Regie: Akira Kurosawa
Wahrheit, verborgen im Dämonenwald....
Mit dem 1950 gedrehten "Rashomon- Das Lustwäldchen" gelang dem
japanischen Regisseur Akira Kurosawa ein riesiger internationaler
Erfolg. So wurde man seit dieser Zeit auf das japanische Filmschaffen
aufmerksam. Auch heute noch gilt "Rashomon" als wahrer Meilenstein der
Kinogeschichte. Die Geschichte, die gezeigt wird, setzt sich mit der
Schuld, mit Ursachen und vor allem mit der Wahrheit in Verbindung eines
Verbrechens auseinander. Die faszinierende Geschichte spielt im tiefsten
Mittelalter Japans, in der Heian-Zeit (794 bis 1185). Einer Zeit, die
durch Kriege, Epidemien und Naturkatastrophen gekennzeichnet war.
Schon in den ersten Szenen darf man begeistert sein, von dem kunstvoll
komponierten Film, der die gleiche Geschichte insgesamt viermal erzählen
lässt. Und immer ist es eine völlig andere Geschichte, die da erzählt
wird. Kurosawa macht die Natur zum Bestandteil der Handlung. Er erzeugt
eine Unsicherheit in der Szenerie, weil sich flirrende Lichtreflexe auf
den Blättern der Bäume wiederholen. Erzählt wird die Begebenheit von
einem Holzfäller (Takashi Shimura) und einem Priester (Minoru Chiaki).
Beide traten als Zeugen in einem Gerichtsprozess auf. Nun haben die
beiden Männer wegen des starken Unwetters Schutz in der Tempelruine
Rasho-Mon gesucht. Dort treffen sie auch auf einen Knecht (Kichkjiro
Ueda), dem sie die Geschichte erzählen. Ein Samurai (Masayuki Mori)
begleitet seine Frau (Machiko Kyo), die auf einem Pferd reitet, durch
den unheimlichen Wald der Dämonen. Dort treffen sie auf den berühmten
Räuber Tajomaru (Toshiro Mifune). Der ruht sich unter einem Baum aus.
Durch einen Windhauch wird der Schleier der Frau aufgedeckt - für einen
Moment sieht der Bandit die Frau und nun begehrt er sie. Er muss sie
haben. Er lockt den Samurai in einen Hinterhalt, fesselt ihn und
vergewaltigt vor den Augen ihres Mannes die wehrlose Frau. Doch aus dem
anfänglichen Widerstand wird schnell Hingabe. Sie bittet den Banditen
ihren Mann zu töten. In einem ehrlichen Zweikampf tötet der Bandit
seinen Konkurrenten - so hört sich zumindest die Geschichte bei dem
gefassten Räüber an, der als Angeklagter seine Hinrichtung zu fürchten
hat. Die Aussage der Frau ist aber ganz anders. Als dritte Variante wird
auch noch mit einem Medium, einer Geisterfrau (Norika Homna) Kontakt
zum Samurai im Reich der Toten aufgenommen. Aus seine Geschichte hört
sich völlig anders an...
Als vierte Variante kommt auch noch die Version des Holzfällers dazu,
der vor Gericht ebenfalls diWahrheit verschwieg. Er entpuppt sich
plötzlich als Augenzeuge. Im Grunde haben alle alle Beteiligten aus
eigensüchtigen Motiven die Unwahrheit erzählt. Durch eine Sühneleistung
wird die Lüge am Ende wieder gutgemacht. Der Film zeigt aus
verschiedenen Kamerawinkeln und fließenden Kamerabewegungen seine
Rückblenden. Das Licht in diesem Wald der Dämonen wird durch die Bäume
magisch gefiltert. Kameramann Kazuo Miyagawa (Erzählungen unter dem
Regenmond, Kagemusha) hat genau wie der Regisseur Kurosawa eine perfekte
Leistung erbracht. "Rashomon" ist für mich neben "7 Samurai" und "Ran"
der beste Film von Kurosawa. Dieser Film mit seiner präzise gestalteten
Ästhetik fasziniert auch durch seine archaische Wildheit.
Bewertung: 10 von 10 Punkte.
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