Regie: Peter Brook
Tötet die Bestie....
Ein aufgespießter, halb verwester und von Fliegen übersäter Schweinekopf...dieses Bild in Peter Brooks 1963 entstandenen Survival-Movie "Herr der Fliegen" ist mehr als nur eine Anspielung auf den Teufel - auf Mephisto, der in Goethes "Faust" als der Fliegengott bezeichnet wird. Der Film entstand nach dem berühmten Roman von William Golding, der 1954 veröffentlicht wurde und entwickelte sich - ähnlich wie "Der Fänger im Roggen" von Jerome D. Salinger - zum ultimativen Kultbuch. Die religiösen, psychologischen und soziologischen Aspekte des Romans blieben zuerst noch unbeachtet, später wurden sie als problematisch eingestuft und ab 1974 wurde in den USA und in Kanada der Zugang zu diesem Buch an Schulen erschwert.
Die Verfilmung von 1963 wird allgemein besser beurteilt als die 1990 von
Harry Hook realsierte Farbverfilmung mit Balthasar Getty.
Wo sind wir ? Auf einer wunderbar idyllisch wirkenden Südseeinsel. Ein
Flugzeug ist kurz vorher abgestürzt. Die Erwachsenen sind tot. Aber eine
Gruppe sechs- bis zwölfjähriger Jungen, die aus Eliteschulen kommen,
hat überlebt. Darunter einige Chorjungs mit ihrem Anführer jack (Tom
Chapin). Auch ein dicklicher Junge mit Brille, den alle Schweinchen
(Hugh Edwards) nennen und der sympathische und anständige Ralph (James
Aubrey), der das Zeug zum Anführer hat. Tatsächlich wählen die Jungs
einen Chef und die Mehrheit entscheidet sich für Ralph. Der versteht es
immerhin etwas Ordnung in die Gruppe reinzubringen und die Sitzungen
sollen demokratisch abgehalten werden. Wer etwas zu sagen hat, der
bekommt ein Muschelhorn und darf seine Meinung kundtun. Die Jungs
schmieden Pläne, wie es gelingt wieder nach Hause kommen zu können und
es wird beschlossen ein Feuer auf der Bergspitze zu machen und dieses
auch in Gang zu halten. Vielleicht wird man von einem vorbeifahrenden
Schiff gesehen oder von einem Flugzeug. Doch es kommt immer wieder zu
Reibereien mit Jack, der beschlossen hat auf der Insel der Jäger zu
sein. So macht er mit seiner Clique lieber Jagd auf die wildlebenden
Schweine, die auf der Insel leben. Ausserdem schikaniert Jack die
schwächeren Kinder, vor allem auf Schweinchen hat er es abgesehen. Bald
bröckelt die Mehrheit von Ralph, denn immer mehr Kinder schließen sich
dem aggressiven Jack an. "Tötet die Bestie, tötet das Schwein" so der
Schlachtruf der Jungens, die sich mehr und mehr in einen Blutrausch
begeben. Die kleineren Kinder glauben immer mehr, dass ein Monster auf
der Insel sein Unwesen treibt. Dabei handelt es sich um einen Soldaten,
der mit seinem Fallschirm abstürzte und sich in einem Baum verfangen
hat. Nur der kleine Simon (Tom Gamman) lüftet dieses Geheimnis, doch
bevor er den anderen Jungs Bescheid sagen kann, wird er irrtumlich von
den anderen für das Monster gehalten und tot geschlagen. Auch
Schweinchen stirbt durch einen Steinwurf von Roger (Roger Elwin). Am
Ende muss auch Ralph um sein Leben rennen, verfolgt von einer
blutrünstigen Meute von Jungs...
Peter Brooks Verfilmung des Romans ist auch heute noch extrem
überzeugend und begeistert als grimmige Parabel über die Natur des
Menschen. Das "National Borad of Review" zählte "Herr der Fliegen" sogar
zu den 10 besten Filmen des Jahres. Die jungen Hauptdarsteller James
Aubrey, Tom Chapin und Hugh Edwards verkörpern ihre Rollen sehr stark.
Die Geschichte ist durchgehend pessimistischer Natur und zentrale Fragen
über das Menschsein kommen in den Sinn. Eine Robinsonade der
destruktiven, teuflischen Machart.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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