Montag, 21. August 2017

Barton Fink







































Regie: Joel and Ethan Coen

Das bestimmte Barton Fink Gefühl...

In den 90er Jahren drehten die Coen Brüder ihre besten Filme. Nach einem fulminanten Mafia Epos "Millers Crossing" und noch vor dem winterlichen "Fargo" erschufen sie mit "Barton Fink" nicht nur eine unvergessene Filmfigur, sondern auch gleichzeitig dieses unwiderstehliche "Barton Fink Feeling" mit dem es sich so leicht und locker die besten Filmdrehbücher der Welt schreibt. Vorschußlorbeeren bekam der junge und idealistische Autor (John Turturro) reichlich. Sein erstes Bühnenstück wurde sogar am Broadway ein großer Kritikererfolg, er wurde euphorisch gefeiert für seine treffende Darstellung des Milieus der kleinen Leute. Nun hat auch Hollywood starkes Interesse an den Autor und von "Capitol Pictures" kommt ein extrem lukratives Angebot, mit dem Barton sehr reich werden könnte. Widerwillig nimmt er es dann auch an und macht die Bekanntschaft mit diesen verrückten Filmleuten wie dem wahnsinnigen Filmmogul Jack Lippnick (Michael Lerner) und dessen sklavisch untergebenenen Adlatus Lou Breeze (John Polito) oder Produzent Ben Geisler (Tony Shalhoub). Barton kommt im schäbigen Hotel "Earle" unter, ein Etablissement, dass schon bessere Tage gesehen hat und auf bizarres Personal wie Chet (Steve Buscemi) setzt. Es wirkt menschenleer, aber das Hotel bietet einen kostenlosen Schuhputzservice an und anhand der vor die Zimmer gestellten Schuhpaare müsste das Hotel bis aufs letzte Zimmer ausgebucht sein. Dort versucht Barton nun dieses Drehbuch über einen Catcherfilm mit Wallace Beery zu schreiben. Doch bereits der Anfang, der die Geschichte ins Rollen bringen soll, funktioniert nicht. Barton hat Null Inspiration. Selbst die Bekanntschaft mit dem Schriftsteller W. P. Mayhow (Jack Mahoney) und dessen Freundin und Sekretärin Audrey Taylor (Judy Davis) steht aufgrund des üppigen Alkoholkonsums von Mayhow unter keinem guten Stern. Nur sein Zimmernachbar im Hotel, Versicherungsvertreter Charley Meadows (John Goodman), ein einfacher Mann mit Gewichtsproblemen, wird zu einer Stütze für Barton, der sogar noch in einem Mordfall verwickelt wird, weil er am Morgen neben einer Leiche aufwacht..




Die Coen Brüder haben hier einen atmosphärisch dichten Hollywood-Film alter Schule gemacht, der die Verrücktheit und den Wahnsinn dieser boomenden Filmstadt der 40er Jahre wieder aufleben lässt und in seinem Noir Stil sogar in der Mitte der Story in einen Thriller übergleitet, der rabenschwarz ist und die Beziehung eines idealistischen Schreiberlings mit einem scheinbar gutmütigen Mann vom Volk zeigt. Allerdings kann der von Barton so favorisierte kleine Mann mitunter auch ein Karl Mundt sein. Für mich ist "Barton Fink" der schönste Film der 90er Jahre. Einfach herrlich auch die Kameraarbeit von Roger Deakins, der die Korridore des "Earls" beinahe so gespenstisch aussehen lässt wie Kubrikcs Overlock Hotel. Reinster Horror auch das Innenleben der Zimmertapete.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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