Regie: Roberto Begnini
Licht im Dunkel...
Roberto
Begnini wurde dem internationalen Publikum vor allem durch seine Rollen
in Jim Jarmushs "Down by law" und "Night on Earth" bekannt. Man traute
dem Komiker nicht unbedingt ein Meisterwerk wie das Holocaust Drama "Das
Leben ist schön" zu, dass er mit hoher Sensibilität und großer
Ernsthaftigkeit in Szene setzte...der Film wurde mit einem
Einspielergebnis von 230 Millionen Dollar ein weltweiter Erfolg, der 7
Oscarnominierungen bekam (Bester Film, bester Darsteller beste Regie,
Bestes Drehbuch, bester fremdsprachiger Film, beste Musik, bester Film)
und drei davon (Roberto Begnini als bester Hauptdarsteller, bester
internationaler Film, beste Musik Nicola Piovani) in Siege umwandelte.
Begininis Drehbuch, dass er mit Vincenzo Cerami verfasste, basiert
teilweise auf den Erfahrungen seines Vaters Luige, der von 1943 bis 1945
im KZ Bergen Belsen inhaftiiert war. Der Film beinhaltet am Ende der
tragischen Geschichte eine Filmszene, die sich dem Zuschauer ins
Gedächtnis brennt: Wenn Begnini als Gefangener Guido seinen Sohn vor den
Nazis versteckt und als Frau verkleidet versucht, seine geliebte
Ehefrau Dora zu finden, die sich ebenfalls unter den Gefangenen
befindet. Er wird entdeckt und von einem Soldaten mit Maschinengewehr
abgeführt. Der sohn sieht von seinem Versteck aus zu und als Guido die
Augen von Giosue in dessen Versteck erblickt, tut er so als wäre das
Abführen Teil des Spiels, bei dem man einen Panzer gewinnen kann. Was
das Kind nicht sieht: Sein Papa wird in einer dunklen Ecke erschossen. Benigni
spielt Guido Orefice, einen jüdischen italienischen Buchhändler, der
seine Fantasie einsetzt, um seinen Sohn vor den Schrecken der
Internierung in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager zu
beschützen. Dazu lügt er seinem Kind vor, dass dies alles nur ein
spielerischer Wettbewerb ist, bei dem die Mannschaft, die als erstes
1.000 Punkte sammeln kann einen echten Panzer als Hauptgewinn bekommt. Trotz
mancher Kritik an der komödiantischen Verwendung des Themas erhielt er
breite Anerkennung. Kritiker lobten Geschichte, Darstellung und Regie
sowie die Verbindung von Drama und Komödie. Neben den drei Oscars gabs
auch einen Cesar, einen deutschen Filmpreis, den Hauptpreis in Cannes
und zwei europäische Filmpreise, einmal für den besten Film des Jahres.
Der zweite Sieg ging an Begnini als bester Schauspieler. 1939
kommt der junge italienische Jude Guido Orefice im faschistischen
Italien in Arezzo in der Toskana an, um bei seinem Onkel Eliseo (Giustio
Durano) in einem Hotelrestaurant zu arbeiten. Er ist witzig und scharfsinnig und verliebt sich in das nichtjüdische Mädchen Dora (Nicoletta Braschi). Später
sieht Guido sie in der Stadt wieder, wo sie Lehrerin ist und sich mit
Rodolfo (Amerigo Fontani) verloben soll, einem reichen, aber arroganten
Beamten der Kommunalverwaltung, mit dem er regelmäßig aneinandergerät. Guido inszeniert viele "Zufälle“, um sein Interesse an Dora zu zeigen. Schließlich gibt Dora Guidos Zuneigung und Versprechen nach. Guido entführt sie auf Onkel Eliseos Pferd Robin Hood von ihrer Verlobungsfeier und demütigt damit Doras Verlobten und Mutter. Sie heiraten später, bekommen einen Sohn, Giosuè (Giorgio Cantarini), und betreiben eine Buchhandlung. Doras Mutter kommt einmal zu Besuch und lernt ihren Enkel kennen. 1944, auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs, besetzt Nazi-Deutschland Norditalien. Guido, sein Onkel Eliseo und Giosuè werden an Giosuès Geburtstag verhaftet. Sie und viele andere italienische Juden werden in einen Zug in ein Konzentrationslager gezwungen. Nachdem
Dora einen Wachmann wegen ihres Mannes und ihres Sohnes zur Rede
gestellt und ihm erklärt hat, dass kein Fehler vorliege, besteht sie
darauf, den Zug zu besteigen, um bei ihrer Familie zu bleiben. Da im Lager jedoch Männer und Frauen getrennt sind, sieht Dora ihre Familie während der Internierung nie. Guido
führt verschiedene Stunts aus, beispielsweise die Entführung des
Lautsprechers des Lagers, um Dora symbolische oder wörtliche Nachrichten
zu senden und ihr zu versichern, dass er und Giosuè in Sicherheit sind. Eliseo wird kurz nach ihrer Ankunft in einer Gaskammer ermordet. Giosuè
entgeht nur knapp der Vergasung, da er es hasst zu baden und den
anderen Kindern nicht folgte, als ihnen befohlen wurde zu duschen. Guido verheimlicht Giosuè konsequent die wahre Situation. Er überzeugt ihn, das Lager sei ein kompliziertes Spiel, bei dem er die ihm gestellten Aufgaben erfüllen müsse. Jede Aufgabe bringt Punkte, und wer zuerst tausend Punkte erreicht, gewinnt einen Panzer. Ihm
wird erklärt, dass er Punkte verliert, wenn er weint, sich über seine
Mutter beschwert oder Hunger bekundet, während stille Jungen, die sich
vor den Wachen verstecken, Extrapunkte erhalten. Giosuè zögert manchmal, bei dem Spiel mitzumachen, doch Guido ermutigt ihn ständig.
Eines Tages nutzt Guido den Anschein deutscher Offiziere und ihrer
Familien, um Giosuè zu zeigen, dass sich andere Kinder im Rahmen des
Spiels verstecken. Dann täuscht er ein
deutsches Kindermädchen vor, Giosuè sei einer ihrer Schützlinge, um ihn
zu füttern, während Guido die deutschen Offiziere bedient. Giosuè
muss während dieses Teils des Spiels stets ruhig bleiben und den
anderen Kindern einfach folgen, da er kein Deutsch spricht.
Giosuè wird beinahe als Gefangener enttarnt, als er beim Abendessen
versehentlich auf Italienisch "Gracie“ zu einem anderen Kellner sagt. Als
sie jedoch mit seinem Vorgesetzten zurückkehren, erfindet Guido eine
List, indem er allen deutschen Kindern beibringt, wie man "Gracie“ sagt,
und rettet so Giosuè. Guido führt diese
Geschichte bis zum Ende fort, als er im Chaos der Lagerschließung vor
dem Einmarsch der alliierten Truppen seinem Sohn befiehlt, sich zu
verstecken, bis alle weg sind. Die letzte Aufgabe im Wettbewerb vor dem
versprochenen Panzer gehört ihm. Guido macht sich auf die Suche nach Dora, wird aber von einem deutschen Soldaten gefasst. Ein Offizier befiehlt seine Hinrichtung, woraufhin er von dem Soldaten abgeführt wird. Auf dem Weg in den Tod geht Guido ein letztes Mal an Giosuè vorbei und zwinkert ihm zu, immer noch in seiner Rolle und im Spiel. Guido wird dann wie bereits erwähnt in einer Gasse erschossen.
Am nächsten Morgen kommt Giosuè aus seinem Versteck, gerade als eine
Einheit der US-Armee, angeführt von einem Sherman-Panzer, eintrifft und
das Lager befreit. Der überglückliche
Giosuè, der nichts vom Tod seines Vaters weiß, glaubt, den Panzer
gewonnen zu haben, und ein amerikanischer Soldat erlaubt ihm, mit ihm
mitzufahren. Auf dem Weg in Sicherheit entdeckt Giosuè bald Dora im Prozessionszug, der das Lager verlässt, und trifft sie wieder. Während
der Junge seiner Mutter aufgeregt erzählt, wie er einen Panzer gewonnen
hat, genau wie sein Vater es versprochen hatte, entpuppt sich der
erwachsene Giosuè als Erzähler und erinnert sich an die Opfer, die sein
Vater für ihn gebracht hat...









Regisseur
Roberto Benigni ließ sich ausserdem vom Buch "Am Ende besiegte ich
Hitler“ von Rubino Romeo Salmoni inspirieren, das Elemente von Ironie
und schwarzem Humor enthält. Salmoni war ein
italienischer Jude, der nach Auschwitz deportiert wurde, überlebte und
mit seinen Eltern wiedervereint wurde, seine Brüder jedoch ermordet
vorfand. Benigni erklärte, er wolle Salmoni als einen Mann ehren, der ein rechtschaffenes Leben führen wollte.Seine
Freunde rieten ihm zunächst von der Produktion ab, da er Komiker und
kein Jude war und der Holocaust sein etabliertes Publikum nicht
interessierte. Ein Film voller Hoffnung angesichts unerschütterlichen
Grauens. Beinahe märchenhaft entrückt baut der Vater seinem Jungen eine
bessere Parallelwelt jenseits des Horrors auf. Der Film findet trotz dieser Scheinwelt die richtigen Töne, um sein heikles Thema zu behandeln.
Es geht darum, alles Gute und Hoffnungsvolle aus den Trümmern der
Träume zu retten. Um Hoffnung für die Zukunft. Um die notwendige
menschliche Überzeugung oder Wahnvorstellung, dass es unseren Kindern
besser gehen wird als jetzt. Dieser beeindruckende Film gibt uns einen Einblick in den Holocaust, aber in
Wirklichkeit geht es um Liebe und die Unbezwingbarkeit der
Menschlichkeit selbst inmitten von Unmenschlichkeit. "Das Leben ist
schön" war auch der letzte Film der Kameralegende Tonino Delli Colli
(Accatone, Mama Roma, Tag der Eule, Spiel mir das Lied vom Tod,
Decameron, Lacombe Lucien, Zwei glorreiche Halunken, Es war einmal in
Amerika, Der Name der Rose, Bitter Moon). In einer Nebenrolle ist Horst Buchholz zu sehen.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.