Dienstag, 29. August 2017

Elephant








































Regie: Gus van Sant

Todestag, heute....

20. April 1999...Dylan Klebold und Eric Harris richten an der Columbine High School in Littleton ein Massaker in der Schule an.
"Elephant" arbeitet diese tragische Ereignis in einer fast dokumentarischer Form auf. Dabei ist das Ereignis des Films zwar fiktiv, die beiden späteren Amokläufer heissen hier Alex und Eric.
Der dokumentarisch wirkende Film von Gus van Sant schildert einen typischen Schultag und stellt einige Schüler John McFarland (John Robinson), Elias (Elias McConell), Jordan (Jordan Taylor), Carrie (Carrie Finklea), Nicole (Nicole George), Brittany (Brittany Mountain), Arcadia (Alicia Miles), Michelle (Kristen Hicks), Benny (Benny Jordan), Nathan (Nathan Tyson) und auch Alex (Alex Frost) und Eric (Eric Deulen) in ständig wechselnden Einstellungen und Episoden vor. Die Kamera beobachtet einen Tag wie jeder Andere, man trifft sich im Klassenzimmer, auf dem Flur, kleine Nöte werden beschrieben, jedoch nicht erklärt.




Die späteren Täter werden ebenso normal und unbefangen mit menschlicher Würde vorgestellt, sie werden nicht als die bösen, schuldigen Monster dargestellt.
Es wirkt spontan, so als hätte es kein feststehendes Drehbuch gegeben, lediglich einen roten Faden.
Es wird auch keine Erklärung für die Katastrophe gegeben, lediglich viele Kleinteile eines niemals kompletten Puzzles angerissen. So gibts Aufnahmen vom blauen Himmel, der Wetterlage - symbolhaft vielleicht für ein Schicksal, das der Mensch nicht steuern kann. Alex hört in einer kurzen Sequenz so was wie "Stimmen", als er die Cafeteria betritt. Eine Szene sehen wir, wie er ganz hinten im Klassenzimmer als Aussenseiter von den Kids vorne mit allen möglichen Utensilien beworfen wird, so als eine Art Abfalleimer. Die Freundschaft von Alex und Eric wird angerissen, Alex spielt "Für Elise" auf dem Klavier, während Eric grad per Videospiel haufenweise Leute abballert.
Am Tag des Massakers läuft eine Doku über Hitler in der Glotze.
Eine Art "Zärtlichkeit" zwischen beiden wird sichtbar, bevor sie zur Tat schreiten.
Die völlig normal laufende, tagtäglich erlebte Routine oder Idylle in der Schule wird dann von den beiden völlig zerstört. Erweiterter Suizid "heute werden wir sterben und wir nehmen noch ein paar andere mit" - Sportskanonen, die Streberin, die oberflächlichen Darlings....
Ich habe den Film gestern geschaut und ich muss sagen, dass mich der subtile und sensible Stil des Films tief beeindruckt hat, er ist niemals effekthaschend, nie belehrend, nie moralisch, nie voyeuristisch. Das Grauen, für das es keine allgemeingültige Erklärung gibt und das mit so einer erschreckend unerwarteten Wucht den Alltag auflöst, hat mich stumm gemacht.
Gus von Sant ist mit seiner Laien-Besetzung ein besonders wertvoller Film geglückt. Er regt zum Nachdenken auch über sehr viele andere Themen an, denn die Erklärungen dafür sind viel zu vielschichtig, als die Medien solche Katastrophen oberflächlich erklären.
Viel geredet wird allerdings nicht. Die knappen Sätze schnappt man nebenbei auf, skizzenhaft bleiben auch die Charaktere.
Allerdings sind die Kamerabilder von Harris Savides (Zodiac, American Gangster) virtuos gestaltet und der Film bezieht dadurch eine fast hynotische Wirkung. Trotz des Massakers, dass an diesem Tag geschieht, strahlt auch eine gewisse Schönheit und Poesie durch. 







Bewertung: 10 von 10 Punkten..

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