Freitag, 25. August 2017

Tag der Heuschrecke







































Regie: John Schlesinger

Alptraum Traumfabrik...

Amerika ist ein Land, dass an Träume glaubt. Wir sind aufgefordert, unseren Träumen zu folgen. Wir sollen möglichst große Träume verfolgen, denn der Glaube daran bewirkt, dass sich diese auch irgendwann erfüllen. So wie ein Bild in Gedanken, dass immer mehr nach Verwirklichung ringt. Und Hollywood ist in den 30er Jahren ein Ort, indem diese Träume noch schneller in Erfüllung gehen könnten.
Während der Rest der Welt mit Sorgen nach Europa blickt, in ganz Amerika eine große Depression mit sehr hoher Arbeitslosigkeit herrscht, versuchen hier ein paar gestrandete Existenzen ihren Traum zu verwirklichen.
Auch der verkrachte Kunststudent Tod Hackett (William Atherton) aus Yale versucht sich hier in der Traumfabrik als Setdesigner. 
Er hofft auf einen Job bei den Paramount Studios und wohnt zur Untermiete in einer schon etwas heruntergekommen, langsam verfallenden Villa in San Bernardino.
Dort lernt er das flatterhafte, wie sensible Filmsternchen Faye Greener (Karen Black) kennen, die hier aus Schauspielerin Karriere machen will und ihren schwer erkrankten Vater Harry (Burgess Meredith), ein ehemaliger Vaudeville-Variete Künstler, pflegt.
Dieser versucht sich verzweifelt derzeit als Verkäufer von Wundermedizin durchzuschlagen, aber das Geschäft läuft mies - trotz seiner clownesken Manierismen an der Haustür fremder Leute.
Eines Tages, als er gerade einem möglichen Kunden, etwas andrehen möchte, spielt aber seine Gesundheit verrückt und er erleidet einen Schwächeanfall. Homer Simpson (Donald Sutherland) ist dieser mögliche Kunde und ein ehemaliger Buchhalter aus Iowa. Er holt Hilfe und so lernt der zurückhaltende Mann, der keinen Schlag bei Frauen hat, die begehrte Faye kennen und für sie zu schwärmen.
Auch Tod verliebt sich in Faye, doch die will nur platonische Freundschaft. Auch der glücklose Cowboy Darsteller Earle Shoop (Bo Hopkins) und der aggressive Hahnenkampfveranstalter Miguel (Pepe Serna) buhlen um die Gunst des Mädchens, die zwar sehr naive Züge in sich trägt, aber dennoch ihre körperlichen Reize immer mehr skrupellos einzusetzen weiß.
An einem Erweckungsabend in der Stadt, wo der kränkelnde Harry mit göttlicher und christlicher Hilfe wieder Gesundung erfahren soll,  tritt die Predigerin Big Sister (Geraldine Page) auf, der Rubel rollt.
Als Harry dennoch nicht ganz überraschend stirbt, entlädt sich Frustration, sexuelle Gewalt und Brutalität, die unter der Oberfläche dieser Hollywood Pseudowelt brodelte. Sie entlädt sich schliesslich in einer beinahe schon apokalyptischen Gewaltorgie während der Welt-Filmpremiere zu Cecil B. DeMilles "The Buccaneer" im Grauman´s Chinese Theater. Während der Sprecher die hysterischen Schreie der Zuschauer immer mehr als Begeisterung für die anfahrenden Hollywood-Größen wahrnimmt, sind sie in Wirklichkeit ein Ausdruck eines Mobs, der tobt und einen Totschläger kaltblütig lyncht...





John Schlesingers "Der Tag der Heuschrecke" ist kein schöner Film, aber ein überaus bemerkenswerter Alptraum aus Hollywood, dessen Bilder man so schnell nicht mehr vergisst.
Es ist wahrscheinlich der beste Film, der je über die Traumfabrik gemacht wurde, aber es ist noch mehr Horrorfilm als Drama.
Aufgefahren wird nicht nur eine Reihe von psychisch deformierten Gestalten, sondern auch Menschen, die an dem Traum, der dieses Hollywood verheisst, kläglich scheitern.
Die groteske wie zynische Story spielt während der Großen Depression und beschreibt die Entfremdung und Verzweiflung einer inhomogenen Gruppe Menschen, von denen keiner der Gruppe sonderlich sympathisch wirkt deren Träume bald scheitern werden oder bereits gescheitert sind.
Echte Heuschrecken verbrennen Land. Im Hollywood dieser Zeit gibt es viele Heuschrecken. Ein junger Setdesigner startet eine hoffnungsvolle Karriere. Ein blondes Starlett sucht Rollen und bald auch reiche Männer. Ein religiöser und völlig zurückgezogen lebender Mann sucht nichts und wird von Heuschrecken gefunden. Alles muss in diesem Film zugrunde gehen: Träume, Illusionen, Liebe, Karrieren, Menschen. Am Ende verwüsten die Heuschrecken dieses Hollywood.
Und der britische Regisseur John Schlesinger schuf sein nach "Asphalt Cowboy" zweites in Amerika realsiertes Meisterwerk, das immer noch auf eine größere Anerkennung wartet.
Leicht macht es der Film nicht, es gibt heftige Szenen - die Szene mit den Hahenkampf ist erschreckend realistisch und zeigt in komprimierter Form die Stimmung des ganzen Films auf.







Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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