Freitag, 18. August 2017

Herr der Fliegen







































Regie: Peter Brook

Tötet die Bestie....

Ein aufgespießter, halb verwester und von Fliegen übersäter Schweinekopf...dieses Bild in Peter Brooks 1963 entstandenen Survival-Movie "Herr der Fliegen" ist mehr als nur eine Anspielung auf den Teufel - auf Mephisto, der in Goethes "Faust" als der Fliegengott bezeichnet wird. Der Film entstand nach dem berühmten Roman von William Golding, der 1954 veröffentlicht wurde und entwickelte sich - ähnlich wie "Der Fänger im Roggen" von Jerome D. Salinger - zum ultimativen Kultbuch. Die religiösen, psychologischen und soziologischen Aspekte des Romans blieben zuerst noch unbeachtet, später wurden sie als problematisch eingestuft und ab 1974 wurde in den USA und in Kanada der Zugang zu diesem Buch an Schulen erschwert.
Die Verfilmung von 1963 wird allgemein besser beurteilt als die 1990 von Harry Hook realsierte Farbverfilmung mit Balthasar Getty.
Wo sind wir ? Auf einer wunderbar idyllisch wirkenden Südseeinsel. Ein Flugzeug ist kurz vorher abgestürzt. Die Erwachsenen sind tot. Aber eine Gruppe sechs- bis zwölfjähriger Jungen, die aus Eliteschulen kommen, hat überlebt. Darunter einige Chorjungs mit ihrem Anführer jack (Tom Chapin). Auch ein dicklicher Junge mit Brille, den alle Schweinchen (Hugh Edwards) nennen und der sympathische und anständige Ralph (James Aubrey), der das Zeug zum Anführer hat. Tatsächlich wählen die Jungs einen Chef und die Mehrheit entscheidet sich für Ralph. Der versteht es immerhin etwas Ordnung in die Gruppe reinzubringen und die Sitzungen sollen demokratisch abgehalten werden. Wer etwas zu sagen hat, der bekommt ein Muschelhorn und darf seine Meinung kundtun. Die Jungs schmieden Pläne, wie es gelingt wieder nach Hause kommen zu können und es wird beschlossen ein Feuer auf der Bergspitze zu machen und dieses auch in Gang zu halten. Vielleicht wird man von einem vorbeifahrenden Schiff gesehen oder von einem Flugzeug. Doch es kommt immer wieder zu Reibereien mit Jack, der beschlossen hat auf der Insel der Jäger zu sein. So macht er mit seiner Clique lieber Jagd auf die wildlebenden Schweine, die auf der Insel leben. Ausserdem schikaniert Jack die schwächeren Kinder, vor allem auf Schweinchen hat er es abgesehen. Bald bröckelt die Mehrheit von Ralph, denn immer mehr Kinder schließen sich dem aggressiven Jack an. "Tötet die Bestie, tötet das Schwein" so der Schlachtruf der Jungens, die sich mehr und mehr in einen Blutrausch begeben. Die kleineren Kinder glauben immer mehr, dass ein Monster auf der Insel sein Unwesen treibt. Dabei handelt es sich um einen Soldaten, der mit seinem Fallschirm abstürzte und sich in einem Baum verfangen hat. Nur der kleine Simon (Tom Gamman) lüftet dieses Geheimnis, doch bevor er den anderen Jungs Bescheid sagen kann, wird er irrtumlich von den anderen für das Monster gehalten und tot geschlagen. Auch Schweinchen stirbt durch einen Steinwurf von Roger (Roger Elwin). Am Ende muss auch Ralph um sein Leben rennen, verfolgt von einer blutrünstigen Meute von Jungs...




Peter Brooks Verfilmung des Romans ist auch heute noch extrem überzeugend und begeistert als grimmige Parabel über die Natur des Menschen. Das "National Borad of Review" zählte "Herr der Fliegen" sogar zu den 10 besten Filmen des Jahres. Die jungen Hauptdarsteller James Aubrey, Tom Chapin und Hugh Edwards verkörpern ihre Rollen sehr stark. Die Geschichte ist durchgehend pessimistischer Natur und zentrale Fragen über das Menschsein kommen in den Sinn. Eine Robinsonade der destruktiven, teuflischen Machart.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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