Samstag, 19. August 2017

Der Zwang zum Bösen

Regie: Richard Fleischer

Judd Steiner und Arthie Strauss...

 "Der Zwang zum Bösen" (Original: Compulsion) ist trotz des etwas zu langen Plädoyers von Orson Welles gegen die Todesstrafe für mich einer ganz großen Filmklassiker Hollywoods.
Entstanden ist der beste Film von Richard Fleischer im Jahr 1959.  Die Geschichte orientiert sich am berüchtigten in die Kriminalgeschichte eingegangenen Mordfall von Leopold und Loeb,  zwei wohlhabende Studenten an der University of Chicago, die 1924 den 14 jährigen Bobby Franks ermordeten und dafür zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Ihre Tat war deshalb bemerkenswert, weil sie hauptsächlich durch den Ehrgeiz motiviert war, das perfekte Verbrechen im Sinne der Kunst des Mordes zu begehen bzw. aus einem Recht des überlegenenn Intellekts über dem Gesetz zu stehen.
Im Film heissen die beiden intelligenten Studenten Judd Steiner (Dean Stockwell) und Artie Strauss (Bradford Dillmann). Beide sind unzertrennlich, vor allem scheint der brilliante Schüler Judd abhängig von Arties subtilen, sadistisch-geprägten Demütigungen zu sein.
Sehr zum Leidwesen seines Bruders steht Judd völlig unter der Fuchtel seines charismatischen Kommilitonen.
Es ist das Jahr 1924 und beide kommen aus sehr wohlhabenden Verhältnissen. Der dominierende Artie befielt seinen Freund diesen Mord mitzumachen, Unterwürfig erklärt sich Judd dazu bereit den kleinen Paulie Kessler zu töten.
Zur etwa gleichen Zeit lernt Judd durch Studienkollege Sid Brooks dessen sensible Freundin Ruth Evans (Diane Varsi) kennen, die sich zum arrogant auftretenden Judd menschlich hingezogen fühlt und den eher schlechten Einfluss von Artie bemerkt.
Der Film beschäftigt sich vor allem in sehr präziser Form mit der Aufklärung des Mordfalles durch den raffinierten Staatsanwalt Harald Horn (E.G.Marshall mit einer grandiosen Vorstellung). Dabei kommt einer Brille und einer Schreibmaschine eine ganz besondere Bedeutung zu. Am Ende stehen die beiden Studenten vor Gericht, die Familie engagiert den bekannten Strafverteidiger Jonathan Wilk (Orson Welles), der versucht die Beiden vor dem elektrischen Stuhl zu bewahren...




Die Story wurde schon oft abgewandelt in Filmen gezeigt, auch Hitchcocks wunderbarer "Rope", der nur in einer Wohnung spielt, ist an den Leopold und Loeb Fall angelehnt.
Auch in "Zwang zum Bösen" wird die homosexuelle Beziehung der beiden lediglich angedeutet, man kann sie sich trotz Zensurauflagen aber mehr als nur gut vorstellen.
Dabei liefern die beiden Hauptdarsteller Dean Stockwell und Bradford Dillmann oscarreife Leistungen ab, leider wurden sie aber nicht mal nominiert. Schade, der Film war zwar damals ein guter Publikumserfolg, hat sich aber als eines der ganz großen Filmmeisterwerke doch nicht ganz durchgesetzt, was sehr schade ist. Denn jedes Mal, wenn ich den Film mal wieder anschaue, fällt mir seine brilliante Machart auf. Richard Fleischer gelang zweifelsohne ein großer, spannender und sehr düsterer Film mit großem psychologischem Anspruch.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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