemacht hat und dann vollzieht der starke Mann seine berüchtigte Kettensprengernummer. Immer wieder schleppt er fremde Frauen ab, lässt Gelsomina links liegen. Ein Fluchtversuch scheitert, da Zampano sie wieder einfängt. Als sie beim Circus von Signor Giraffa (Aldo Silvani) anfangen, freundet sich Gelsomina mit dem Seilkünstler Matto (Richard Basehart) an, den Zampano von früher kennt. Matto bringt ihr auch das Trompetenspiel bei. Rasend vor Eifersucht kommt es beinahe zu einer Messerstecherei. Ein weiteres Engagement im Zirkus ist daraufhin weder für Matto noch für Zampano unmöglich. Gelsomina hat sich mit ihrem Schicksal nicht nur abgefunden, sie empfindet auch eine starke Zuneigung zu Zampano. Aber die wird nicht so erwidert wie gewünscht, auch sämtliche Versuche mit diesem groben Klotz ernsthaft ins Gespräch zu kommen, scheitern. Schicksalhaft ist dann die nächste Begegnung der beiden Männer auf der Landstraße, wo Matto eine Reifenpanne hat. Es kommt zur Schlägerei. Zampano erschlägt unbeabsichtigt seinen Kontrahenten und verschwindet. Gelsomina wird mit diesem Erlebnis nicht mehr fertig. Sie scheint wahnsinnig zu werden. Mit ihrem Zustand kann er noch weniger umgehen und er lässt sie schlafend an einem Rastplatz zurück. Jahre später und immer noch auf Wanderschaft erfährt er in einem beiläufigen Gespräch, dass Gelsomina gestorben ist. Er betrinkt sich sinnlos, sucht Streit und geht ans Meer, wo ihn am Strand zum ersten Mal ein Gefühl von Einsamkeit überfällt. Er weint über den Verlust...




 "la Strada" ist ein sehr schillernden Film des Genres "Neorealismus", was Fellini ja zwangsläufig Kritik einbrachte, da die Vieldeutigkeit und Verschwommenheit der Geschichte dem Anliegen und den Vorgaben fast schon widersprechen. Dennoch ist dieser traurige und poetische Film eine Sternstunde des italienischen Films geworden, neben "Satyricon" und "Die Nächte der Cabiria" mein Fellini Favorit. Es ist die wehmütige Geschichte einer Liebe, bei dem der grobe Mann erst zu spät erkennt, was er verloren hat. Gezeigt wird kein Bilderbuch-Italien für die vielen Menschen, die Italien in diesem Jahrzehnt als Ferienland entdecken. Es sind hässliche, halbfertige und fast schon abgerissene Wohnbetonklötze, die Fellini zeigt. Die Gaukler mit ihren schrägen Nummern, auch Zampano und Gelsomina haben ein fürchterlich schlechtes und völlig unkomischen Komiksketch einstudiert, sind Lichtblicke für die Menschen, die neben häßlichen Industrieanlagen wohnen. Auch der spätere Fellini mit viel Gespür für ambivalente Momente deutet sich mit der Kirchweih Szene schon an. Ein Film, der die Kraft des Gefühls beschwört und auch heute noch immer noch sehr bewegt. Die deutsche Synchronisation mit dem übertrieben italienischen Akzent wirkt heute etwas seltsam. Zum Glück ist auf der DVD auch die italienische Originalfassung mit deutschen Untertiteln vorhanden.





Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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