Mittwoch, 30. August 2017

Polizeirevier 21







































Regie: William Wyler

Detective Story...

Der 1902 im elsässischen Mülhausen (damals deutsches Kaiserreich) geborene weltberühmte Hollywood-Regisseur William Wyler hat in einigen Genres Meisterwerke geschaffen. Er hat dreimal den Oscar als bester Regisseur (Mrs. Miniver, Die besten Jahre unseres Lebens, Ben-Hur) gewinnen konnen und sehr oft war er auch im Film Noir Genre tätig. 1937 mit "Sackgasse" einem Frühwerk von Humphrey Bogart, ein erfolgreicher Gangsterfilm seiner Zeit und Vorläufer der schwarzen Serie. Noch dunkler war "Das Geheimnis von Malampur" mit einer nicht mehr zu überbietenden boshaften Bette Davis. Auch das Noir Spätwerk "An einem Tag wie jeder andere" darf nicht unerwähnt bleiben. Etwas weniger bekannt ist jedoch "Polizeirevier 21" aus dem Jahr 1951 für den es immerhin 4 Oscar-Nominierungen (Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch, Hauptdarstellerin Eleanor Parker, Nebendarstellerin Lee Grant) und 3 Golden Globe Nominierungen (Bester Film, Bester Hauptdarsteller Kirk Douglas, Nebendarstellerin Lee Grant) gab und auf einem Bühnenstück von Sidney Kingsley basiert, das zwischen März 1949 und August 1950 insgesamt 581 mal am Broadway lief. Diese Nähe zur Bühne sieht man dem Film auch an, wobei Wyler dies bewusst so wollte: Der Film spielt - abgesehen von ein paar wenigen Aussenaufnahmen auf der Straße - ausnahmslos in dem Polizeirevier. Er ließ das Bühnenbild des Broadwaysstücks im Studio genau nachbauen. Die Handlung konzentriert sich in straffer Weise auf nur wenige Stunden, sie zeigt detailgetreu und atmosphärisch was sich im Inneren dieser Polizeiwache abspielt. Durch den beengten Rahmen und die exzellenten Darstellerleistungen entsteht eine klaustrophobische Enge, die sowohl irre spannend als auch extrem unangenehm wirkt. "Polizeirevier 21" ist alles andere als ein Wohlfühlfilm.
Kirk Douglas, sogar noch eher bekannt für seine Western und Abenteuerfilme, zeigte in seinen frühen Film Noirs einige seiner besten Leistungen, so in Billy Wilders "Reporter des Satans" oder eben hier in Wylers "Polizeirevier 21". Er spielt einen sehr engagierten, aber auch manischen bis fanatischen Cop, der sich an diesem Tag immer mehr in dieses Seelenwrack verwandelt, was er wahrscheinlich schon lange ist - aber seinen krankhaften Zustand immer durch die berufliche Betriebsamkeit überdecken konnte.
Schon die erste Szene in "Polizeirevier 21" zeigt: Die Detectives dieses Reviers gehen nicht gerade zimperlich mit den Deliquenten um. An diesem warmen Sommermorgen in New York bringt Detective Pat Callahan (William "Bill Phillips) eine naive Ladendiebin (Lee Grant) aufs Revier, die er gerade beim Handtaschenklau geschnappt hat. Der gewiefte Anwalt Endicott Sims (Warner Anderson) wünscht den Bos Lieutenant Monaghan (Horace McMahon) zu sprechen, denn der Abtreibungsarzt Karl Schneider (George MacReady) aus New Jersey - sein Mandant - will sich stellen. Mit diesem Fall ist Detective James McLeod (Kirk Douglas) betraut, der aber noch nicht auf der Dienststelle erschienen ist. Sims wünscht, dass McLeoad sich von der Überstellung seines Mandanten fernhält, da er den Detective als sehr gewalttätig einschätzt. Bald erscheint dieser auch und kommt mit dem des Diebstahls überführten jungen Arthur Kindred (Craig Hill) aufs Revier. Es wird sehr schnell ersichtlich, dass die Aussagen des Anwalts nicht unbedingt übertrieben sein müssen. Man merkt gleich, dass James McLeod überhaupt kein Erbarmen mit Gesetzesbrechern, selbst mit den Kriminellen hat. Auf Schneider scheint er einen besonderen Hass zu haben. Noch weiß er nicht, dass seine Frau Mary (Eleanor Parker) mit der er sich noch kurz auf der Straße getroffen hat, heute noch einmal auf dem Revier erscheinen wird. Dies wird auch sein Schicksal bestimmen...



Und der Film endet völlig dramatisch, ohne Ausweg - weil ein Mann sich selbst im Wege steht und immer stand. Wylers Verdienst ist es vor allem, dass er ein sehr bedenkliches Bild einer normalen Polizeiwache liefert. Gewalt und ein rüder Ton sind an der Tagesordnung. Es gibt ein Wiedersehen mit William Bendix, der in vielen Noir Filmen der 40er dabei war - er spielt den Detective Lou Brody, einer der Beamten, die irgendwie menschlich geblieben sind und vielleicht auch mal ein Auge zudrücken. Vor allem bei dem jungen Arthur, der von seiner Bekannten Susan Carmichael auf dem Revier besucht wird. Das Mädel ist verliebt in ihn und wird gespielt von der bezaubernden Cathy O´Donnell (Die besten Jahre unseres Lebens, Der Mann aus Laramie). Der Film bietet nicht diese Heile Welt Sicht auf Amerika, sondern konfrontiert die umstrittene Hauptfigur, der keinen Fehler zulässt, mit einem dunklen Geheimnis aus der Vergangenheit, bei dem es ihm nicht gelingt es zu verzeihen. Überhaupt kann man die Ensembleleistung nur loben. Auch Joseph Wiseman als inhaftierter Charley Gennini hat tolle Momente.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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