Regie: Abderrahmame Sissako
Als die Gotteskrieger in die Stadt kamen...
Der mauretanische Filmregisseur Abderrahmame Sissako war mit seinem Film
"Timbuktu" der Gewinner der Cesar Verleihung 2015. Insgesamt bekam die
französisch-mauretanische Produktion sieben Auszeichungen: Bester Film,
beste Regie, beste Kamera für Sofian El Fani, bester Schnitt, bestes
Orginaldrehbuch, beste Filmmusik und bester Ton. Dieser Erfolg führte
auch zu einer Oscar-Nominierung als bester ausländischer Film, ausserdem
war er in Cannes für die goldene Palme nominiert. Die vor kurzem
durchgeführte BBC-Umfrage über die besten und wichtigsten Filme des
neuen Jahrhunderts führt "Timbuktu" auf dem mehr als ehrenvollen Rang
36.
Es ist sicherlich eines der seltenen Beispiele für einen politisch
ambitionierten Film, der sich mit Ereignissen der Gegenwart beschäftigt.
Die von Mythen umwobenen malische Stadt Timbuktu wird im Jahr 2012 durch
Dschihadisten der Al-Qaida nahen Gruppe Ansar Dine eingenommen. Die
extremistishcen ausländischen Milizen wollen ihren Glauben und ihre
streng ausgelegten Regeln der dortigen Bevölkerung notfalls auch mit
Gewalt aufzuwingen. In den Dünen am Rande der Stadt lebt der Nomade
Kidane (Ibrahim Ahmed) mit sener Frau Satima (Toulou Kiki), seiner über
alles geliebten Tocher Toya (Layla Walet Mohamed) und dem zwölfjährigen
Waisenjungen Issan (Mehdi Ag Mohamed) in einem Zelt. Die Familie ist
arm, hat aber 7 Kühe, die der Junge tagsüber hütet. Seine Lieblingskuh
hat er GPS genannt. Die Familie ist gläubig und gelegentlich spielt der
Vater auf seinem Instrument und singt dazu. Bislang sind sie noch nicht
betroffen von dem strengen Verhaltenskodex, den die Dschihadisten in der
Stadt einführen.
Die Länge der Hosenbeine wird bestimmt, Frauen werden verpflichtet
Burka, Handschuhe und Strümpfe in der Öffentlichkeit zu tragen,
weiterhin ist plötzlich Fernsehen, Radio, Fußball, Alkohol, Musik,
Herumstehen als Sünde verwerflich. Die Bewaffneten treten mit Schuhen in
die örtliche Moschee ein, der Imam (Adel Mahmoud Cherif) schickt sie
weg. Doch auch er kann sich nicht gegen ihr Machtgehabe durchsetzen.
Kidane entscheidet sich, das zukünftige Kalb der trächtigen GPS Issan zu
schenken. Als die Kühe wie jeden Tag am Fluss ihr Wasser trinken, wird
Fischer Amadou böse. Er hat Angst, dass Issans Kühe beim Marsch durch
den Fluss seine Fischernetze zerreißen und tötet GPS mit einem Speer.
Issan rennt heulend nach Hause und Kidane macht sich auf Amadou zur Rede
zu stellen. Er nimmt dabei eine Pistole mit, obwohl ihn seine Frau
eindringlich warnt den streit nicht eskalieren zu lassen. Doch das
Schicksal will es, dass sich nach einer heftigen Schlägerei eine Kugel
löst und bevor Issan zuhause wieder ankommt, wird er wegen Mordes an
Amadou verhalftet. Gemäß der Scharia droht ihm die Todesstrafe...
Der Film nimmt direkt Bezug auf den Islam und stellt einen toleranten
Glauben dem Extremismus gegenüber. Eindringliche Szenen bleiben im
Gedächtnis, etwa dann wenn eine Gruppe von jungen Leuten, die singen und
Musik machen, verhaftet werden oder wenn die Jungs im Dorf trotz des
konfiszierten Fußballs dennoch auf dem Sportplatz ohne Ball ihr Spiel
machen. Schläge gibt es für die Sänger, lachen ist verboten und eine
verbotene Liebesbeziehung führt zu einer Steinigung. Alles war
friedlich, die Beduinen Familie lebte glücklich in ihrem Zelt, bis das
Unglück alles durcheinander bringt. Sisskao schafft es auf bewegende
Weise, den grassierenden Fundamentalismus zu zeigen und bietet Poesie
als Hoffnungsschimmer an. Auch wenn am Ende des Films die beiden Kinder
ziellos durch die Wüste rennen, genauso wie in der Anfangsszene eine
Gazelle, die von der Miliz durch die Sandwüste gejagt wird.
Auslöser für diesen Film war die Steinigung eines ehebrecherischen
Paares durch die Extremisten, die Sissako selbst miterlebt hatte.
"Timbuktu" ist toll fotografiert und wirkt trotz seines sehr ernsten und bedrückenden Themas irgendwie federleicht und sanft. Die alltäglichen Beobachtungen sprechen für sich. Die Menschen, die plötzlich mit religiösen Fanatikern konfrontiert werden, müssen sich unterordnen, obwohl es für sie nicht nachzuvollziehenist, warum ihnen solche unsinnigen Regeln aufgezwungen werden.
"Timbuktu" ist toll fotografiert und wirkt trotz seines sehr ernsten und bedrückenden Themas irgendwie federleicht und sanft. Die alltäglichen Beobachtungen sprechen für sich. Die Menschen, die plötzlich mit religiösen Fanatikern konfrontiert werden, müssen sich unterordnen, obwohl es für sie nicht nachzuvollziehenist, warum ihnen solche unsinnigen Regeln aufgezwungen werden.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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